Das Bildnis des Dorian Gray
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 1999 Mehr
Seiten: 234
- Roman
- Fin de siècle
Worum es geht
Das Kunstwerk als Spiegel der Seele
Oscar Wilde war ein Dandy, wie er im Buche steht: stets gut gekleidet, mit den besten Umgangsformen und ein brillanter Gesprächspartner. Die Oberschicht im London des Fin de Siècle (Ende des 19. Jahrhunderts) liebte ihn, auch wenn die Boulevardblätter über ihn spotteten. Doch dann änderte sich schlagartig alles mit der Veröffentlichung von Wildes einzigem Roman. Das Bildnis des Dorian Gray löste 1890 ein Skandälchen aus, das sich fünf Jahre später in einen handfesten Skandal verwandelte, als dem Schriftsteller eine homosexuelle Beziehung nachgewiesen werden konnte. Die Handlung des Dorian Gray ist einfach, aber genial: Der schöne Jüngling Dorian wünscht sich, dass sein Porträt an seiner statt altert und er selbst für immer jung und schön bleibt. Von einem aristokratischen Zyniker verführt, badet Dorian in Vergnügungen und Ausschweifungen, stürzt andere Menschen ins Verderben und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Am Ende regt sich jedoch das schlechte Gewissen: Sollen Bild und Modell den Platz wieder tauschen, geht das nicht ohne persönliche Opfer ... Dank der witzigen Dialoge liest sich Wildes Roman locker und leicht. Der Jugend- und Schönheitskult und seine finsteren Konsequenzen sind auch im heutigen Zeitalter der Selbstdarsteller und Mediensternschnuppen noch höchst aktuell. Neben Wildes amüsanten Schauspielen gehört der Roman zu seinen tiefgründigsten Werken.
Zusammenfassung
Über den Autor
Oscar Wilde wird am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren. Seine Mutter ist Schriftstellerin, der Vater Chirurg. Wilde studiert in Dublin und Oxford klassische Philologie. Schon als Student begeistert er sich für die Ideale des Ästhetizismus und praktiziert mustergültig die Idee von der Ausdehnung des Schönheitskults auf alle Bereiche des Lebens. Sein exzentrisches Auftreten mit langer Mähne und exquisiter Garderobe macht ihn früh bekannt. 1879 zieht Wilde nach London um, lehrt dort Ästhetik und steigt schnell in die feine Gesellschaft auf. 1884 heiratet er die wohlhabende und gebildete Constance Lloyd, die 1885 und 1886 die beiden Söhne Cyril und Vyvyan zur Welt bringt. Zu dieser Zeit beginnt er seine Homosexualität auszuleben. Nach lyrischen Arbeiten, Essays und Märchen veröffentlicht er 1891 seinen einzigen Roman, den Skandalerfolg Das Bildnis des Dorian Gray (The Picture of Dorian Gray). Mit dem Theaterstück Lady Windermeres Fächer (Lady Windermere’s Fan) etabliert er sich 1892 endgültig als Erfolgsautor von sprühendem Witz und scharfem Intellekt – viktorianischen Vorbehalten gegen seine „Unmoral“ zum Trotz. Wildes Ruf festigt sich in den Folgejahren mit den Stücken Eine Frau ohne Bedeutung (A Woman of No Importance), Ein idealer Gatte (An Ideal Husband) und Die Bedeutung, Ernst zu sein (The Importance of Being Earnest). Dann wird ihm seine mehrjährige Beziehung mit dem jungen Snob Lord Alfred Douglas zum Verhängnis. Wilde wird 1895 wegen homosexueller Kontakte zu zwei Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis verfasst er De profundis. Die letzten Lebensjahre verbringt er in relativer Armut, von Freunden unterstützt, auf dem europäischen Festland. Bis zu seinem Tod am 30. November 1900 in Paris veröffentlicht er nur noch Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading (The Ballad of Reading Gaol), ein Text über seine Hafterfahrung.
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