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Am grünen Rand der Welt

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Am grünen Rand der Welt

dtv,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

Der Kampf dreier Männer um eine höchst eigensinnige Frau.


Literatur­klassiker

  • Liebesroman
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Der erste Wessex-Roman

Am grünen Rand der Welt war Thomas Hardys großer Durchbruch und ist bis heute eines seiner bekanntesten Werke. Der Roman ist der Auftakt zu Hardys Serie von Wessex-Lokalromanen – und mit seinem Happy End der positivste dieser Reihe. Erzählt wird die Geschichte der Bathsheba Everdene, die als von drei Männern umworbene Farmbesitzerin im viktorianischen England versucht, Unabhängigkeit zu erlangen. Die Haltung des Buches schwankt zwischen Bestätigung und Kritik der viktorianischen Moral mit ihren Rollenvorschriften für Frauen und Männer. Dementsprechend zwiespältig wurde das Buch von Kritik und Publikum aufgenommen. Bathsheba etwa rebelliert einerseits gegen die sexuelle und ökonomische Unterordnung der Frau, reproduziert sie aber andererseits in ihrem masochistischen Festhalten an ihrer unglücklichen Ehe oder in ihrer Abhängigkeit vom Gerede der Öffentlichkeit. Ihr feministischer Kampf für eine selbstbestimmte und authentische Weiblichkeit ist nach wie vor aktuell und von Thomas Hardy in eine stimmungsvolle und abwechslungsreiche Geschichte umgesetzt worden.

Take-aways

  • Mit Am grünen Rand der Welt erlebte der englische Schriftsteller Thomas Hardy seinen Durchbruch als Romanautor.
  • Inhalt: Der Kleinbauer Gabriel Oak verliebt sich in die Magd Bathsheba Everdene, wird aber von ihr zurückgewiesen. Unter veränderten Vorzeichen muss er später für die zur Farmerin aufgestiegene Bathsheba arbeiten und mit ansehen, wie zwei andere Männer ihr den Hof machen. Während die beiden Rivalen letztlich an ihrer Liebe zugrunde gehen, wird Gabriel schließlich für seine Treue belohnt.
  • Am grünen Rand der Welt war der Auftakt zu einer Serie von Lokalromanen Hardys, die im halb realen, halb fiktiven Landstrich Wessex angesiedelt sind.
  • Der Roman beschreibt die Veränderung des Landlebens durch die industrielle Revolution.
  • Hardy schwankt zwischen Kritik und Bestätigung des viktorianischen Weltbildes.
  • Aktuell wirkt das Buch durch die feministische Haltung der weiblichen Hauptfigur, die mit der Rolle der Frau im viktorianischen England kämpft.
  • Die hinter Metaphern nur halb versteckten Darstellungen von Erotik und Sexualität sprengten die Konventionen der Zeit.
  • In den kurzen Kapiteln spielt Hardy eine Vielzahl von Stilarten und Genres durch.
  • Der finanzielle Erfolg des Buches ermöglichte es Hardy, vom Schreiben zu leben.
  • Zitat: „Ich brauche jemanden, der mich zähmt. Ich bin zu unabhängig.“

