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Bakchen
Buch

Bakchen

Griechenland, 406 v. Chr.
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1999 Mehr

Literatur­klassiker

  • Drama
  • Griechische Antike

Worum es geht

Euripides’ rätselhaftes Spätwerk

Euripides ging auf die 80 zu, als er enttäuscht von der Politik Athens seine Heimatstadt verließ und nach Makedonien zog. Hier schuf der sonst als Aufklärer geltende Dichter kurz vor seinem Tod im Jahr 406 v. Chr. seine düsterste und archaischste Tragödie: die Bakchen, benannt nach den Anhängerinnen des Dionysos, des Gottes des Rausches und der Ekstase. Bei Euripides ist Dionysos nach Theben gekommen, um seinen Kult zu verbreiten. Er will die Stadt zum Tanzen und Taumeln bringen, doch diese verweigert dem Gott in der Person des ordnungsliebenden Herrschers Pentheus die Ehrerbietung und wird dafür grausam bestraft. Das Stück gibt bis heute Rätsel auf und ist auf höchst unterschiedliche Art gedeutet worden. Handelt es sich um einen letzten scharfen Protest Euripides’ gegen die Unmoral der Religion? Oder ist es vielleicht ein Zeichen seiner späten Bekehrung? Manche Interpreten deuten das Stück auch psychologisch-anthropologisch, nämlich als Kampf zwischen rationalen und irrationalen Triebkräften innerhalb des Menschen. Gerade in der Vielseitigkeit liegt die anhaltende Faszination der Bakchen, die bis heute eines der meistaufgeführten antiken Stücke sind.

Take-aways

  • Die Bakchen sind das düsterste, archaischste und rätselhafteste Drama des antiken Dichters Euripides.
  • Inhalt: Der Gott Dionysos, der in Menschengestalt nach Theben gekommen ist, hat die Frauen der Stadt in seinen Bann gezogen. König Pentheus, der hinter dem Kult sexuelle Ausschweifungen vermutet, verweigert dem Gott die Ehrerbietung. Seinen Stolz bezahlt der Herrscher teuer: Er wird von seiner Mutter, selbst Anhängerin des Dionysos, aufgespießt und in Stücke gerissen.
  • Während die einen in dem Stück einen Protest gegen die Unmenschlichkeit der Religion sehen, deuten es andere als Zeugnis von Euripides’ Bekehrung zu Glaube und Tradition.

Über den Autor

Euripides zählt neben Aischylos und Sophokles zu den drei großen Tragödiendichtern der griechischen Antike. Über sein Leben sind nur wenige Details bekannt. Die spärlichen biografischen Informationen, die uns heute noch vorliegen, verdanken wir zum Teil den Komödien des Aristophanes, der sich in seinen Stücken über den etwas älteren Zeitgenossen lustig machte. Euripides wird um 480 v. Chr. als Sohn eines Gutsbesitzers geboren und verbringt seine Jugend auf der Insel Salamis, auf der das Landgut seiner Eltern liegt. Der Überlieferung zufolge verfasst er hier in einer Höhle seine Dichtungen. Seine Ausbildung absolviert Euripides in Athen. Hier trifft er auf die berühmten Denker seiner Zeit: Anaxagoras, Archelaos und auch Sokrates zählen angeblich zu seinen Lehrern. Zunächst studiert Euripides auf Wunsch des Vaters Gymnastik, um sich dann der Tragödiendichtung zuzuwenden. Im Gegensatz zu seinen Kollegen Sophokles und Aischylos gilt Euripides als ungeselliger Einzelgänger, der sich aus den politischen und militärischen Fragen der Stadt heraushält. Er heiratet zweimal und wird Vater von drei Kindern. Euripides verfasst etwa 90 Dramen, von denen jedoch nur 19 überliefert sind. Bei vier Dramen ist unklar, ob sie von ihm selbst oder von Euripides dem Jüngeren (seinem Sohn oder Neffen) stammen. Seine bekanntesten Werke sind die Bakchen, Elektra, Iphigenie in Aulis, Iphigenie bei den Taurern und Medea. Euripides nimmt regelmäßig am Wettbewerb der Dichter teil, gewinnt aber nur vier Mal. Der mangelnde Erfolg ist wohl einer der Gründe, warum Euripides im hohen Alter einen Neuanfang wagt: Ab 408 v. Chr. wendet er Athen den Rücken, um sich in Pella am Hof des makedonischen Königs Archelaos niederzulassen. 406 v. Chr. stirbt Euripides.


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