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Archäologie des Wissens
Buch

Archäologie des Wissens

Paris, 1969
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2002 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Gegenwart

Worum es geht

Die Abschaffung des Subjekts

Michel Foucaults Abhandlung Archäologie des Wissens rief nach ihrem Erscheinen 1969 sowohl Begeisterung als auch Ablehnung hervor. Das Werk ist das einzige des französischen Poststrukturalisten, in dem er ausführlich seine Methode darlegt. Gleich zu Beginn grenzt Foucault sich von der traditionellen Ideengeschichte ab, von ihrer teleologischen Ausrichtung und ihren Kategorien wie „Epoche“, „Werk“, „Tradition“ oder „Autor“. Stattdessen, so Foucault, seien Texte als Teil von Diskursen zu sehen und auf die Arten und Regeln diskursiver Praktiken zu untersuchen, die in ihnen zum Vorschein kommen. So könnten Brüche und Diskontinuitäten erkannt werden. Nur indem man eine Aussage von vorgefertigten Mustern befreit, so Foucault, lassen sich tatsächliche, neue Beziehungen innerhalb eines Diskurses erkennen. Mit ironischem Gestus weist er auf die Grenzen des abendländischen Vernunftdenkens und die Selbstüberhöhung des bürgerlichen, vermeintlich souveränen Subjekts hin. Das brachte ihm den Vorwurf ein, er verfolge eine antiaufklärerische, antiemanzipatorische Stoßrichtung. Ein hochabstraktes Werk, an dem sich bis heute die Geister scheiden. 

Zusammenfassung

Der Wandel der Geschichtsschreibung

Seit einigen Jahrzehnten untersucht die Geschichtsschreibung vorzugsweise lange Zeiträume. Dazu bedient sie sich wirtschaftlicher Modelle, analysiert Warenströme, Bevölkerungszahlen, Klimaschwankungen, soziologische und technische Entwicklungen. Sie operiert mit Theorien, Modellen, Texten und Begriffen. Dabei stellt sich allerdings die Frage, nach welchen Kriterien diese Einheiten überhaupt festgelegt und gegeneinander abgegrenzt werden. Während früher gefragt wurde, ob ein Dokument authentische und wahre Informationen liefere, gehen Historiker heute anders an Zeugnisse vergangener Zeiten heran. Sie untersuchen sie nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin und interpretieren sie nicht, um die Vergangenheit zu rekonstruieren, sondern zerlegen und ordnen ihre Elemente, um wie Archäologen verschiedene Schichten freizulegen.

Während die klassische Historiografie die Kontinuität der Ereignisse betonte, sind in der neuen Geschichtsschreibung die Diskontinuität, der Bruch, die Transformation zu zentralen Prinzipien historischer Analyse geworden. Zudem richtet sich der Blick des Historikers weg von einer globalen, allgemeinen...

Über den Autor

Michel Foucault wird am 15. Oktober 1926 in Poitiers geboren. Dort besucht er zwischen 1940 und 1945 das jesuitische Gymnasium. Ab 1945 lebt er in Paris, wo er an der Eliteuniversität École normale supérieure Philosophie und Psychologie studiert. Nach Abschlüssen in diesen Fächern lehrt er dort von 1950 bis 1955 Psychologie und ist zugleich zeitweise Assistent an der Universität von Lille. Er nimmt Lehrtätigkeiten in Schweden und Warschau an und ist 1959/60 als Direktor des Institut français in Hamburg tätig. Nietzsche, Marx, Freud und Heidegger prägen Foucaults Denken. In seiner 1961 veröffentlichten Dissertation Wahnsinn und Gesellschaft (Folie et déraison) untersucht er, wie der Wahnsinn im Verlauf der Geschichte mittels definitorischer Macht von der Vernunft unterschieden wird. Machtstrukturen, die Rolle des Wissens bei ihrer Herausbildung und ihre Beziehungen zum Individuum werden zu den zentralen Themen seines Schaffens. In Die Ordnung der Dinge (Les mots et les choses, 1966) beschäftigt er sich mit der Entstehung der Humanwissenschaften. Seine wissenschaftliche Karriere führt ihn über die Universität von Clermont-Ferrand und eine zweijährige Gastprofessur an der Universität in Tunis zurück nach Paris, wo er ab 1968 überwiegend lebt. Ab 1970 hat er den eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl für die Geschichte der Denksysteme am Collège de France inne. Foucaults Denkmethode ist am ehesten der philosophischen Richtung des Poststrukturalismus (und damit der Postmoderne) zuzuordnen. 1963 beginnt Foucault mit Die Geburt der Klinik (Naissance de la clinique) die Entstehung von Institutionen zu erforschen, was er 1975 mit Überwachen und Strafen (Surveiller et punir) fortsetzt. In seinem zwischen 1976 und 1984 in drei Bänden veröffentlichten letzten großen Werk Sexualität und Wahrheit (Histoire de la sexualité) analysiert er die Sexualität aus psychiatrischer, rechtlicher und moralischer Perspektive. Als einer der einflussreichsten Philosophen der Neuzeit stirbt Foucault am 25. Juni 1984 in Paris an den Folgen von Aids.


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