Zusammenfassung

Enttäuschte Liebe

Die ersten Begegnungen zwischen dem groß gewachsenen Farmer Gabriel Oak und der schönen dunkelhaarigen Magd Bathsheba Everdene verlaufen kühl. Obwohl er ihr wiederholt hilft, benimmt sich die selbstbewusste junge Frau ihm gegenüber hochmütig und eitel. Aber so schnell lässt sich sein sonniges Gemüt von ihrem abweisenden Verhalten nicht beirren. Er hat sich sofort in sie verliebt und hält bald um ihre Hand an. Doch die stolze Bathsheba denkt gar nicht daran, sich so jung bereits an einen Mann zu binden. Der selbstständige Farmer Oak, Besitzer von 200 Schafen, wäre zwar eine gute Partie. Doch ihre Unabhängigkeit ist ihr wichtiger. Als wäre diese Zurückweisung nicht schon bitter genug, verliert Gabriel kurz darauf auch noch seine Lebensgrundlage: Ein junger, noch unerfahrener Schäferhund treibt die Schafe irrtümlich in einen Kalkbruch, wo die Tiere elendig zugrunde gehen. Nachdem Gabriel einige Monate arbeitssuchend durch die Lande gezogen ist, wird er eines Abends zufällig Zeuge, wie sich auf einem Heuplatz ein Feuer ausbreitet. Obwohl auch andere den Brand bemerken, reagiert Gabriel als Einziger geistesgegenwärtig genug, um die Löscharbeiten zu dirigieren. Danach will er sich, wie üblich, bei dem Gutsbesitzer bewerben – der aber erweist sich zu seinem Erstaunen als Frau: Bathsheba. Die weigert sich zunächst, Gabriel einzustellen. Die Fürsprache der Farmgesellen stimmt sie aber schließlich um.

„Gabriel hieß er mit Vornamen, und werktags war er ein junger Mann von vernünftigem Urteil und ungezwungenen Bewegungen, ordentlich gekleidet und auch sonst wohlgeartet.“ (S. 11)

Auf dem Anwesen Upper Weatherbury in Wessex haben sich gerade große Umbrüche zugetragen. Der alte Everdene, ein erfolgreicher und ausgefuchster Farmer, ist vor Kurzem gestorben. Seine Nichte Bathsheba erbte das Anwesen und entließ bald den alten Verwalter wegen Betruges. Seine Nachfolge trat sie selbst an. Das irritierte die männliche Belegschaft. Eine Frau als Herrin? Das konnte nur den Untergang der Farm bedeuten. Hinzu kommt, dass die Zofe Fanny Robin vor wenigen Tagen verschwunden ist. Es stellt sich heraus, dass sie in blinder Liebe dem Regiment des Soldaten Sergeant Troy gefolgt ist, da dieser ihr die Heirat versprochen hat. Über Fannys unerwartetes Auftauchen ist der Sergeant nicht gerade erfreut, doch steht er zu seinem Wort. Fannys Pech ist, dass sie zwar am richtigen Datum, aber in der falschen Kirche erscheint. Unterdessen blamiert sich Troy am richtigen Ort bis auf die Knochen, wird er doch vor aller Augen von seiner Braut versetzt.

Mr. Boldwoods erster Versuch

Bathshebas erster öffentlicher Auftritt als neue Verwalterin von Upper Weatherbury findet anlässlich der Getreidebörse in Casterbridge statt. Als einzige Frau unter lauter Männern gibt sie sich selbstbewusst und energisch. Mit Genugtuung bemerkt sie, dass sie mit ihrem Auftreten alle Blicke auf sich zieht. Nur ein einziger Farmer ignoriert sie konsequent. Angestachelt von ihrem Ehrgeiz erkundigt sich Bathsheba nach dem schönen und ernsten Mann: Es ist der Besitzer der Farm Little Weatherbury, der 40-jährige Mr. Boldwood. Obwohl sich schon viele Damen um den wortkargen Gentleman bemüht haben, ist er nach wie vor Junggeselle.

„Ich mag es nicht, wenn man mich so als etwas nimmt, das irgendwelche Männer haben, obwohl mich vielleicht eines Tages einer haben wird.“ (Bathsheba, S. 38)

