Das glückliche Tal
- Tagebuch
- Postmoderne
Worum es geht
Trauer im Angesicht der Freiheit
Mit dem Ford Cabrio von der Schweiz bis nach Afghanistan – das wäre auch heute noch ein kühnes Unterfangen. Annemarie Schwarzenbach hat diese und viele andere Reisen in den 1930er Jahren unternommen, im Zustand rastloser Getriebenheit, morphiumsüchtig, auf der Flucht vor ihrer konservativen Mutter und stets unglücklich verliebt in ihre Lebensfreundin Erika Mann. Während eines sommerlichen Zeltlagers, das sie mit ihrem ebenfalls homosexuellen Ehemann, dem Diplomaten Claude Achille Clarac, besuchte, entstand Das glückliche Tal, ihr wohl wichtigster Text. Wie in kaum einem anderen Buch der Autorin wird darin ihr Dilemma deutlich: die kompromisslose Ablehnung alles Bürgerlichen und die Sucht nach der Freiheit des Reisens bei gleichzeitig verzehrendem Heimweh nach der Schweiz. Schwarzenbachs Ton ist poetisch und klagend, negativ ausgedrückt könnte man auch sagen: ein bisschen weinerlich. Ihr posthumer literarischer Ruhm ist untrennbar verbunden mit ihrem extravaganten Lebenswandel und ihrem außergewöhnlichen Erscheinungsbild. Ein „verödeter Engel“ schrieb Thomas Mann in sein Tagebuch – und war ebenso fasziniert von ihrer androgynen Schönheit, wie es viele Bewunderer heute noch sind.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Annemarie Schwarzenbach wird am 23. Mai 1908 in Zürich geboren. Ihr Vater Alfred Emil Schwarzenbach ist einer der wohlhabendsten Industriellen der Schweiz. Ihre Mutter Renée Maria Schwarzenbach ist die Tochter des Generals Ulrich Wille. Bereits als Kind trägt Annemarie Schwarzenbach bevorzugt Hosen und wenig mädchenhafte Kleider, worin sie von ihrer Mutter unterstützt wird. Im Frühjahr 1931 beendet sie im Alter von nur 23 Jahren ihr Geschichts- und Literaturstudium an der Universität Zürich mit dem Doktordiplom. Noch im selben Jahr veröffentlicht sie den Roman Freunde um Bernhard, der ihr einen ersten Erfolg als Schriftstellerin beschert. Sie zieht nach Berlin und verbringt viel Zeit mit Klaus und Erika Mann, die für den Rest ihres Lebens die für sie wichtigsten Menschen bleiben. Mit Erika Mann verbindet sie eine intensive, wenn auch unerwiderte Liebe. Schwarzenbach macht erste Erfahrungen mit Morphium und gleitet allmählich in die Sucht. Der große literarische Durchbruch bleibt aus. Es kommt zum Streit mit der hitlerbegeisterten Mutter, die sich von der antifaschistischen Gesinnung ihrer Tochter provoziert fühlt. Immer wieder hat Schwarzenbach mit schweren Depressionen zu kämpfen, ein Selbstmordversuch scheitert 1935. Sie reist mehrmals nach Persien, das letzte Mal 1939 in einem Ford Cabrio, gemeinsam mit der Reiseschriftstellerin Ella Maillart. Verheiratet ist sie mit dem ebenfalls homosexuellen französischen Diplomaten Claude Achille Clarac. In New York lernt Schwarzenbach die Schriftstellerin Carson McCullers kennen, die sich unglücklich in sie verliebt. Nach einem Zwischenfall in einem New Yorker Hotel wird Schwarzenbach in die Psychiatrie zwangseingewiesen, wovon sie sich nur schwer wieder erholt. 1941 unternimmt sie eine letzte Reise, in den Kongo. Zu Lebzeiten ist sie vor allem mit ihren zahlreichen Reiseberichten erfolgreich, ihr literarisches Werk wird wenig beachtet. Am 15. November 1942 stirbt Annemarie Schwarzenbach im schweizerischen Sils an den Folgen eines Fahrradunfalls.
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