Zum zehnten Jahrestag der Finanzkrise von 2008 legt der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze mit Crashed eine umfassende Studie zu den Ursachen, dem Verlauf und den Nachwirkungen der größten Wirtschaftskrise der Geschichte vor. Das Buch führt die enge Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft in einer multipolaren Weltordnung vor Augen. Die griechische Krise, der Krieg in der Ukraine, der Brexit und die Wahl Trumps erscheinen allesamt als direkte Nachwirkungen der Finanzkrise. getAbstract empfiehlt das Buch allen, die sich für die jüngere Weltgeschichte und ihre aktuellen Folgen interessieren.
Die erste Krise des globalen Zeitalters
Die hartnäckige, aber illusorische Annahme, dass die Finanzkrise von 2008 vornehmlich eine inneramerikanische oder angloamerikanische Krise gewesen sei, muss aufgegeben werden. Wir sollten stattdessen erkennen, dass diese Finanzkrise eine globale Krise war, die auch die Eurozonenkrise 18 Monate später mitverursacht hat. Außerdem hat diese globale Wirtschaftskrise den Glauben des Liberalismus, völlig ohne staatliche Regulierungen auskommen zu können, widerlegt. Denn sie hat gezeigt, wie unauflöslich globale Wirtschaft und nationalstaatliche Politik miteinander verbunden sind.
Ein Sturm zieht auf
Während zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Aufmerksamkeit auf der wirtschaftlichen Abhängigkeit der USA von China lag, wurde eine viel zentralere Achse der globalen Weltwirtschaft übersehen. Zwischen der Wall Street in New York und der Londoner City hatte sich nämlich ein nordatlantischer Offshore-Markt entwickelt, der die USA und Europa miteinander verflocht und abenteuerlustige Investmentbanken aus der ganzen Welt durch seine umfassende Deregulierung anzog. Der boomende Immobilienmarkt der USA konnte...
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