Bald darauf schickt Bathsheba kurz entschlossen eine scherzhafte Valentinskarte an Boldwood. Doch die anonyme Botschaft mit dem Siegel „Heirate mich“ hat ungeahnte Folgen: Der sonst so kühle Boldwood ist völlig aufgewühlt. Bald hat er die Absenderin identifiziert und ist völlig hingerissen von ihr. Mit Genugtuung merkt Bathsheba, wie ihr seine Augen neuerdings überallhin folgen. Doch ihr anfängliches Triumphgefühl verkehrt sich bald in Mitleid. Sie bereut, so leichtfertig mit den Gefühlen eines Fremden gespielt zu haben. Umso mehr, als er ihr kurz darauf seine grenzenlose Liebe erklärt und einen Heiratsantrag macht, den sie so höflich wie möglich abzulehnen versucht. Als Gabriel ihren Valentinsscherz kritisiert, wird Bathsheba so wütend über diese Einmischung in ihr Privatleben – sowie über Gabriels Erklärung, dass er sie nicht aus Eifersucht tadele –, dass sie ihn an Ort und Stelle entlässt. Doch bald darauf bricht ihre Schafherde in ein frisches Kleefeld ein und droht an der blähenden Nahrung qualvoll zu verenden. Nur Gabriel weiß, wie man die Schafe heilen kann. Schweren Herzens bittet Bathsheba um seine Hilfe. Gabriel kehrt zurück, und aus Dankbarkeit stellt Bathsheba ihn erneut ein.

Der Erfolg des Sergeant Troy

Unterdessen wagt Boldwood einen zweiten Antrag. Aus schlechtem Gewissen stellt sich ihm Bathsheba tatsächlich als Gattin in Aussicht. Doch ganz sicher ist sie sich nicht. Sie erbittet sich sechs Wochen Bedenkzeit. In dieser Zeit lernt sie Sergeant Troy kennen. Dessen selbstsichere Art und seine offensiven Komplimente beeindrucken sie. Auch wenn sie nicht viel Gutes über ihn hört – Troys aggressive Sexualität zieht Bathsheba unweigerlich in ihren Bann. Bei einem abendlichen Vorexerzieren erregt sie sein waghalsiger Umgang mit dem Säbel so sehr, dass sie spätestens beim Abschiedskuss in heller Begierde entbrennt.

„Ich will damit sagen, dass ich nichts dagegen hätte, eine Braut bei einer Hochzeit zu sein, wenn ich dazu keinen Bräutigam brauchen würde. Aber weil eine Frau so einen Auftritt nicht allein haben kann, werde ich nicht heiraten – zumindest jetzt noch nicht.“ (Bathsheba, S. 40)

Dem armen Boldwood muss sie nun eine Absage schreiben. Der ist außer sich. Wie konnte eine derart geradlinige Person ihre Meinung so schnell ändern! Als er von seinem Rivalen erfährt, fühlt er sich gedemütigt und hintergangen. Troy hat offenbar seine Abwesenheit genutzt, um ihm die Verlobte zu stehlen. Boldwood schwört Rache. Das beunruhigt Bathsheba so sehr, dass sie nach Bath reist, um Troy davon abzuhalten, nach Weatherbury zurückzukehren. Sie überlegt sogar, ob sie sich von ihm trennen sollte. Doch als sie nach zwei Wochen immer noch nicht heimgekehrt ist, berichtet einer der Männer nach einem Kurzurlaub in Bath etwas ganz anderes. Er habe dort Bathsheba mit einem Soldaten spazieren gehen gesehen, Hände haltend wie ein Liebespaar.

Hochzeit und Reue

Am selben Abend kehrt Bathsheba heim. Boldwood hat sich beruhigt und will sich bei ihr entschuldigen, doch sie empfängt ihn nicht. Auf dem Heimweg begegnet er Troy, der ebenfalls gerade im Ort ankommt, und stellt ihn zur Rede. Er betont, dass der Standesunterschied zwischen dem Soldaten und der Gutsherrin viel zu groß sei, als dass sie jemals heiraten könnten. Außerdem, erinnert er Troy, gibt es ja noch Fanny. Schließlich bietet er seinem Rivalen viel Geld an, damit er Bathsheba fallen lässt und Fanny heiratet. Troy willigt überraschend schnell ein. Doch als Boldwood aus einem Versteck mit anhört, wie verliebt Bathsheba zu Troy spricht, ändert er seine Meinung. Nun bietet er Troy dieselbe Summe an, damit er Bathsheba doch heiratet, sie glücklich macht und Fanny vergisst. Troy nimmt das Geld verächtlich an und zeigt Boldwood schließlich eine Zeitungsmeldung, die seine Hochzeit mit Bathsheba verkündet. Mr. Boldwood ist außer sich vor Zorn und Scham.

