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Candide
Buch

Candide

oder der Optimismus

Genf, 1759
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2005 Mehr

Literatur­klassiker

  • Satire
  • Aufklärung

Worum es geht

Satire auf den Optimismus

„Wir leben in der besten aller Welten“, lässt Voltaire den Hauslehrer des Candide sagen. Und der naive Jüngling glaubt jedes Wort, das sein Meister von sich gibt. Doch schon bald brauen sich Unwetter über Candide und seiner geliebten Kunigunde zusammen: Weil er sie küsst, wird er aus dem Schloss geworfen, er gerät in die Armee, muss Spießruten laufen, wird gejagt, misshandelt, erleidet Schiffbruch, wird betrogen, von falschen Freunden verraten, kommt fast in einem Erdbeben um (dem berühmten von Lissabon), wird mehrmals gefangen genommen und trifft am Ende seinen alten Hauslehrer wieder – der immer noch mit festem Optimismus an das Gute in der Welt glaubt. Candide freilich hat inzwischen seine Lektion gelernt. Fortan huldigt er dem „ora et labora“ – wobei er das „ora“ auslässt. Voltaires satirischer Roman schildert auf fast jeder Seite neue Gräueltaten, die sich Menschen antun können. All diese Morde, Auspeitschungen, Verbrennungen, Verstümmelungen, dazu noch Naturkatastrophen, konfrontieren die auf Leibniz zurückgehende Philosophie des Optimismus mit der brutalen Wirklichkeit. Candide gehört zu den herrlichsten und bösesten Satiren der Weltliteratur und wurde zur Bibel der gebildeten Misanthropen.

Zusammenfassung

Die Lehre des Pangloss

Candide wächst in dem schönen westfälischen Schloss des Barons Thunder-ten-tronckh auf. Er ist der uneheliche Sohn der Schwester des Barons und entwickelt ein besonderes Faible für Kunigunde, dessen schöne Tochter. Der Hoflehrer Pangloss lehrt ihn die „Metaphysiko-Theologo-Kosmologo-Nigologie“, von der Candide jedes Wort eifrig aufsaugt. Pangloss’ Leitsatz lautet: „Keine Ursache ohne Wirkung.“ So habe der Mensch eine Nase, um Brillen zu tragen, und trage folglich Brillen. Und Steine seien zum Bau von Schlössern bestimmt, daher habe der Baron ein schönes Schloss. Diese Welt, in der alles perfekt eingerichtet sei, sei deshalb auch die beste aller Welten.

In der bulgarischen Armee

Erhitzt vom Feuer der Leidenschaft küssen sich Kunigunde und Candide hinter einem Wandschirm. Doch leider sieht das der Baron. Er bekommt einen Wutanfall und wirft Candide mit einem Fußtritt aus dem Schloss. Traurig wandert er herum und ist dem Hungertod nahe, als zwei freundliche Männer ihn zum Essen einladen. Candide denkt, dass Pangloss Recht gehabt hat und alles auf der Welt zum Besten stünde...

Über den Autor

Voltaire ist zeit seines Lebens ein Freigeist, der sich über Konventionen hinwegsetzt, jede Form von Dogmatismus hasst, sich gegen die Kirche wendet und für die Aufklärung einsteht, die absolutistische Monarchie verflucht und dafür mehrere Male in den Kerker geworfen wird. Er hat einen großen Gerechtigkeitssinn, ist aber auch reizbar, gewinnsüchtig und ehrgeizig. Voltaire kommt unter dem bürgerlichen Namen François-Marie Arouet am 21. November 1694 als Sohn eines Notars in Paris zur Welt. Seine Mutter stirbt früh, und auf Anraten eines Freundes wird er als Zehnjähriger in ein Jesuitenkolleg geschickt. Hier trifft er auf adlige Kinder aus den besten Familien und lernt „Latein und dummes Zeug“, wie er später einmal bemerkt. Sein Pate führt ihn in die höfische Gesellschaft ein. Das Leben im Luxus gefällt dem jungen Mann: In der Gesellschaft liebt man ihn für seinen intelligenten Witz, seinen bösartigen Humor und seine Frechheit, mit der er auch höhergestellten Personen begegnet. Das wird ihm schließlich aber zum Verhängnis: Mehrere Male wird er aus der Gesellschaft verbannt. 1718 erscheint seine überaus erfolgreiche Tragödie Oedipus (Oedipe). In die Pariser Gesellschaft zurückgekehrt, wird er 1726 in die Bastille gesperrt. Der Grund ist eine Auseinandersetzung mit dem Feldmarschall Chevalier de Rohan. Den Aufenthalt in der Bastille kann Voltaire abkürzen, indem er sich zum Exil in England bereit erklärt. In den Philosophischen Briefen (Lettres philosophiques, 1734) richtet er sich polemisch gegen französische Rückständigkeit, Dogmatismus, Willkürherrschaft und religiöse Herrschaftsansprüche. Natürlich zieht das einen erneuten Konflikt nach sich. Voltaire flieht ins Château de Cirey im Herzogtum Lothringen. Auf Vermittlung der Marquise de Pompadour steigt Voltaire 1746 zum Kammerherrn Ludwigs XV. auf, nimmt 1749 aber eine Einladung Friedrichs II. von Preußen an. Doch auch hier kommt es zum Zerwürfnis. 1758 kauft sich Voltaire das Gut Ferney in der Nähe von Genf, wo er 20 Jahre lang lebt und schreibt. 1778 reist er zur Uraufführung einer seiner Tragödien nach Paris, wo er am 30. Mai 1778 stirbt. Auf Volksbeschluss wird sein Leichnam 1791 ins Panthéon in Paris verlegt.


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