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Daisy Miller
Buch

Daisy Miller

London, 1878
Diese Ausgabe: dtv, 2015 Mehr

Literatur­klassiker

  • Novelle
  • Realismus

Worum es geht

Zwischen Sittsamkeit und Selbstverwirklichung

Frederick Winterbourne ist Amerikaner, lebt aber seit seiner Kindheit in Genf und ist durch und durch ein europäischer Gentleman. In der klaren Luft des Schweizer Urlaubsorts Vevey scheint zwischen ihm und der selbstbewussten Amerikanerin Daisy Miller ein Funke überzuspringen – trotz oder gerade wegen der Spannung zwischen ihren unterschiedlichen Temperamenten. Doch als sie sich in der schwülen Hitze Roms wiedersehen, verwandeln sich diese Unterschiede in tiefe Gräben: Die lebenshungrige Daisy fühlt sich mit den heißblütigen Italienern viel wohler als im Korsett der bürgerlichen Moralvorstellungen. Während James einerseits die Prüderie des Bürgertums treffend aufs Korn nimmt, scheint er Daisys Freizügigkeit nicht weniger zu missbilligen: Ausgeschlossen von der High Society stirbt sie am „römischen Fieber“, der damals weitverbreiteten Malaria. Mit seiner kurzen und virtuosen Sittenstudie polarisierte Henry James 1878 das Publikum zwischen Empörung und Begeisterung – und schaffte den Durchbruch zu seiner bis heute anhaltenden Popularität.

Take-aways

  • Die Novelle Daisy Miller brachte Henry James den literarischen Durchbruch.
  • Inhalt: Der in der Schweiz lebende Amerikaner Winterbourne lernt dort die lebenslustige und unkonventionelle Amerikanerin Daisy Miller kennen. In Rom sehen sie sich wieder. Daisy brüskiert die noble Gesellschaft durch ihren freizügigen Umgang mit dem Italiener Giovanelli. Sie wird aus der High Society ausgeschlossen und stirbt am „römischen Fieber“.
  • Daisy Miller erschien 1878 und war ein großer Erfolg, aber auch ein Skandal.

Über den Autor

Henry James gilt in der angelsächsischen Welt als großer Klassiker der Literatur um 1900, als Meister des subtilen psychologischen Romans und Wegbereiter der literarischen Moderne. Am 15. April 1843 in eine großbürgerliche, wohlhabende und intellektuelle New Yorker Familie hineingeboren, erhält er eine umfassende Bildung und lernt schon früh die Klassiker der Weltliteratur kennen. Sein Vater ist einer der angesehensten amerikanischen Intellektuellen, befreundet mit Denkern wie Thoreau, Emerson und Hawthorne. Henry James’ Bruder William wird Psychologieprofessor in Harvard und Begründer des Pragmatismus in der Philosophie. Henry James selbst studiert, nachdem er in seiner Jugend Europa bereist hat, für kurze Zeit Jura in Harvard und betätigt sich bald als Journalist, zunächst als Kritiker, dann auch als Zeitungskorrespondent in Paris. 1869 siedelt er nach England über, wo er sich 1876 endgültig niederlässt. Viele seiner berühmten Romane und Erzählungen wie Daisy Miller (1878), Die Europäer (The Europeans, 1878) oder Die Gesandten (The Ambassadors, 1903) spielen vor dem Hintergrund der Begegnungen vornehmer Amerikaner mit Europäern. Der Gegensatz zwischen Alter und Neuer Welt, zwischen europäischer Kultur und amerikanischer Naivität spielt in seinem Werk eine wichtige Rolle. Da James vermögend und somit finanziell unabhängig ist, kann er sich ganz dem Schreiben und seinen intellektuellen Interessen widmen. Auch in England steht er in engem Kontakt zu den führenden Geistern seiner Epoche. 1904/05 reist James nach 25 Jahren erstmals wieder in die Vereinigten Staaten, unter anderem um die Ausgabe seiner gesammelten Werke vorzubereiten und zu begleiten, darunter sein meistgelesenes Buch, die Gespenstergeschichte Das Durchdrehen der Schraube (The Turn of the Screw, 1898). 1915 erwirbt James die englische Staatsbürgerschaft. Er stirbt am 28. Februar 1916 im Londoner Stadtteil Chelsea.


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