„Ich brauche jemanden, der mich zähmt. Ich bin zu unabhängig.“ (Bathsheba, S. 41)

Die Nachricht von Bathshebas Hochzeit trifft auch Gabriel wie ein Schock. Er kann Troy nicht ausstehen, und als Farmer taugt der in seinen Augen auch nichts. Das beweist sich spätestens, als Troy und die Gesellen ausgelassen Erntefest feiern, noch bevor die ganze Ernte eingebracht ist. Als Gabriel vor einem aufziehenden Wetterumschwung warnt, ignoriert ihn Troy. Während Troy und die Männer beim Trinkgelage einschlafen, beginnt Gabriel damit, auf eigene Faust die Schober zu decken. Nur Bathsheba bemerkt ebenfalls das nahende Unwetter und hilft mit, die Ernte ins Trockene zu bringen. Dabei gesteht sie Gabriel, sie habe Troy nur geheiratet, weil dieser sie unter Druck gesetzt habe. Er habe ihr gesagt, dass er eine viel schönere Frau kennengelernt habe. Da habe sie ihn schnell heiraten müssen. Kurz darauf trifft das Ehepaar Troy während einer Reise nach Casterbridge die schwache und ausgezehrte Fanny am Wegrand. Bathsheba bemerkt zwar, dass Troy die ihr unbekannte Person kennt, und der gibt das auch zu. Doch verschweigt er ihr die wahren Umstände ihrer Bekanntschaft. Bathshebas Zweifel an Troy nehmen weiter zu. Sie streiten sich zunehmend um Geld, das Troy etwa bei Pferdewetten verliert, und er gibt sich immer weniger Mühe, zu verbergen, dass er Bathsheba gar nicht mehr liebt. Für sie ist das ein schwerer Schlag. Sie wollte einen Mann heiraten, der sie vergöttert. Nun lebt sie in einer erniedrigenden Ehe mit einem Nichtsnutz.

Das Ende einer Ehe

Bathsheba erfährt, dass Fanny vor Kurzem völlig entkräftet in Casterbridge eingetroffen und dort im Armenhaus gestorben ist. Da Fannys erster Arbeitgeber Bathshebas Onkel war, sieht sie es als ihre Pflicht an, für Fannys letztes Geleit zu sorgen. Die Tote wird in Upper Weatherbury aufgebahrt. Langsam dämmert Bathsheba auch, dass es sich bei der Unglücklichen um die ehemalige Geliebte ihres Gatten handeln könnte. Als sie schließlich das Gerücht hört, Fanny sei schwanger gewesen, hält sie es nicht länger aus. Sie stiehlt sich nachts in das Aufbahrungszimmer, öffnet den Sarg und findet neben der Toten tatsächlich den Leichnam eines Babys. In diesem Moment betritt Troy den Raum. Er erkennt die tote Fanny und stürzt in tiefster Trauer zu Boden. Fanny sei seine wahre Liebe gewesen, bricht es aus ihm hervor. Er küsst und umarmt die Tote und stößt Bathsheba von sich. Die schreit vor Verzweiflung auf, als Troy ihr eröffnet, er habe sich immer nur als Fannys Ehemann gefühlt.

„Bathsheba war eine impulsive Natur, doch unter dem Vorzeichen allgemeiner Besonnenheit, im Kopf eine Elisabeth, im Herzen Maria Stuart.“ (S. 139 f.)

Zunächst flieht die geschockte Bathsheba in den Wald, entscheidet sich dann aber doch, lieber eine schmerzhafte Ehe weiterzuleben, als ehrlos von zu Hause wegzulaufen. Troy gibt sein letztes Geld aus für einen Grabstein mit der Inschrift „Errichtet in Liebe und Trauer von Francis Troy für Fanny Robin“. Über Nacht regnet es heftig und ein Wasserspeier lenkt den Wasserschwall genau auf Fannys Grabmal, sodass die Blumen davonschwimmen. Troy verschläft den Wolkenbruch und deutet das karge Grab am nächsten Morgen als Fluch. Er flieht aus der Gegend, gerät beim Baden im Meer in einen Strudel und wird erst in letzter Sekunde von Seeleuten gerettet. Seine Kleidung wird jedoch an Land gespült und Troy daraufhin für ertrunken erklärt. Nur Bathsheba zweifelt an dieser Nachricht. Sie fühlt, dass ihr Ehemann noch am Leben ist.

