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Ars Poetica
Buch

Ars Poetica

Rom, um 23–8 v. Chr.
Diese Ausgabe: Reclam, 2011 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Sprache & Kommunikation
  • Römische Antike

Worum es geht

Die Geburt der römischen Regelpoetik

Nach dem jähen Ende seiner politischen Karriere hatte Quintus Horatius Flaccus – zu Deutsch „Horaz, das Schlappohr“ – viel Zeit, sich der Dichtkunst zu widmen. Sein Motto: „Carpe diem.“ Doch irgendwann wurde es ihm zu bunt: Zu viele seiner Zeitgenossen produzierten nach seiner Auffassung grottenschlechte Literatur. Und so wurde das Schlappohr zum Schlitzohr: Er griff zur Feder, schrieb ein formvollendetes Briefgedicht über die Dichtung und führte damit die Möchtegernpoeten in einen solchen Irrgarten aus Regeln und Ermahnungen, dass sie nur entmutigt wieder herausstolpern konnten. Die Ars Poetica wurde für Jahrhunderte zu einem der einflussreichsten Texte über die Dichtung und ihre Regeln. Wahrscheinlich aber würde Horaz sich über die zahlreichen vergeblichen Versuche der vergangenen Jahrhunderte amüsieren, ein „Dichten für Dummies“ aus seinem Kunstwerk abzuleiten.

Zusammenfassung

Die Grenzen der künstlerischen Freiheit

Maler und Dichter dürfen durchaus ihre Fantasie spielen lassen – doch sollten sie nicht willkürlich zusammenführen, was nicht zusammengehört: Der künstlerischen Freiheit sind durch die natürlichen Vorgaben Grenzen gesetzt. Schlangen paaren sich nicht mit Vögeln, und Lämmer suchen nicht die Gesellschaft von Tigern. Kein Dichter sollte sich bei der Auswahl seines Stoffs überheben. Ein Werk muss geschlossen und einheitlich sein, seine Teile sollen ein harmonisches Ganzes bilden. Wortneuschöpfungen, sparsam angewendet und geistreich aus griechischen Begriffen abgeleitet, sind gestattet. Mit der Sprache ist es wie mit der Natur oder mit vom Menschen erschaffenen Werken: Worte sterben, neue entstehen, und manchmal werden auch längst vergessene Begriffe wiedergeboren.

Ein guter Dichter weiß, welches Versmaß am besten zur Gattung und zum Inhalt passt: Homer hat das ideale Maß für das Heldenepos entwickelt. Und je nachdem, ob man eine Komödie oder eine Tragödie schreibt, muss ein anderes Versmaß gewählt werden. Alles hat seinen Platz, und kein Dichter sollte sich anmaßen, an diesen Gesetzen zu rütteln. Für beide Dramengattungen gilt: ...

Über den Autor

Horaz wird am 8. Dezember 65 v. Chr. in der süditalienischen Stadt Venusia geboren. Sein Vater – ein freigelassener Sklave, der es zu Wohlstand gebracht hat – investiert viel in die Erziehung seines begabten Sohnes und begleitet ihn nach Rom, wo er die renommierte Rednerschule des Grammatikers Orbilius besucht. Mit 19 Jahren geht Horaz nach Athen, um an der Platonischen Akademie Philosophie und Literatur zu studieren. Nach der Ermordung Caesars im März 44 v. Chr. schließt er sich in Athen dem Caesarmörder Brutus an, der dort unter jungen Römern Mitkämpfer für die „Freiheit der Republik“ rekrutiert. Horaz wird Militärtribun, doch nach der Niederlage bei Philippi ist seine militärisch-politische Karriere beendet, der ererbte Besitz wird enteignet. Horaz erkauft sich eine anspruchslose Sekretärsstelle im Schatzamt und beginnt zu schreiben. Vergil wird auf sein Werk aufmerksam und macht ihn mit dem einflussreichen Kunstförderer und Augustus-Vertrauten Maecenas bekannt. Dieser schenkt Horaz ein Landgut in den Sabinerbergen, das dem Dichter ein zurückgezogenes und wirtschaftlich gesichertes Leben ermöglicht. In den ersten Jahren entstehen die Satiren und Epoden, in denen Horaz vorsichtig die verdorbenen Sitten seiner Zeit anprangert. Es folgen die Oden, lyrische Gedichte nach dem Vorbild der griechischen Lieddichtung, in denen Liebe, Freundschaft, Politik und Philosophie besungen werden. In den Episteln legt er seine Lebens- und Moralphilosophie dar und betätigt sich als Literaturkritiker. Der längste Brief ist heute unter dem Namen Ars Poetica (Die Dichtkunst) bekannt. Horaz wandelt sich im Lauf seines Lebens von einem stürmischen Republikaner zum konservativen Parteigänger des Augustus, der als Poeta laureatus Festlieder für offizielle Staatsanlässe verfasst. Er stirbt am 27. November 8 v. Chr., wenige Monate nach dem Tod seines Mäzens.


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