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Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes
Buch

Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes

London, 1936
Diese Ausgabe: Duncker & Humblot, 2006 Mehr

Literatur­klassiker

  • Ökonomie
  • Moderne

Worum es geht

Revolution der Nationalökonomie

War John Maynard Keynes ein Revoluzzer? Die Antwort muss lauten: politisch nein, in der Wirtschaftstheorie sehr wohl. Sein Anliegen war es, wirtschaftspolitische Instrumente zu entwickeln, mit denen das kapitalistische System stabilisiert und vor selbstzerstörerischen Tendenzen bewahrt werden konnte. Keynes hat zwar keine Regierungen gestürzt, wohl aber am Thron der nationalökonomischen Klassiker gerüttelt wie kein anderer. Er stellte den Glauben an die „unsichtbare Hand“ des Marktes, jene von Adam Smith beschworene Kraft, die Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen sollte, grundlegend infrage. Angesichts der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren konnte er kein Gleichgewicht mit Vollbeschäftigung erkennen. Gab es am Ende gar keines? In seinem Hauptwerk, der Allgemeinen Theorie, führte er dann den entscheidenden Angriff gegen die klassischen Ökonomen: Der Markt versagt, es gibt ein Unterbeschäftigungsgleichgewicht, und nicht die Löhne, sondern die Investitionen, nicht das Angebot, sondern die Nachfrage sind die Bestimmungsfaktoren der Wirtschaft. Die neukeynesianische Idee der Nachfrageunterstützung durch den Staat unter Inkaufnahme von Verschuldung (eine Idee, der Keynes selbst allerdings widersprach) läutete eine neue Ära der Wirtschaftspolitik ein. Auch wenn sich gegen Keynes’ Theorie später die Neoliberalen und Monetaristen erhoben: Seine Bedeutung ist auch heute noch überragend.

Zusammenfassung

Die Trugschlüsse der klassischen Theorie

Die Begründer und Nachfolger der klassischen ökonomischen Theorie – dazu gehören u. a. David Ricardo, John Stuart Mill, Arthur Cecil Pigou und Alfred Marshall – sind in ihren Theoriegebäuden von Lehrsätzen ausgegangen, die so nicht haltbar sind. Eine andauernde Periode von Arbeitslosigkeit sah deren Theorie nicht vor. Warum nicht? Weil sie davon ausgingen, dass es sich bei Unterbeschäftigung nur um einen freiwilligen Verzicht der Arbeitskräfte auf Arbeit handeln könne. Kernargument war die Flexibilität der Löhne: Solange diese nach unten angepasst werden könnten, stelle sich schon ein Gleichgewicht zwischen dem Angebot und der Nachfrage nach Arbeit ein. Wenn Arbeiter also unterhalb eines bestimmten Lohnsatzes nicht arbeiten wollten, galt das als freiwillige Arbeitslosigkeit. Wollten sie die Lohnanpassung nach unten mit Streiks oder Tarifverträgen künstlich verhindern, war ihre Arbeitslosigkeit wiederum freiwillig. Was die klassische Theorie aber nicht wahrhaben wollte, ist angesichts der Massenarbeitslosigkeit in den 30er Jahren Gewissheit geworden: Es gibt eine massive unfreiwillige Arbeitslosigkeit – und zwar auch dann, wenn die...

Über den Autor

John Maynard Keynes hat als Volkswirtschaftler und Publizist wie kein anderer die Sichtweise der Wirtschaft in der Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt: Er war ein brillanter Ökonom, dabei völlig unpolitisch, gleichzeitig aber auch ein Kunstliebhaber, der im elitären Bloomsbury Circle mit Virginia Woolf verkehrte. Keynes wird am 5. Juni 1883 in Cambridge geboren. Er absolviert seine Ausbildung an der angesehenen Privatschule Eton. In der Universität belegt er Mathematik und Ökonomie. Nach dem Examen im Jahr 1905 unterzieht er sich den Prüfungen für den höheren Staatsdienst und vertieft gleichzeitig seine Ökonomiestudien, u. a. beim wöchentlichen Frühstück mit seinem Lehrer Pigou. Von 1906 bis 1908 arbeitet er im India Office, der Verwaltung der indischen Kolonie, danach kehrt er nach Cambridge zurück und beginnt seine Zeit als Dozent – „vor einem enormen Publikum“ (Keynes) von 15 Studenten. Keynes’ Bekanntheit wächst, als er 1911 Herausgeber des einflussreichen Economic Journal wird. Während des Ersten Weltkriegs ist Keynes Berater des Schatzministeriums und entwickelt Pläne für die Finanzierung der britischen Kriegsausgaben. Nach dem Krieg nimmt er an den Friedensverhandlungen in Versailles teil und veröffentlicht danach die Economic Consequences of the Peace (Krieg und Frieden), das Werk, das ihn urplötzlich berühmt macht. In diesem Traktat verwehrt er sich massiv gegen die irrsinnigen Reparationszahlungen, die Deutschland aufgebürdet werden sollen. Das Ansinnen nennt er „abscheulich und verachtenswert“ und prognostiziert den Niedergang Europas mit einem bankrotten Deutschland. 1925 heiratet er die russische Balletttänzerin Lydia Lopokova, obwohl ihm homoerotische Neigungen nachgesagt werden. 1930 erscheint sein Treatise on Money (Vom Gelde), das prompt als sein wichtigstes Werk gefeiert wird. Aber nur so lange, bis das Nachfolgewerk vorliegt: die General Theory of Employment, Interest, and Money (Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes), die Grundlage des späteren Keynesianismus. Nach Tätigkeiten im Schatzministerium und seiner Erhebung in den Adelsstand nimmt Keynes 1944 in Bretton Woods an den Verhandlungen zur Einrichtung eines neuen Weltwährungssystems teil. Am 21. April 1946 stirbt er in Firle (Sussex) an Herzversagen.


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