Boldwoods dritter Versuch

Boldwood ist immer noch schwer getroffen von Bathshebas Zurückweisung. Er lässt das Management seiner Farm völlig schleifen und stellt schließlich Gabriel als Verwalter ein. Der ist nun plötzlich Herr zweier großer Güter und verdient so gut wie nie zuvor. Boldwood kann sich hingegen vollständig seiner Leidenschaft für Bathsheba hingeben. Er liebt sie ungebrochen und hofft auf ein allmähliches Wiederaufleben ihrer Beziehung. Nach langem Insistieren macht ihm Bathsheba endlich Hoffnung. Ihr Schuldbewusstsein und das Gefühl, für Boldwoods Wohlergehen verantwortlich zu sein, treiben sie dazu. Bis Weihnachten will sie aber mit ihrer endgültigen Entscheidung warten. Unterdessen ist Troy als Schauspieler in einem Wanderzirkus nach Wessex zurückgekehrt. In Greenhill sieht er Bathsheba und Boldwood im Publikum. Zwar gelingt es ihm, hinter seiner Maske unerkannt zu bleiben. Doch beim Wiedersehen hat er sich sofort neu in Bathsheba verliebt. Er will sich ihr zu erkennen geben, sie zurückfordern.

„Nichts als Elend haben wir Frauen von der Liebe ... Nie werde ich Gott verzeihen, dass er mich als Frau geschaffen hat!“ (Bathsheba, S. 209)

Boldwoods Weihnachtsfeier steht an und Bathsheba weiß nach wie vor nicht, wie sie sich entscheiden soll. Boldwood selbst ist voller Elan. Er rechnet fest damit, dass seine Angebetete ihr Versprechen halten wird. Unterdessen entscheidet sich Troy, auch zur Feier zu erscheinen und dort seine Ehefrau zurückzufordern. Am Festabend bemerken Boldwoods Gehilfen seine Anwesenheit, trauen sich aber nicht, ihre Herrschaft zu warnen. Unterdessen drängt Boldwood auf eine Entscheidung Bathshebas. Die windet sich, will weder sich selbst noch ihm Unrecht tun. Schließlich gibt sie nach und sagt einer geheimen Verlobung für den Rest ihrer sieben Trauerjahre zu. Boldwoods Freude ist gewaltig. Da klopft es an der Tür. Es ist Troy, die Anwesenden erstarren vor Schreck. Auch Bathsheba ist wie vom Schlag gerührt. Als Troy auf sie zugeht und sie am Arm packt, schreit sie lauthals auf. Da dreht Boldwood durch und erschießt Troy. Sein anschließender Selbstmordversuch wird verhindert, so stürzt er aus dem Haus und stellt sich der Justiz.

Ein glückliches Ende

Das Urteil lautet zunächst Todesstrafe wegen Mordes. Doch dann findet man ganze Damengarderoben in seinem Haus, die mit „B. Boldwood“ bestickt sind. Man erinnert sich auch seiner zunehmenden Besessenheit von Bathsheba. Schließlich geht eine Petition um, ihn wegen geistiger Umnachtung von der moralischen Schuld freizusprechen. Tatsächlich wird das Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt. Bathsheba ist unterdessen in tiefste Trauer verfallen und zieht sich bis in den Sommer hinein völlig zurück. Gabriel hat sie in dieser Zeit gar nicht mehr gesehen. Als sie sich wiedertreffen, lässt er sie völlig unerwartet wissen, dass er nach Kalifornien auswandern will. Bathsheba fühlt sich von ihrem ältesten Freund und Verehrer im Stich gelassen. Als Erklärung meint Gabriel, er würde aus Rücksicht auf ihre Ehre gehen, denn da nun sowohl Boldwoods Farm als auch ihre eigene ohne Pächter wären und Bathsheba darüber hinaus wieder alleinstehend sei, würden die Leute nur schlecht über sie beide reden. Da gibt ihm Bathsheba zu verstehen, dass sie einer Heirat mit ihm gar nicht abgeneigt sei. Mehr braucht es nicht. Still und heimlich heiratet das Paar.

