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Amerikanisches Idyll
Buch

Amerikanisches Idyll

Boston/New York, 1997
Diese Ausgabe: Hanser, 1998 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Ein zerbombter Traum

Die Geschichte des Seymour Levov, genannt "der Schwede", erscheint auf den ersten Blick etwas banal: Der jüdische Starathlet und reiche Fabrikantensohn heiratet eine Schönheitskönigin, zieht in eine idyllische Gegend aufs Land und ist seiner kleinen Tochter Merry ein zärtlicher, verständnisvoller Vater. Doch Merry wächst zu einer rebellischen 16-Jährigen heran, und die Ereignisse der 60er Jahre bahnen sich mit aller Macht ihren Weg in die amerikanische Mittelschichtidylle, als Merry in der heimischen Poststelle aus Protest gegen den Vietnamkrieg eine Bombe hochgehen lässt. Die Tat ist der Beginn einer beispiellosen Seelenschau des Schweden. Der Leser kann Seymours Qualen mit durchleben, sich die sinnlosen Fragen nach dem Warum stellen und schließlich den letzten Glauben an einen Zusammenhang der Dinge verlieren. Genau darin liegt Roths Kunst: Er schlüpft mithilfe der Sprache in die Haut seiner Figuren und reißt den Leser buchstäblich mit. Am Ende vergisst man fast den Unterschied zwischen Fiktion und Realität und steht erschüttert vor den Scherben eines Lebenstraums.

Take-aways

  • Philips Roths Roman Amerikanisches Idyll ist eine moderne Version der Vertreibung aus dem Paradies.
  • Seymour Levov, wegen seines Aussehens "der Schwede" genannt, beendet 1945 als Starathlet und Idol des jüdischen Viertels in Newark die Schule.
  • Er heiratet eine irisch-katholische Schönheitskönigin und übernimmt die Handschuhfabrik seines Vaters.

Über den Autor

Philip Roth wird am 19. März 1933 in Newark, New Jersey, als Sohn jüdischer Eltern geboren. Er studiert englische Literatur, macht 1955 in Chicago seinen Master of Arts und unterrichtet nach seinem Militärdienst Anglistik, zunächst an der University of Chicago, später auch in Princeton. Das akademische Leben auf dem Campus, seine zwischenmenschlichen Erlebnisse in der Paarbeziehung, vor allem aber erotische Erfahrungen sind die Quellen seiner literarischen Schaffenskraft. Roth heiratet 1959 Margaret Martinson, die Ehe hält bis 1963. Im Jahr der Eheschließung erscheint sein Debütroman Goodbye, Columbus. Dafür gibt es erstes Lob aus dem Literaturbetrieb: den renommierten National Book Award. Mit seinem Roman Portnoy's Complaint (Portnoys Beschwerden) von 1969 hilft Roth dank detaillierter Beschreibungen autoerotischer Sexualpraktiken der teils schockierten, teils erleichterten amerikanischen Lesergesellschaft über ihre anerzogenen sexuellen Verklemmungen hinweg. Roth lebt für einige Zeit mit der britischen Schauspielerin Claire Bloom zusammen. Vier Jahre nach der Heirat 1990 lässt sich das Paar wieder scheiden; Bloom veröffentlicht in der Folge ihre Memoiren, in denen sie mit Roth abrechnet. Seine mehr als 20 Bücher bringen Philip Roth im Lauf der Jahre nicht nur zahlreiche Literaturpreise ein (u. a. den PEN/Faulkner Award und den Pulitzerpreis), sondern auch den Ruf des "sex maniac" der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Auch die Romane Sabbath's Theater (Sabbaths Theater, 1995) und The Dying Animal (Das sterbende Tier, 2001) erregen diesbezüglich die Gemüter. Sehr bekannt ist außerdem Roths "amerikanische Trilogie", zu der American Pastoral (Amerikanisches Idyll, 1997), I Married a Communist (Mein Mann, der Kommunist, 1998) und The Human Stain (Der menschliche Makel, 2000) gehören.


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