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Aus meinem Leben
Buch

Aus meinem Leben

Leipzig, 1822 bis 1828
Diese Ausgabe: Reclam, 2010 Mehr

Literatur­klassiker

  • Autobiografie
  • Romantik

Worum es geht

Der größte Verführer aller Zeiten

Wer Casanovas Memoiren vor allem wegen der erotischen Schilderungen liest, kommt natürlich auf seine Kosten. So freizügig der venezianische Glücksritter im wahren Leben seinem Trieb folgte, so großzügig lässt er seine Leser an den Früchten dieses Lebens teilhaben. Das geht sogar so weit, dass Stefan Zweig sich über „ein fleischfarbenes Gelee warmer, wollüstiger Frauenkörper“ beschwerte. Für den historisch Interessierten ist die Tafel aber ebenfalls reich gedeckt: Casanovas Erinnerungen bieten ein breites und tiefenscharfes Panorama des 18. Jahrhunderts, des Zeitalters der Aufklärung. Zumal der reisewütige Salonlöwe Casanova ein geradezu Forrest-Gump-haftes Talent beweist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das Erstaunlichste aber an diesem Buch ist die schiere Tatsache seiner Existenz. Was alles zusammenkommen musste: ein für die Liebe geschaffener Körper, ein zur Verführung geschaffener Geist, der Mut eines Eroberers, die Feder eines Literaten, ein freier, ungetrübter Blick, ein hervorragendes Gedächtnis, zahlreiche Gefahren und ebenso viele rettende Zufälle. Zwar empfiehlt sich die Geschichte nicht zur Nachahmung, dafür umso mehr zum Nachlesen.

Zusammenfassung

Casanova lernt küssen

Der zehnjährige Casanova lebt und lernt bei Doktor Gozzi in Padua. Hier trifft er auf die 13-jährige Bettina, Gozzis Schwester. Bettina ist dem Jungen wohlgesinnt: Sie wäscht den um wenige Jahre jüngeren Casanova, frisiert ihn, überschüttet ihn mit Zärtlichkeiten. Casanova ist erregt, schämt sich aber und versucht sich nichts anmerken zu lassen, was ihm Bettinas Spott einträgt. Den will Casanova nicht auf sich sitzen lassen – er erwidert ihre Küsse. Mehr wagt er jedoch vorerst nicht. Eines Tages bekommt er mit dem Burschen Candiani Konkurrenz, der ebenfalls Schüler bei Doktor Gozzi ist. Candiani scheint erfolgreich mit Bettina anzubändeln. Casanova, in seiner Eitelkeit gekränkt, sträubt sich fortan gegen Bettinas Annäherungen, worauf diese das anfängliche Spiel auf eine neue Stufe hebt: Unter dem Vorwand, ihm die Schenkel waschen zu müssen, bringt sie Casanova zum Höhepunkt. Das Ereignis stürzt den Jungen in völlige Verwirrung. In Liebe entflammt und zugleich von Schuldgefühlen gepeinigt, ersucht er Bettina um ein nächtliches Stelldichein. Die sagt zu, erscheint dann aber nicht. Als...

Über den Autor

Giacomo Girolamo Casanova wird am 2. August 1725 in Venedig als Sohn einer Schauspielerin und eines Adligen geboren. Er wächst zunächst bei der Großmutter auf, wird dann nach Padua in die Schule gegeben. An der dortigen Universität wird Casanova zum Doktor weltlicher und kirchlicher Rechte. Er soll Priester werden, doch als Mann Gottes ist der Jüngling ein Reinfall. Seine Neigung zum Glücksspiel und zu sexuellen Abenteuern, seine Reiselust, sein Freiheitsdrang und eine unbändige, auf alle Wissensgebiete gerichtete Neugier formen seine einzigartige Lebensbahn. Diese führt den Glücksritter Casanova quer durch Europa, bringt ihn mit Kaisern, Königen und Päpsten, aber auch mit Größen der Literatur, der Wissenschaft, der Kunst und der Musik auf Tuchfühlung. Das ist ein hochriskantes Leben: Immer wieder landet Casanova im Gefängnis, entgeht Mordanschlägen, muss Duelle bestehen, äußerster Geldnot trotzen oder wird von Geschlechtskrankheiten geplagt. Doch auf der anderen Seite scheint es auch ein erfülltes Leben zu sein: Als Verführer erobert Casanova Hunderte Frauen, als politischer Berater gewinnt er das Wohlwollen großer Monarchen, als angeblicher Astrologe, Kabbalist und Heilkundiger das Vertrauen mächtiger und reicher Patrone. Dieses Vertrauen ist aber oft so schnell verspielt wie gewonnen, und so ist Casanova immer wieder gezwungen, sein Glück anderswo zu suchen. Die extreme Lebensweise wird ihm mit fortschreitendem Alter zunehmend verdrießlich. Deshalb nimmt er dankend an, als Freunde ihm die Stelle eines Bibliothekars bei einem böhmischen Grafen verschaffen. Hier wird er vom Abenteurer zum Schriftsteller, schreibt seine Memoiren nieder, verfasst belletristische, historische und wissenschaftliche Werke. Die Schilderung seiner halsbrecherischen Flucht aus dem venezianischen Staatsgefängnis macht ihn schlagartig als Autor berühmt. Am 4. Juni 1798 stirbt Casanova an einem Blasenleiden.


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