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Worum es geht
Der größte Verführer aller Zeiten
Wer Casanovas Memoiren vor allem wegen der erotischen Schilderungen liest, kommt natürlich auf seine Kosten. So freizügig der venezianische Glücksritter im wahren Leben seinem Trieb folgte, so großzügig lässt er seine Leser an den Früchten dieses Lebens teilhaben. Das geht sogar so weit, dass Stefan Zweig sich über „ein fleischfarbenes Gelee warmer, wollüstiger Frauenkörper“ beschwerte. Für den historisch Interessierten ist die Tafel aber ebenfalls reich gedeckt: Casanovas Erinnerungen bieten ein breites und tiefenscharfes Panorama des 18. Jahrhunderts, des Zeitalters der Aufklärung. Zumal der reisewütige Salonlöwe Casanova ein geradezu Forrest-Gump-haftes Talent beweist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das Erstaunlichste aber an diesem Buch ist die schiere Tatsache seiner Existenz. Was alles zusammenkommen musste: ein für die Liebe geschaffener Körper, ein zur Verführung geschaffener Geist, der Mut eines Eroberers, die Feder eines Literaten, ein freier, ungetrübter Blick, ein hervorragendes Gedächtnis, zahlreiche Gefahren und ebenso viele rettende Zufälle. Zwar empfiehlt sich die Geschichte nicht zur Nachahmung, dafür umso mehr zum Nachlesen.
Zusammenfassung
Über den Autor
Giacomo Girolamo Casanova wird am 2. August 1725 in Venedig als Sohn einer Schauspielerin und eines Adligen geboren. Er wächst zunächst bei der Großmutter auf, wird dann nach Padua in die Schule gegeben. An der dortigen Universität wird Casanova zum Doktor weltlicher und kirchlicher Rechte. Er soll Priester werden, doch als Mann Gottes ist der Jüngling ein Reinfall. Seine Neigung zum Glücksspiel und zu sexuellen Abenteuern, seine Reiselust, sein Freiheitsdrang und eine unbändige, auf alle Wissensgebiete gerichtete Neugier formen seine einzigartige Lebensbahn. Diese führt den Glücksritter Casanova quer durch Europa, bringt ihn mit Kaisern, Königen und Päpsten, aber auch mit Größen der Literatur, der Wissenschaft, der Kunst und der Musik auf Tuchfühlung. Das ist ein hochriskantes Leben: Immer wieder landet Casanova im Gefängnis, entgeht Mordanschlägen, muss Duelle bestehen, äußerster Geldnot trotzen oder wird von Geschlechtskrankheiten geplagt. Doch auf der anderen Seite scheint es auch ein erfülltes Leben zu sein: Als Verführer erobert Casanova Hunderte Frauen, als politischer Berater gewinnt er das Wohlwollen großer Monarchen, als angeblicher Astrologe, Kabbalist und Heilkundiger das Vertrauen mächtiger und reicher Patrone. Dieses Vertrauen ist aber oft so schnell verspielt wie gewonnen, und so ist Casanova immer wieder gezwungen, sein Glück anderswo zu suchen. Die extreme Lebensweise wird ihm mit fortschreitendem Alter zunehmend verdrießlich. Deshalb nimmt er dankend an, als Freunde ihm die Stelle eines Bibliothekars bei einem böhmischen Grafen verschaffen. Hier wird er vom Abenteurer zum Schriftsteller, schreibt seine Memoiren nieder, verfasst belletristische, historische und wissenschaftliche Werke. Die Schilderung seiner halsbrecherischen Flucht aus dem venezianischen Staatsgefängnis macht ihn schlagartig als Autor berühmt. Am 4. Juni 1798 stirbt Casanova an einem Blasenleiden.
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