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Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Buch

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

Wien, 1929
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1963 Mehr

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Literatur­klassiker


Worum es geht

Dieses Paradies ist die Hölle

Aus der vermeintlichen „Paradiesstadt“ Mahagonny wird eine unmenschliche Metropole des Geld- und Konsumterrors, in der man wegen Zechprellerei sofort zum Tod verurteilt werden kann. Bertolt Brecht schildert den Untergang eines kapitalistischen Sehnsuchtsorts – allerdings nicht als dramatische Tragödie, sondern als herrlich grob montierte Oper, in der groteske Szenen ebenso Platz finden wie bittere Pointen und schmissige Reime. Brecht, frisch bekehrter Marxist, war auf der Suche nach neuen Theaterformen, als er das von Kurt Weill vertonte Stück schrieb. Die Uraufführung von Mahagonny wurde auch deshalb ein Skandal, weil Brecht es bewusst vermied, dem bürgerlichen Opernpublikum ein herkömmliches, „kulinarisches“ Verschmelzungserlebnis zu gestatten. Die spannende Offenheit dieses Stücks voller Nähte und Risse, seine satirische Härte und seine geradezu explosive Sprache machen Mahagonny zu einem aufregend frischen, fast zeitlosen Werk.

Zusammenfassung

Stadtgründung aus Not

In einer Einöde nahe der Küste bleiben Willy der Prokurist, Dreieinigkeitsmoses und die Witwe Leokadja Begbick mit ihrem ramponierten Lastauto liegen. Eigentlich müssten sie weiter, denn die Polizei ist ihnen auf den Fersen. Sie würden gern in den Norden vorstoßen, um dort unter die Goldsucher zu gehen. Doch nun sind sie zum Bleiben gezwungen. Kurzerhand beschließt Witwe Begbick, eine Stadt zu gründen. Statt durch eine anstrengende Goldsuche Geld zu verdienen, bereichere man sich besser an den Goldsuchern. Die Stadt soll Mahagonny heißen und dazu dienen, fette Beute zu machen. Statt der Arbeit wird sie dem Spaß gewidmet sein: Sie soll Männern jene Vergnügungen bieten, für die sie gern ihr Geld hergeben – Alkohol, Mädchen, Knaben, Kämpfe. Zunächst wird ein Stück Stoff an einem Angelstock gehisst und ein Bartisch unter einen Gummibaum gestellt. Ebendort soll das Stadtzentrum sein, genannt „Das Hotel zum Reichen Mann“.

Die Stadt wächst schnell. Bald kommen die ersten Mädchen auf der Suche nach zahlenden Männern. Jenny und sechs Gefährtinnen singen, auf ihren Koffern sitzend, von...

Über den Autor

Bertolt Brecht wird am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1917 beginnt er mit einem Medizinstudium, das er jedoch wegen des Kriegsdiensts als Sanitätssoldat abbrechen muss. 1918 verfasst er Baal, sein erstes Theaterstück. Von 1924 an arbeitet er als Dramaturg bei Max Reinhardt in Berlin. Hier setzt sich Brecht mit der Philosophie des Marxismus auseinander. 1928 gelingt ihm mit der Dreigroschenoper ein grandioser Erfolg. In diesem Stück probiert er seine Technik des epischen Theaters aus, das sich erheblich von den traditionellen Theaterformen unterscheidet. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten werden Brechts Stücke verboten, ihm selbst wird die Staatsbürgerschaft entzogen. Er flieht ins Exil. Nach vielen Zwischenstationen, darunter Prag, Paris, Schweden, Finnland und die Sowjetunion, siedelt er sich mit seiner Frau, der Schauspielerin Helene Weigel, in Kalifornien an. Während des Exils entstehen seine berühmtesten Dramen, unter anderem Leben des Galilei (1938/39), Mutter Courage und ihre Kinder (1939) und Der kaukasische Kreidekreis (1944/45). Auch mit Gedichtzyklen tritt Brecht immer wieder hervor. Zwei Jahre nach dem Krieg, als in den USA die Jagd auf Kommunisten beginnt (McCarthy-Ära), kehrt Brecht den Vereinigten Staaten den Rücken. Die deutschen Westzonen verweigern ihm die Einreise, sodass er, nach einer Zwischenstation in der Schweiz, nach Ostberlin zieht. Gemeinsam mit seiner Frau gründet er hier 1949 das Berliner Ensemble. Im Theater am Schiffbauerdamm findet er eine geeignete Experimentierbühne für seine Stücke, die er dort höchstpersönlich zur Uraufführung bringt. Bertolt Brecht stirbt am 14. August 1956 in Berlin.


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