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Rom, um 120 n. Chr.
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Geschichte
  • Römische Antike

Worum es geht

Der Niedergang Roms zur Zeit der Kaiser

Das Römische Reich wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. von Kaisern beherrscht, die sich mit ihrem Lebenswandel und ihren Untaten einen zweifelhaften und die Zeiten überdauernden Ruhm erwarben. Augustus begründete die Kaiserherrschaft: Unter Beibehaltung der republikanischen Institutionen wurde die tatsächliche Staatsgewalt fortan von nur einer Person ausgeübt. Dabei herrschte, abgesehen von gelegentlichen kriegerischen Konflikten in entfernten Provinzen, Friede im Römischen Reich – umso besser konnte sich die feine römische Gesellschaft ihren internen Zwistigkeiten widmen. Die Adligen lebten gefährlich: Ungerechtfertigte Verfolgung und Mord waren als Instrumente zur Gewinnung und Sicherung der Herrschaft an der Tagesordnung. Tacitus schildert detailreich die Entwicklung Roms zu einer zunehmend korrupten und lasterhaften Gesellschaft und den Weg zum antiken Überwachungsstaat. Den Fokus auf die Persönlichkeit der Kaiser gerichtet, lässt er oft mit bitterer Ironie sein Bedauern über den Verlust der alten republikanischen Werte durchschimmern. Bisweilen ist die Aufzählung von Ämterwechseln und Gerichtsprozessen etwas ermüdend, doch für die gelegentlichen Längen entschädigt die große literarische Qualität.

Zusammenfassung

Der Kaiser ist tot, es lebe der Kaiser

Als Kaiser Augustus im Alter von 77 Jahren stirbt, hat er 57 Jahre lang das Römische Reich regiert und ihm relative Stabilität beschert. Mit Geschenken hat er die Soldaten und das Volk für sich gewonnen und nach und nach sämtliche Staatsgewalten an sich gezogen, ohne dabei auf Widerstand zu stoßen. Nach seinem Tod wird seine Verehrung als Gott beschlossen. Noch zu Lebzeiten hat er seinen Stiefsohn Tiberius, den seine zweite Gattin Livia mit in die Ehe gebracht hat, zu seinem Nachfolger bestimmt. Unmittelbar nach Augustus’ Tod wird sein Enkel Agrippa umgebracht. Weil Tiberius ein potenzieller Rivale um die Macht war, wird er des Mordes verdächtigt, jedoch ohne Folgen. Er will den Anschein erwecken, vom Staat gerufen zu worden zu sein, und lässt sich deshalb vom Senat lange bitten, während er de facto die Macht des Kaisers seit Augustus’ Tod bereits ausübt. Die Zeit des Machtwechsels erscheint einigen unzufriedenen Soldaten günstig, um höheren Sold und eine Verkürzung ihrer Dienstzeit von 20 auf 16 Jahre zu verlangen. Es kommt zur Meuterei einiger Legionen in Pannonien...

Über den Autor

Cornelius Tacitus wird vermutlich um 55 n. Chr. geboren, möglicherweise in Südgallien, der heutigen Provence; die Region ist ihm jedenfalls vertraut. Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Vereinzelte Informationen finden sich in seinen eigenen Texten und in denen anderer Autoren, vor allem seines Freundes Plinius des Jüngeren. Um das Jahr 77 n. Chr. verlobt er sich und heiratet kurze Zeit danach; das Leben seines Schwiegervaters Julius Agricola beschreibt er später in Agricola (98 n. Chr.). Wohl im selben Jahr verfasst er die Germania, in der er jenes Volk nördlich der Alpen charakterisiert, das sich zum gefürchtetsten Gegner der Römer entwickelt hat. Wie viele ehrgeizige junge Römer besucht Tacitus die Rhetorenschule, die auf eine Karriere als Anwalt und Politiker vorbereitet, und durchschreitet dann die übliche Ämterlaufbahn bis hin zum Konsul. Zwischen 112 und 114 n. Chr. regiert er als Prokonsul die Provinz Asia, die dem westlichen Teil der heutigen Türkei entspricht. Plinius der Jüngere beschreibt ihn als besonders begabten Redner und Anwalt. Beide, Plinius und Tacitus, werden im Jahr 100 n. Chr. vom Senat mit der Anklage gegen Marius Priscus, den ehemaligen Statthalter der Provinz Africa, beauftragt: Dieser soll die Bewohner der Provinz erpresst haben. Tacitus’ Hauptwerke sind die Historien und die Annalen, sie machen ihn zum bedeutendsten Historiker Roms. Die Historien, fertiggestellt um 109 n. Chr., behandeln die Periode vom Vierkaiserjahr 69 n. Chr. bis zum Ende der flavischen Dynastie 96 n. Chr. In den Annalen, an denen er vermutlich bis zu seinem Tod arbeitet, widmet er sich der Geschichte vom Tod des Kaisers Augustus 14 n. Chr. bis zum Tod Neros im Jahr 68 n. Chr. Tacitus hat einen ausgeprägten Sinn für Spiritualität, er ist Mitglied einer der bedeutendsten römischen Priesterschaften. Er stirbt vermutlich um das Jahr 120 n. Chr.


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