Navigation überspringen
Alles zerfällt
Buch

Alles zerfällt

London, 1958
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2014 Mehr

Buch oder Hörbuch kaufen

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Trauriger Zerfall einer traditionsbewussten Gesellschaft

Chinua Achebes Roman Alles zerfällt gilt als die erste literarische Aufarbeitung kolonialer Traumata durch einen afrikanischen Autor. Die Geschichte des Igbo-Kriegers Okonkwo führt den Leser ins vorkoloniale Nigeria an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Einfühlsam und scharfsinnig schildert Achebe zuerst die alte Kultur der nigerianischen Igbo. Dann beschreibt er das Eindringen der christlich-europäischen Missionare, die auf perfide Art und Weise die Gesellschaft der Igbo von innen heraus zerstören. Okonkwo, der in der Tradition seiner Vorfahren aufwächst, tötet fahrlässig ein Mitglied seines Klans und muss dafür sieben Jahre ins Exil. In dieser Zeit halten die christlichen Missionare Einzug in seinen Teil des Landes. Als Okonkwo zurückkehrt, ist nichts mehr, wie es war, die traditionelle Kultur der Igbo löst sich unter heftigen Wirren auf – alles zerfällt. Achebes meisterhafte Beschreibung dieser Katastrophe ist ungemein lebendig und zugleich bedrückend. Nicht umsonst gilt der Roman als Beginn der modernen afrikanischen Literatur.

Zusammenfassung

Reicher Krieger aus einfachen Verhältnissen

Der Igbo-Krieger Okonkwo ist ein schwerer und starker Mann von aufbrausendem Naturell. Er ist zudem sehr streng und wird von seinen Frauen und Kindern gefürchtet. Vor rund 20 Jahren, als er noch ein junger Mann war, gelang es ihm, einen lange unbesiegt gebliebenen Ringer im Kampf zu Fall zu bringen. Dies brachte ihm Ruhm weit über seinen Klan Umuofia hinaus. Daneben brachte ihm auch sein hart erarbeiteter Reichtum große Anerkennung. Schon in jungen Jahren besaß er zwei Speicher voller Yams und drei Ehefrauen, die ihm insgesamt acht Kinder gebaren. Auch trägt er zwei Ehrentitel, die er sich als Kämpfer bei zwei Stammeskriegen verdient hat.

Okonkwos Start ins Leben war jedoch nicht einfach. Sein Vater Unoka, das genaue Gegenteil von ihm, scheute nicht nur jegliche körperliche Auseinandersetzung, sondern war auch faul und unbekümmert. Er hatte nichts, was er Okonkwo hätte vererben können. Er feierte gern und machte Schulden, die er nur selten zurückzahlte. Zum Sterben trug man ihn in den „bösen Busch“, ohne ein anständiges Begräbnis. Okonkwo schämte sich für seinen Vater und dessen unmännliches...

Über den Autor

Albert Chinụalụmọgụ „Chinua“ Achebe wird am 16. November 1930 in Ogidi, Nigeria, als Kind christlicher Eltern geboren. Viele seiner Verwandten hängen noch dem alten Igbo-Glauben an. Achebe besucht eine Missionsschule. 1944 wird er am Elitecollege von Umuahia zum Studium zugelassen und tut sich dort als hochbegabter Schüler hervor. Hier kommt Achebe in Kontakt mit den großen Klassikern der Weltliteratur. Nachdem er das üblicherweise fünfjährige Curriculum in nur vier Jahren absolviert hat, studiert er an der renommierten Universität von Ibada zunächst Medizin, dann Anglistik, Geschichte und Theologie. Sein erster Roman Alles zerfällt (Things Fall Apart) erscheint 1958. Neben zahlreichen Kurzgeschichten und Gedichten veröffentlicht er noch vier weitere Romane, darunter Heimkehr in ein fremdes Land (No Longer at Ease, 1960) und Der Pfeil Gottes (Arrow of God, 1964), die gemeinsam mit Alles zerfällt Achebes sogenannte afrikanische Trilogie bilden. Er arbeitet beim nigerianischen Radiosender NBS, als UN-Sonderbotschafter und als Literaturprofessor. Sein bedeutendster Essay ist Ein Bild von Afrika (An Image of Africa, 1975), in dem er den Roman Herz der Finsternis von Joseph Conrad dafür kritisiert, die afrikanischen Ureinwohner zu entmenschlichen. Zeit seines Lebens engagiert er sich für die Menschenrechte in seiner Heimat und äußert sich kritisch gegenüber dem Missbrauch von Autorität, Korruption und Menschenrechtsverletzungen. 1961 heiratet er seine Arbeitskollegin Christie Okoli, mit der er insgesamt vier Kinder bekommt. 1990 erleidet Achebe einen schweren Autounfall. Von da an ist er querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Wenig später erhält er eine Professur am Bard College in New York, wo er in der Folge 15 Jahre lang unterrichtet. Seine Werke werden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker International Prize. Achebe erhält mehr als 30 Ehrentitel verschiedener Universitäten weltweit. Nach kurzer Krankheit stirbt er am 22. März 2013 in Boston.


Kommentar abgeben

Mehr zum Thema