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Das Buch der Beispiele
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Das Buch der Beispiele

Einführung in die Weltgeschichte

Qalʿat ibn Salama, 1377
Diese Ausgabe: Reclam, 2016 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Geschichte
  • Mittelalter

Worum es geht

Der große Denker des arabischen Mittelalters

Ibn Khaldūn, der große Historiograf und Denker der mittelalterlichen arabischen Welt, leistet mit seinem Buch der Beispiele nichts weniger, als dass er die Geschichtsschreibung in den Rang einer Wissenschaft hebt. Lange vor Machiavelli beschreibt er die Mechanismen von Machteroberung und -erhalt und ruft mit ʿumrān, dem Studium der menschlichen Kultur, eine neue Disziplin ins Leben. Der weit gereiste und umfassend gebildete Jurist, Diplomat und Politiker beschreibt aus privilegierter Perspektive die nomadischen und sesshaften Kulturen Nordafrikas. Er legt sein Augenmerk nicht auf die offizielle Geschichte von Siegern und Machthabern, sondern zeigt die menschlichen Lebensweisen in ihrer ganzen Vielschichtigkeit. Im 14. Jahrhundert verfügte dieser Universalgelehrte bereits über ein auch aus heutiger Sicht beeindruckendes Wissen. In einer Epoche, da die Kulturräume Europas, Nordafrikas und der arabischen Welt von Zersetzung bedroht sind, ist Ibn Khaldūns Konzept der ʿasabīya, der einigenden Kraft innerhalb einer ethnischen Gruppe, alles andere als von gestern. Nicht zuletzt ist seine Wertschätzung des fruchtbaren kulturellen Klimas im Irak und in Syrien angesichts der Zerstörung dieser einst so blühenden Zivilisationen herzzerreißend.

Zusammenfassung

ʿasabīya, der soziale Kitt für Geschichte und Gesellschaft

Geschichtsschreibung ist eine universelle Wissenschaft, die von Menschen aller Völker, Generationen und Stände betrieben wird. Oberflächlich betrachtet ist sie nichts weiter als die Darstellung wichtiger Ereignisse nebst Ableitung von Lehren aus der Vergangenheit. In Wahrheit jedoch bietet sie tiefe Erkenntnis über den Lauf der Welt und das Wesen der Menschheit. Sie lässt das Gestern lebendig und verständlich werden, das das Heute bedingt und geprägt hat. Es kursiert jedoch viel historischer Unsinn – zum Beispiel die unwahrscheinliche Vertreibung der Seeungeheuer durch Alexander den Großen –, und der Wille zur Quellenkritik ist spärlich. Diese Muqaddima, das erste von drei Büchern, erforscht die kulturellen und zivilisatorischen Kreisläufe menschlicher Kultur, konkret jene der Araber und Berber im Maghreb. Zum Wesen einer Zivilisation zählen die Lebensweise und Herrschaftsform, die Art des Broterwerbs und die Wissenschaften. Kultur entsteht im Zusammenschluss der Menschen; das Zusammengehörigkeitsgefühl eines Stammes (ʿasabīya) ist dafür zentral.

Die Geschichtsschreibung gibt wiederum Auskunft über...

Über den Autor

Ibn Khaldūn kommt am 27. Mai 1332 in Tunis zur Welt. Er entstammt einem Clan mit Wurzeln in Andalusien, der im Zuge der christlichen Reconquista nach Nordafrika, auf das Gebiet des heutigen Tunesiens und östlichen Algeriens, zurückwich. Der Spross einer privilegierten Familie wird in Koranlehre, Jus, Philosophie, Mathematik und Logik ausgebildet. Bei der Pestepidemie 1348/49 sterben seine Eltern. Ibn Khaldūn geht nach Fez, wo er zehn Jahre bleibt und sein Studium mit verschiedenen öffentlichen Ämtern kombiniert. Mit nur 20 Jahren erhält er als Siegelbewahrer am Hof der Hafsiden Einblick in Regierungsgeschäfte. 1363 geht er an den Hof der Nasriden nach Granada. Muhammad V. beauftragt ihn wenig später, als Unterhändler einen Frieden mit Peter dem Grausamen von Kastilien auszuhandeln. Ibn Khaldūn schließt die Aufgabe erfolgreich ab und geht schließlich nach Nordafrika. Hier hat er intensiven Kontakt zu Nomaden. Die Einleitung (Muqaddima) zu seinem Hauptwerk, dem Buch der Beispiele, schreibt der Universalgelehrte 1377 im freiwilligen Exil im Fort Qalʿat Ibn Salāma. Zurück in Tunis, beendet er das Gesamtwerk. Er gerät in Konflikt mit den Machthabern und nutzt eine Pilgerfahrt nach Mekka als Vorwand, sich 1382 in Kairo niederzulassen; das Schiff, das seine Familie nachbringt, geht unter. Ibn Khaldūn wird Hochschullehrer. Auch wird er als Vertreter der malikitischen Rechtsschule zum Oberrichter in Kairo ernannt. Seine letzte Mission als Diplomat führt ihn nach Damaskus, wo er erneut Friedensverhandlungen führt: mit keinem Geringeren als dem mongolischen Eroberer Timur Lenk, der im Begriff steht, die Stadt zu erobern. Ibn Khaldūn stirbt am 17. März 1406 in Kairo.


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