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Das Gilgamesch-Epos
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Das Gilgamesch-Epos

Mesopotamien, Drittes Jahrtausend v. Chr.
Diese Ausgabe: Reclam, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker


Worum es geht

Ein archetypischer Held

Ein gut aussehender und privilegierter junger Mann glaubt, sich alles erlauben zu können. Er holzt einen geschützten Wald ab und stößt auch noch eine glühende Verehrerin vor den Kopf. Diese rächt sich und treibt den Freund des Geliebten in den Tod. Jetzt wird ihm seine eigene Sterblichkeit bewusst – und er macht sich auf die Suche nach dem ewigen Leben. Das Gilgamesch-Epos ist fast 5000 Jahre alt und damit die älteste bekannte Dichtung überhaupt. Das Epos über den rastlosen König stammt aus der Zeit, als die Sumerer im Zweistromland die ersten Städte der Menschheit gründeten und die Schrift erfanden. Gilgameschs Geschichte überdauerte den Aufstieg und Untergang unzähliger Kulturen, Sprachen und Schriftformen. Unter geändertem Namen strandete er mit seiner Arche im Alten Testament. Und heute feiert ihn die Avantgarde gar als ersten schwulen Helden der Geschichte. Was ihm im Epos selbst verwehrt bleibt – Unsterblichkeit – erlangt er in der kollektiven Erinnerung. Seine jahrtausendelange Reise hat er auch ohne künstliche Verjüngungskuren erstaunlich gut überstanden.

Zusammenfassung

Gilgamesch und Enkidu

Der König der Stadt Uruk, Gilgamesch, ist zu zwei Dritteln göttlich und zu einem Drittel menschlich. Er ist der größte und schönste Mann weit und breit. Sein Bart glänzt wie Lapislazuli und sein Haar wächst so dicht wie Getreide. Doch Gilgamesch tyrannisiert seine Untertanen und zwingt junge Leute zur Fronarbeit. Söhne sehen ihre Väter nicht mehr, Töchter werden von ihren Müttern getrennt und Jungfrauen von ihren Geliebten. Die Menschen flehen die Götter an, einen ebenbürtigen Rivalen für Gilgamesch zu erschaffen.

Die Schöpfergöttin Aruru wirft daraufhin Lehm in die Steppe und erschafft Enkidu, einen riesengroßen, am ganzen Körper behaarten Mann. Er frisst Gras und trinkt die Milch wilder Tiere. An der Tränke erblickt ihn ein Jäger. Dieser erstarrt zunächst vor Furcht, wird jedoch nach ein paar Tagen wütend, da Enkidu seine Fallen zerstört und das Wild entkommen lässt. Man rät ihm, die üppige Dirne Schamchat aus Uruk zu holen: Sie soll den verwilderten Enkidu verführen und ihn so in die Gemeinschaft der zivilisierten Menschen eingliedern. Kaum sieht Schamchat Enkidu an der Tränke, öffnet sie furchtlos ...

Über den Autor

Das Gilgamesch-Epos hat viele anonym gebliebene Verfasser, deren Sprachen längst ausgestorben sind. Es entsteht im dritten Jahrtausend v. Chr. in Südmesopotamien und wird anfangs vermutlich nur mündlich überliefert. Um 2000 v. Chr. tauchen erste in Keilschrift auf Tontafeln übertragene Geschichten des späteren Gesamtepos auf. Um 1100 v. Chr. soll der aus Uruk stammende Gelehrte Sin-leqe-unnini (übersetzt „Sin, nimm mein Flehen an“) die Einzelerzählungen in eine einheitliche Form gegossen haben. Er stellte dem Epos einen Hymnus voran, in dem er angab, dass Gilgamesch selbst seine Taten auf einer Steintafel niederschreiben lassen habe und er, der Dichter, diese nur wiedererzähle. Dass überhaupt ein Verfasser für das Epos genannt wurde, belegt im Rückblick dessen Bedeutung – die meisten literarischen Werke wurden im Alten Orient nämlich anonym überliefert. Als endgültige Fassung gilt das Zwölf-Tafel-Epos, das Schreiber im siebten Jahrhundert v. Chr. für die Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal anfertigten. Die meisten zeitgenössischen Übersetzungen und Bearbeitungen basieren auf dieser Version.


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