Zum Text

Aufbau und Stil

Am grünen Rand der Welt wurde ursprünglich als monatliche Fortsetzungsgeschichte in einer Unterhaltungszeitschrift veröffentlicht, und das merkt man dem Buch auch an. Die Kapitel sind meistens sehr kurz und dafür zahlreich, nämlich 57. Auch schließen sie inhaltlich oft nicht direkt aneinander an. Es gibt Zeitsprünge und plötzliche Wechsel zwischen den Handlungssträngen. Stilistisch interessant wird diese leicht fragmentarische Form dadurch, dass Thomas Hardy sie dazu benutzt, viele unterschiedliche Erzählweisen und Genres zu erproben. Daraus ergibt sich ein abwechslungsreiches Lesevergnügen. Das Spektrum reicht von der Romantik des Empfindungsromans bis zum gruseligen Expressionismus der Schauerliteratur; idyllische Impressionen des Landlebens wechseln sich mit ungeschönten Darstellungen der Realität ab; unbeschwerte Dialoge stehen neben melodramatischen Ereignissen. Und was für einen viktorianischen Roman besonders untypisch ist: Auch die Erotik kommt zu ihrem Auftritt – nur halbherzig hinter Metaphern verborgen. Zusammengehalten wird dieser unterhaltsame Stilmix durch einen auktorialen Erzähler, der das gesamte Geschehen humoristisch bis belehrend kommentiert und interpretiert. Seine Tendenz zur moralischen Beurteilung der handelnden Personen ist für heutige Leser etwas irritierend, aber typisch für die Zeit. Solche Passagen sind jedoch kurz und geben immer wieder den Blick frei für die sich rasend schnell bewegende, mitreißende Geschichte.

Interpretationsansätze

  • Die Hauptfigur Bathsheba ist ein frühes Modell feministischer Weiblichkeit. Die Radikalität ihres Unabhängigkeitsdrangs wird deutlich, wenn man bedenkt, dass Frauen im 19. Jahrhundert nur ein einziger Karriereweg offenstand: einen Mann zu heiraten und Kinder großzuziehen. Ein Recht auf Eigentum oder Arbeit hatten sie nicht.
  • Die Männerrollen des Buches bestätigen die viktorianische Moralvorstellung. Weder der leichtlebige Schürzenjäger Troy noch der emotional unbeständige Boldwood werden mit Bathsheba glücklich. Nur der ausgeglichene, treue und sich selbst aufopfernde Gabriel Oak wird am Ende für seine Geduld und Standhaftigkeit belohnt.
  • Der fiktive Ort des Romans, die Gegend Wessex, hat im südwestlichen England ein reales Vorbild: Weatherbury entspricht Puddletown in Dorset, während das nahe liegende Dorchester als Vorbild für Casterbridge dient.
  • Der Buchtitel entstammt Thomas Grays Elegie, geschrieben auf einem Dorfkirchhof von 1751. Hardy kehrt dessen Sinn aber um. Während Grays Gedicht die betuliche Idylle des Landlebens vom Trubel der Großstadt abhebt, stellt Hardys Roman eben dieses Landleben als wahnsinniges Treiben dar. Er fängt damit ein, wie gegen Ende des 19. Jahrhunderts die industrielle Revolution auch das Landleben erfasste und tiefgreifend veränderte.
  • Das allgemeine Sicherheitsgefühl der Mittelklasse zur Zeit der Pax Britannica wird durch die Schicksale der Romanfiguren unterlaufen. Sie sind unvorhersehbar und unkontrollierbar. Die Armen können zwar aufsteigen, wie Bathshebas Erbschaft zeigt, es werden aber vor allem die Besitzenden der Grundlage ihres Wohlstands beraubt, durch Unfälle, Wetterkapriolen oder leichtsinnige Fehler.

