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Ästhetik des Häßlichen
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Ästhetik des Häßlichen

Königsberg, 1853
Diese Ausgabe: Reclam, 2015 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Das Hässliche erkennen und überwinden

Was ist hässlich? Diese Frage wurde vor Karl Rosenkranz nie so umfassend und systematisch gestellt, geschweige denn beantwortet. Einige Voraussetzungen des Textes, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden eines klassizistisch, christlich und eurozentrisch geprägten Weltbilds steht, sind vom Standpunkt der Moderne aus betrachtet zwar fraglich. Doch die Ästhetik des Häßlichen war zum Zeitpunkt ihres Erscheinen durchaus up to date. Auch die Urteile darüber, was hässlich ist, sind auf der Basis des Kunstverständnisses des frühen 19. Jahrhunderts gut nachvollziehbar und verständlich geschrieben. Dass der Text von 1853 stammt, also aus einer Zeit, in der die Moderne bereits am Horizont sichtbar wurde, macht es schwer, ihn abschließend einzuordnen. Er wirkt wie eine Vergewisserung und Verteidigung alter Werte in unsicheren, revolutionären Zeiten. Das Hässliche erscheint als existenzielle Bedrohung, die es durch die Aufhebung im klassisch schönen Kontext oder durch die Wendung in die Karikatur zu überwinden gilt. Das Hässliche als solches ernst zu nehmen, damit zu arbeiten oder es auch nur unaufgelöst stehen zu lassen, ist für Rosenkranz noch undenkbar.

Zusammenfassung

Das absolute Schöne und das relative Hässliche

Eine Ästhetik des Hässlichen ist überfällig. Unsere Zeit ist voller Bosheit und Hässlichkeit. Diesen Umstand gilt es nicht nur ethisch und religiös, sondern auch ästhetisch zu bewerten, denn das Böse und das Hässliche waren und sind ein Thema der Künste. Diese lassen sich in eine aufstrebende Reihenfolge bringen: Von der Architektur über die Bildhauerei, Malerei und Musik bis zur Poesie erhöhen sich die Möglichkeiten für eine adäquate Darstellung des Wesens des Geistes und der Freiheit. Generell gilt: Das Hässliche ist keine absolute Größe, sondern nur in Abhängigkeit vom Schönen, als dessen Verneinung, zu denken. Ohne die Folie des Schönen gäbe es das Hässliche nicht. Das Schöne ist die sinnlich erfassbare Seite des ideellen Wahren und Guten. Auch das Hässliche ist auf sinnliche Wahrnehmung angewiesen, es kann darum nicht Bestandteil der Ideenwelt sein. Das Hässliche tritt auf in Form des Naturhässlichen, des Geisthässlichen und des Kunsthässlichen.

Das Hässliche in Natur, Geist und Kunst

Das Naturhässliche ist nicht in simplen Formen, Massen oder Bewegungen zu erkennen; erst das organische Gebilde, also die Pflanze...

Über den Autor

Karl Rosenkranz wird am 23. April 1805 in Magdeburg als Sohn eines Steuerbeamten und einer Französin geboren. Als junger Mann zieht er zu seinem Onkel nach Berlin und beginnt dort zunächst ein breit gefächertes Studium von alter über neuere Geschichte bis zur Naturphilosophie. Über seine Begeisterung für Friedrich Schleiermacher landet Rosenkranz bei der Theologie. 1826 wechselt er an die Universität Halle an der Saale und lernt dort das Werk Georg Wilhelm Friedrich Hegels kennen und schätzen. Seine bisherige Faszination für das Mittelalter und die Romantik weicht nun einer Begeisterung für die klassische Philosophie. In Halle promoviert er 1828 mit einer Arbeit über die Periodisierung der mittelalterlichen Literatur Deutschlands, im selben Jahr folgt die Habilitation über die Philosophie Spinozas. 1833 erhält Rosenkranz den Lehrstuhl für Philosophie an der Königsberger Universität, an der vor ihm bereits Immanuel Kant gelehrt hat. Im Revolutionsjahr 1848 ging Rosenkranz auf Einladung eines liberalen Politikers zurück nach Berlin und übernahm mehrere Staatsämter. Das rund 15-monatige Gastspiel im Staatsdienst enttäuscht Rosenkranz, und er kehrt nach Königsberg zurück. In seinen rund 40 Jahren als Autor veröffentlicht er 65 eigenständige Schriften sowie 250 Beiträge in Zeitschriften. Er verfasst Texte zu Theologie, Geschichte, Philosophie und Pädagogik, gibt eine Sammlung der Werke Immanuel Kants heraus, liefert viel beachtete Biografien von Hegel, Goethe und Diderot, schreibt Städteporträts über Paris oder Venedig, zudem eine Komödie und Gedichte. Herausragend sind seine Ästhetik des Häßlichen (1853), die als erste Gesamtbetrachtung dieses Themas gilt, und Psychologie oder Wissenschaft vom subjektiven Geist (1837). Rosenkranz stirbt am 14. Juni 1879, nach langem Augenleiden fast erblindet, in Königsberg.


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