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Das Gespenst von Canterville
Buch

Das Gespenst von Canterville

London, 1887
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2014 Mehr

Literatur­klassiker

  • Schauerliteratur
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Ein tragikomisches Gesellenstück

Im Kern ist Das Gespenst von Canterville eine Spukgeschichte, in der ein Gedankenspiel konsequent zu Ende gedacht wird: Angenommen, es gibt Gespenster – würden sie dann nicht einen gewissen Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit stellen? Wie würden sie mit Menschen umgehen, die sich nicht vor ihnen fürchten? Das Gespenst von Canterville muss genau diese leidvolle Erfahrung machen. Die ganz und gar weltlichen Amerikaner, die in sein Zuhause einziehen, zeigen sich unbeeindruckt von seinen Spukereien und werfen sogar mit Kissen nach ihm. Die Erzählung, die Oscar Wilde rund um diese Konstellation spinnt, ist mehr als nur eine Gutenachtgeschichte für Kinder: Auch Erwachsene dürfen über die unbeholfenen Versuche des Gespensts und über den Glauben der Familie Otis an die Wirkung von allerlei Wundermittelchen lachen. Die Mischung aus Spukgeschichte und Gesellschaftssatire enthält auch melancholische Momente – etwa wenn das Gespenst von seiner Sehnsucht nach dem Tod erzählt. Der Text ist voller komischer wie auch tragischer Elemente, die bereits die spätere poetische Brillanz des Skandalautors durchblitzen lassen.

Zusammenfassung

Die neuen Bewohner

Der amerikanische Botschafter Hiram B. Otis zieht mit seiner Familie nach England. Er erwirbt das historische Herrenhaus Canterville Chase, obwohl man ihm eindringlich davon abrät: In Canterville soll nämlich ein Geist umgehen. Lord Canterville selbst, der Besitzer, warnt die Familie Otis nachdrücklich und berichtet von verschiedenen Vorfällen, bei denen der Geist in Erscheinung getreten ist. Seit über 300 Jahren wird seine Familie von ihm heimgesucht – bezeichnenderweise erscheint er immer kurz vor dem Tod eines Hausbewohners. Mr. Otis glaubt nicht an Geister. Dennoch findet er die Idee, ein Haus mit Gespenst zu kaufen, irgendwie reizvoll. Also zieht er ein, gemeinsam mit seiner lebensfrohen Frau Lucretia und vier Kindern: Washington, Virginia und die Zwillinge.

Ankunft in Canterville

Das Herrenhaus liegt sieben Meilen von Ascot entfernt inmitten von Hügeln und Fichtenwäldern. Die Familie trifft an einem Juliabend ein und wird bereits von der Haushälterin Mrs. Umney erwartet, die zuvor schon für die Familie Canterville tätig...

Über den Autor

Oscar Wilde wird am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren. Seine Mutter ist Schriftstellerin, der Vater Chirurg. Wilde studiert in Dublin und Oxford klassische Philologie. Schon als Student begeistert er sich für die Ideale des Ästhetizismus und praktiziert mustergültig die Idee von der Ausdehnung des Schönheitskults auf alle Bereiche des Lebens. Sein exzentrisches Auftreten mit langer Mähne und exquisiter Garderobe macht ihn früh bekannt. 1879 zieht Wilde nach London um, lehrt dort Ästhetik und steigt schnell in die feine Gesellschaft auf. 1884 heiratet er die wohlhabende und gebildete Constance Lloyd, die 1885 und 1886 die beiden Söhne Cyril und Vyvyan zur Welt bringt. Zu dieser Zeit beginnt er seine Homosexualität auszuleben. Nach lyrischen Arbeiten, Essays und Märchen veröffentlicht er 1891 seinen einzigen Roman, den Skandalerfolg Das Bildnis des Dorian Gray (The Picture of Dorian Gray). Mit dem Theaterstück Lady Windermeres Fächer (Lady Windermere’s Fan) etabliert er sich 1892 endgültig als Erfolgsautor von sprühendem Witz und scharfem Intellekt – viktorianischen Vorbehalten gegen seine „Unmoral“ zum Trotz. Wildes Ruf festigt sich in den Folgejahren mit den Stücken Eine Frau ohne Bedeutung (A Woman of No Importance), Ein idealer Gatte (An Ideal Husband) und Die Bedeutung, Ernst zu sein (The Importance of Being Earnest). Dann wird ihm seine mehrjährige Beziehung mit dem jungen Snob Lord Alfred Douglas zum Verhängnis. Wilde wird 1895 wegen homosexueller Kontakte zu zwei Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis verfasst er De profundis. Die letzten Lebensjahre verbringt er in relativer Armut, von Freunden unterstützt, auf dem europäischen Festland. Bis zu seinem Tod am 30. November 1900 in Paris veröffentlicht er nur noch Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading (The Ballad of Reading Gaol), ein Text über seine Hafterfahrung.


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