Billy Budd
- Kurzprosa
- American Renaissance
Worum es geht
Ein Unschuldiger wird der Disziplin geopfert
Billy Budd ist mehr als nur eine spannende Seemannsgeschichte. Die Handlung ist schnell erzählt: Ein junger und schöner Matrose, allseits beliebt, wird erstmals mit boshaftem Verhalten konfrontiert. Grundlos der Meuterei bezichtigt, kann Billy sich mit Worten nicht wehren und erschlägt unbeabsichtigt seinen Widersacher. Seemännischen Prinzipien zuliebe lässt ihn sein geliebter Kapitän hinrichten. Melvilles vielschichtige Novelle überrascht mit einer Fülle von ästhetischen, moralischen und historischen Motiven. Weil der Erzähler vom Innern seiner Figuren nicht mehr zu wissen scheint als der Leser, weil er vieles nur andeutet und sich jeder umfassenden Erklärung verweigert, lässt er Platz für ein breites Spektrum an Interpretationen. Was geht in Billy kurz vor seinem Tod vor? Ist Kapitän Vere gut oder böse? Der unterschwellige Pessimismus und die wankenden Gewissheiten machen Melvilles letztes Buch zu einem geradezu modernen Werk.
Zusammenfassung
Über den Autor
Herman Melville wird am 1. August 1819 in New York geboren. Sein Vater ist im Textilimportgeschäft tätig; 1830 macht er Bankrott und stirbt. Melville zieht zu seinen Verwandten nach Albany, verdingt sich als Pelzverkäufer, Bankangestellter und Lehrer. Im Jahr 1841 heuert er auf dem Walfänger „Acushnet“ an und reist in die Südsee. Er verlässt das Schiff nach 18 Monaten und lebt einige Zeit auf den Marquesas-Inseln bei den Polynesiern. Nach mehreren Zwischenstationen heuert Melville 1843 auf einer Fregatte der US-Marine als Matrose an. Als er ein Jahr später entlassen wird, beginnt er seine Abenteuer auf See in Romanen zu verarbeiten. Zwischen 1846 und 1849 veröffentlicht Melville drei Erzählungen, die auf großes Interesse und eine breite Leserschaft stoßen: Typee (1846), Omoo (1847) und Mardi (1849). Als „der Mann, der unter Kannibalen gelebt hat“, wird er quasi über Nacht berühmt. Er entschließt sich, Schriftsteller zu werden, und veröffentlicht in den folgenden Jahren mehrere Novellen und Reiseberichte, die allesamt das Leben auf See zum Thema haben. Mit seiner Frau Elizabeth Shaw zieht er auf eine Farm in Pittsfield, Massachusetts. Hier lernt er den Schriftsteller Nathaniel Hawthorne kennen, der großen Einfluss auf seine Arbeit ausübt. Hawthorne ist es schließlich auch, der ihm verschiedene Verbesserungen an Moby Dick (1851) vorschlägt. Obwohl der Roman bei Publikum und Kritikern durchfällt, gibt Melville das Schreiben nicht auf, doch auch seine folgenden Werke werden vom Publikum verschmäht. So sieht sich Melville 1861 gezwungen, seine Farm zu verkaufen und als Zollinspektor in New York zu arbeiten, wo er am 28. September 1891 stirbt. Sein Tod wird von der New York Times lediglich mit einer Kurzmeldung bedacht.
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