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Briefe an Lucilius
Buch

Briefe an Lucilius

Rom, 62 bis 64 n. Chr.
Diese Ausgabe: Reclam, 2014 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Römische Antike

Worum es geht

Die Philosophie als Lebenshilfe

Um das Jahr Null vollzog sich im römischen Reich ein großer Umbruch: Aus einer jahrhundertealten Republik wurde in einem Strudel aus Intrigen, Machtkämpfen und Gewaltstreichen das römische Kaiserreich. Während dieser Zeit politischer Instabilität versuchten Philosophen wie Cato, Cicero oder Seneca beruhigend einzuwirken – erfolglos. Am deutlichsten fiel dieses Scheitern bei Seneca aus. Er war Mentor des jungen Kaisers Nero, fiel aber schließlich dem Verfolgungswahn seines Schülers zum Opfer. Ein paar Jahre vor seinem befohlenen Selbstmord, als Seneca bereits aus der Gunst des Tyrannen gefallen war, begann er einen ausgedehnten Briefwechsel mit seinem Freund Lucilius. Zweck der Briefe war die Darstellung und Einweisung in die philosophische Schule der Stoa. Senecas Version des Stoizismus kommt als erfrischend bodenständige Philosophie daher, die wahres Glück, moralische Vollkommenheit und Lebenssinn lehrt. Das geht mit Gesellschaftskritik einher, die durchaus aktuell geblieben ist und die Konsumwahn und egoistische Ausbeutung der Natur anprangert. Ein wirkmächtiges Buch, in dem sich das alltagspraktische Potenzial von Philosophie zeigt.

Zusammenfassung

Die Philosophie führt uns zur moralischen Vollkommenheit

Wieso sollen wir uns der Philosophie zuwenden? Es ist ja so, dass uns die freien Künste großartige Fertigkeiten und beeindruckende Möglichkeiten lehren. Geometrie, Grammatik oder musikalische Komposition – sie alle verlangen nach Meisterschaft im Denken. Doch was können sie uns in Bezug auf moralische Vollkommenheit beibringen? Nichts. Einzig die Philosophie vermag uns hierüber Auskunft zu geben. Deshalb ist die Philosophie die wichtigste der freien Künste. Alle anderen sind lediglich Vorübungen zu ihr. Architektonische Meisterleistungen oder technologischer Fortschritt sind Leistungen menschlichen Scharfsinns und Ergebnisse unseres Überdrusses an der Natur – in unserer Suche nach Weisheit haben sie uns jedoch nicht geholfen. Dass wir leben, ist ein Geschenk der Götter. Richtig leben zu lernen, ist jedoch ein Geschenk der Philosophie. Daher ist die Philosophie höher zu achten als das Leben. Dieses ist uns durch die Geburt gegeben. Ein moralisch vollkommenes Leben müssen wir uns dagegen hart erarbeiten.

Schon Sokrates verlangte, dass wir zuerst uns selbst erkennen, bevor wir die Natur und die ...

Über den Autor

Lucius Annaeus Seneca wird um das Jahr 1 n. Chr. in Cordoba, damals Hauptstadt der römischen Provinz Baetica, geboren. Er stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus, sein Vater ist ein angesehener Rhetoriker. Senecas Ausbildung in Rom ist umfangreich. Nach einem längeren Aufenthalt in Ägypten aus gesundheitlichen Gründen wird er im Jahr 31 in Rom Quästor und erarbeitet sich in der Regierungszeit von Kaiser Tiberius einigen Ruhm. Nach dessen Tod verbannt dessen Nachfolger Claudius Seneca für acht Jahre auf die Insel Korsika. Grund ist der von Claudius’ Frau Messalina erhobene Vorwurf eines Ehebruchs von Seneca mit einer Rivalin Messalinas am Hof. Claudius’ zweite Frau Agrippina holt Seneca aus der Verbannung nach Rom zurück und macht ihn zum Lehrer ihres Sohnes Nero. Als dieser im Alter von 17 Jahren Kaiser wird, ist Seneca einer der mächtigsten Männer im Staat. Der Beginn von Neros Regentschaft geht als „glückliches Jahrfünft“ in die Geschichte ein. Gemeinsam mit Sextus Afranius Burrus, dem Leiter der Prätorianergarde, verwaltet Seneca das Reich und wird dabei zu einem der reichsten Männer Roms. Er ist weithin geachtet und verfasst eine Reihe philosophischer Dialoge und Briefe, die der griechischen Schule der Stoiker verpflichtet sind. Zudem schreibt er die einzigen heute noch vollständig erhaltenen Tragödien der römischen Antike. In ihnen entwickelt er seine stoische Philosophie am Beispiel griechischer Charaktere wie Ödipus, Medea oder Herkules. Nach der von Nero befohlenen Ermordung Agrippinas, in die Seneca verwickelt gewesen sein soll, zieht er sich Stück für Stück aus dem politischen Leben zurück und verfasst sein Spätwerk, unter anderem naturwissenschaftliche Betrachtungen. Im Zuge der Pisonischen Verschwörung gegen Nero wird Seneca des Verrats beschuldigt und vom Kaiser zum Selbstmord aufgefordert. Seneca fügt sich in sein Schicksal und stirbt von eigener Hand im Jahr 65 n. Chr.


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