Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes
Rezension
War John Maynard Keynes ein Revoluzzer? Die Antwort muss lauten: Politisch nein, in der Wirtschaftstheorie sehr wohl. Sein Anliegen war es, wirtschaftspolitische Instrumente zu entwickeln, mit denen das kapitalistische System stabilisiert und vor selbstzerstörerischen Tendenzen bewahrt werden konnte. Keynes hat zwar keine Regierungen gestürzt, wohl aber am Thron der nationalökonomischen Klassiker gerüttelt wie kein anderer. Er stellte den Glauben an die „unsichtbare Hand“ (Adam Smith) des Marktes, die Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen sollte, grundlegend in Frage. Angesichts der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre konnte er kein Gleichgewicht mit Vollbeschäftigung erkennen. Gab es am Ende gar keines? In der Allgemeinen Theorie führte er dann den entscheidenden Angriff gegen die klassischen Ökonomen: Der Markt versagt, es gibt ein Unterbeschäftigungsgleichgewicht, und nicht die Löhne, sondern die Investitionen, nicht das Angebot, sondern die Nachfrage sind die Bestimmungsfaktoren der Wirtschaft. Die neukeynesianische Idee der Nachfrageunterstützung durch den Staat unter Inkaufnahme von Verschuldung (eine Idee, der Keynes selbst allerdings widersprach) läutete eine neue Ära der Wirtschaftspolitik ein. Auch wenn sich gegen Keynes' Theorie später die Neoliberalen und Monetaristen erhoben: Seine Bedeutung ist auch heute noch überragend.
Zusammenfassung
Über den Autor
John Maynard Keynes (1883-1946) hat als Volkswirtschaftler und Publizist wie kein anderer die Sichtweise der Wirtschaft in der Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt. Er war ein brillanter Ökonom, dabei völlig unpolitisch, gleichzeitig aber auch ein Kunstliebhaber, der im elitären „Bloomsbury Circle“ verkehrte. Nach Tätigkeiten im britischen Schatzministerium und seiner Erhebung in den Adelsstand nahm Keynes 1944 in Bretton Woods an den Verhandlungen zur Einrichtung eines neuen Weltwährungssystems teil.
Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen