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Worum es geht
Der Übermensch aus der Maschine
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ließ der Philosoph Friedrich Nietzsche in Also sprach Zarathustra einen antiken Propheten auftreten, um seinen Zuhörern die höchsten Sphären der Vernunft zu eröffnen – freilich um den Preis der Überwindung des Menschen. In Stanisław Lems intellektuellem Hauptwerk von 1981 ist die Botschaft noch dieselbe, der Bote jedoch ein ganz anderer: kein erleuchteter Weiser mehr, sondern eine künstliche Intelligenz, der körperlose Supercomputer GOLEM XIV. Was er zu verkünden hat, fordert seine Zuhörer heraus: Der Mensch ist weder die Krone der Schöpfung noch das Ziel der Evolution oder der Gipfel der Vernunft. Schlimmer noch: Die Entwicklungspotenziale des Geistes stecken nicht in humanen Personen, sondern in molekularen Kalkülen. Lem stellte sich die Aufgabe, der Maschinenintelligenz, die seit Ende der 1950er-Jahre Gegenstand internationaler Forschung und Spekulation ist, selbst das Wort zu erteilen. Das Ergebnis ist eine spannende Reise durch den Unschärferaum zwischen Fakt, Fiktion und Philosophie, die Grenzen der Wahrscheinlichkeit entlang.
Zusammenfassung
Über den Autor
Stanisław Lem wird am 12. September 1921 in Lemberg (heute Ukraine) als Sohn eines Arztes geboren. Im reichhaltig bestückten Arbeitszimmer des Vaters wird seine Faszination für Wissenschaft und Technik geweckt. Nach dem Abitur beginnt Lem 1940 in seiner Heimatstadt ein Medizinstudium, das er nach dem Einmarsch der Deutschen abbrechen muss. Dank gefälschter Papiere gelingt es ihm, seine jüdische Herkunft zu verbergen. Nach der Besetzung Lembergs durch die Rote Armee darf er wieder studieren; als die Stadt aber mit Ende des Krieges endgültig an die Sowjetunion fällt, wechselt Lem nach Krakau. Bereits als Jugendlicher hat er zu schreiben begonnen; ab 1946 werden seine Gedichte und Erzählungen auch in Zeitschriften veröffentlicht. Sein erster Roman Der Mensch vom Mars erscheint im selben Jahr, weitgehend unbeachtet, in einem Romanheft. Die Approbation als Arzt erhält er nicht, weil er eine der letzten Prüfungen nicht besteht: Er weigert sich, Antworten im Sinne einer damals herrschenden pseudowissenschaftlichen Lehre zu geben. Darum arbeitet er nach dem Studium in der neurophysiologischen Forschung. 1951 erscheint der Roman Die Astronauten, der ihn leidlich bekannt macht; bald verlegt er sich vollends aufs Schreiben. Seine produktivste Phase erlebt Lem von Mitte der 50er- bis Mitte der 70er-Jahre. Solaris, sein bekanntestes Buch, erscheint 1961. Lem bleibt zeitlebens ein kritischer und unabhängiger Geist. Als er in den 70er-Jahren die rein kommerzielle amerikanische Science-Fiction-Szene kritisiert, dauert es nicht lange, bis ihm die Ehrenmitgliedschaft in der Vereinigung Science Fiction Writers of America entzogen wird. Als 1981 in Polen das Kriegsrecht verhängt wird, verlässt Lem das Land. Er lebt zunächst in Westberlin und dann in Wien, bis er 1988 nach Polen zurückkehrt und sich endgültig in Krakau niederlässt. 1997 macht ihn Krakau zum Ehrenbürger; im Jahr darauf erhält er gleich drei Ehrendoktortitel: von den Universitäten in Krakau, Oppeln und Lemberg. Lem schreibt und publiziert bis kurz vor seinem Tod. Am 27. März 2006 stirbt er nach längerer Krankheit an Herzversagen.
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