Historischer Hintergrund

Das Viktorianische England

Das Viktorianische Zeitalter gilt auch heute noch als eine der sichersten und kulturell produktivsten Epochen Großbritanniens. Die Regentschaft von Königin Victoria dauerte von 1837 bis zu ihrem Tod 1901 und war ungefähr deckungsgleich mit der berühmten Pax Britannica, einer Phase des weltweit relativ ungebrochenen Friedens und Wohlstands, die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs anhielt. Großbritannien stieg in dieser Zeit zur Weltmacht auf, dehnte sein Kolonialreich aus und wurde zum Mutterland der industriellen Revolution. Kulturell war die Viktorianische Epoche geprägt von sittenstrengen bis prüden Verhaltensnormen und Werten. Gerade die betont sinnesfeindliche Vorstellung von Sexualität wurde aber schon damals immer wieder als Doppelmoral entlarvt. Tatsächlich entwickelte sich in dieser Zeit ein öffentlicher Diskurs über Hetero- und auch Homosexualität. Außerdem nahmen soziale und politische Reformbestrebungen wie die Frauenbewegung im damaligen England ihren Anfang.

Die Viktorianische Ära war auch eine Blütezeit der Künste, aus der Autoren wie Charles Dickens, Robert Louis Stevenson, Oscar Wilde oder die Geschwister Brontë hervorgingen. Ein neuer Realismus breitete sich zunehmend in der Literatur aus. Er ermöglichte es, hinter der romantischen und hochgeistigen Fassade des Viktorianismus auch die verheerenden sozialen Auswirkungen der industriellen Revolution zu thematisieren.

Entstehung

Nachdem Thomas Hardys erster – inzwischen verlorener – Roman The Poor Man and the Lady wegen allzu offensichtlicher Sozialkritik nicht veröffentlicht wurde, wandte sich der Autor einer leichter verdaulichen literarischen Gattung zu: dem ländlichen Lokalroman. Den für dieses Genre notwendigen Realismus der Darstellung hatte Hardy aus erster Hand erworben. Er war in der südenglischen Grafschaft Dorset aufgewachsen und verbrachte den Großteil seines Erwachsenenlebens dort. Als er Am grünen Rand der Welt schrieb, wohnte er noch in seinem Elternhaus in Upper Bockhampton, Stinsford.

So gut wie alle Orte und Gebäude, die er im Buch beschreibt, existieren wirklich. Viele Einfälle sollen ihm bei Spaziergängen durch seine Kindheitsumgebung gekommen sein. Voller Enthusiasmus notierte er sie hastig noch an Ort und Stelle, wobei ihm dazu angeblich oft nur Blätter oder Steine zur Verfügung standen. Auch die spezifischen Brauchtümer und einige Charaktere aus dieser Gegend übernahm Hardy ziemlich realitätsgetreu in sein Buch. Natürlich dichtete er hier und da etwas um, etwa bei der geografischen Lage der Orte und Gebäude. Der Landstrich Wessex, der in Am grünen Rand der Welt zum ersten Mal erwähnt wird, ist somit halb fiktiv und halb real.

Hardy plante das Buch als ersten Teil einer längeren Serie von Lokalromanen über Wessex. Tatsächlich wurden aber nur zwei Figuren in einem späteren Buch nochmals kurz erwähnt, die Farmer Everdene und Boldwood.

Wirkungsgeschichte

Hardys fünfter Roman wurde sein erster durchschlagender Erfolg. Er wurde 1874 anonym als monatliche Fortsetzungsgeschichte im Literaturblatt Cornhill Magazine veröffentlicht. Dadurch gelang es Hardy, eine breite Leserschaft zu erreichen. Das Magazin wurde von niemand geringerem als dem Autor von Jahrmarkt der Eitelkeiten, William Thackeray, herausgegeben und war um die Mitte des 19. Jahrhunderts sehr populär.

Der Erfolg von Am grünen Rand der Welt ermöglichte es Hardy, sich von nun an ganz auf das Schreiben zu konzentrieren. Er wurde im Londoner Literaturbetrieb zu einer bekannten Persönlichkeit, auch wenn die Kritik an seinem Roman durchaus gemischt ausfiel. Man lobte zwar einerseits die realistische Darstellung des Landlebens, bemängelte aber gleichzeitig die weibliche Hauptfigur Bathsheba als zu exzentrisch und stieß sich allgemein an einer spürbaren Hintergehung der viktorianischen Moralvorstellungen. Die Aktualität des Romans ist noch heute ungebrochen, wie etliche Adaptionen aus jüngster Zeit beweisen.

Die erste Theaterfassung von Am grünen Rand der Welt schrieb Hardy 1882 noch selbst. Danach wurde das Buch in zahlreichen Bühnen-, Tanz und Musicalproduktionen verarbeitet, 2006 von Andrew Downes sogar zu einer Oper umgeschrieben. 2012 produzierte die BBC eine dreiteilige Hörspielfassung des Romans, und im Guardian erschien zwischen 2005 und 2007 der Comicstrip Tamara Drewe, der auf Hardys Buch basierte und 2010 sogar verfilmt wurde. Daneben gibt es weitere Filmfassungen, von denen die erste bereits 1915, die jüngste exakt hundert Jahre später erschien. John Schlesingers Version von 1967 und jene von Thomas Vinterberg aus dem Jahr 2015 gelten als die besten.

Auch das Lesepublikum schätzt Hardys Roman nach wie vor. So belegte Am grünen Rand der Welt 2003 in der großen Big-Read-Umfrage der BBC Platz 48 und wurde vom Guardian 2007 in einer Liste der besten Liebesgeschichten aller Zeiten auf Rang 10 geführt.

Über den Autor

Thomas Hardy wird am 2. Juni 1840 als Sohn eines Baumeisters in der südenglischen Grafschaft Dorset geboren. Er geht nach der Architektenlehre nach London und eignet sich neben seiner Arbeit als Kirchenrestaurator eine breite philosophische und literarische Bildung an. Aus gesundheitlichen Gründen kehrt er 1867 nach Dorset zurück. 1871 erscheint sein erster Roman, Desperate Remedies, 1872 sein zweiter, Die Liebe der Fancy Day (Under the Greenwood Tree). 1874 wird der erste seiner berühmten Wessex-Romane als Fortsetzungsroman in einem Magazin publiziert: Am grünen Rand der Welt (Far from the Madding Crowd). Im selben Jahr heiratet Hardy Emma Gifford. Das Paar zieht 1878 nach London, wo Hardy bald als bedeutender Schriftsteller gilt. In rascher Reihenfolge erscheinen bis in die 1890er-Jahre zahlreiche Romane und Kurzgeschichten, die häufig in seiner heimatlichen, ländlichen Umgebung angesiedelt sind. Nachdem sowohl Tess (Tess of the d’Urbervilles, 1891) und stärker noch der autobiografisch geprägte Roman Herzen in Aufruhr (Jude the Obscure, 1895) für einen Sturm der Entrüstung sorgen, widmet sich Hardy fortan ausschließlich der Lyrik, die er ohnehin für eine höhere Form der Literatur hält. Nach dem Tod seiner ersten Frau 1912 heiratet Hardy 1914 Florence Dugdale, eine Lehrerin und Kinderbuchautorin. 1913 erhält er die Ehrendoktorwürde der Universitäten Cambridge und Oxford. Als er am 11. Januar 1928 stirbt, hinterlässt er ein umfangreiches Werk, darunter 14 Romane, viele Kurzgeschichten und fast 1000 Gedichte. Sein Grab befindet sich in der Westminster Abbey; nur sein Herz wurde in seiner Heimat Dorset beigesetzt.

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