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Das grüne Haus
Buch

Das grüne Haus

Barcelona, 1965
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2011 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Freuden und Leiden im peruanischen Alltag

In seinem zweiten und bekanntesten Roman verwebt Mario Vargas Llosa mehrere Geschichten zu einem großen Ganzen und zeichnet so ein reichhaltiges und überraschendes Bild des südamerikanischen Alltags. Die Geschichten spielen alle im Norden Perus, entweder im Dschungel oder in der Wüste. Nonnen verschleppen Indianermädchen, Polizisten suchen im Urwald nach Banditen, der Gouverneur schmuggelt Kautschuk und ein Fremder errichtet in einer Einöde ein Bordell: das grüne Haus. Zu Beginn des Buches findet sich der Leser reichlich desorientiert in einem Chaos wieder. Vargas Llosa erzählt seine Geschichten nicht chronologisch, sondern springt von einer Zeitebene zur anderen, zerstückelt die Erzählstränge, verteilt sie im Buch. Wie ein Puzzle muss man sich den Roman lesend zusammenbauen. Beinahe jeder Textteil hält eine Überraschung, eine Enthüllung bereit, und je besser man sich in den Wirrwarr zurechtfindet, desto mehr nimmt einen der Roman ein. Ein teilweise anstrengendes Leseabenteuer, das einen aber reich belohnt.

Zusammenfassung

Bonifacia wird verstoßen

Ein Motorboot gleitet über einen Fluss. Die darauf fahrenden Polizisten, die Guardias, dösen. Mit geschlossenen Augen harren auch die mitfahrenden Nonnen, die Madres, in der Hitze aus. Das Indianerdorf der Aguaruna im peruanischen Amazonas liegt da wie ausgestorben, stellt der Polizeiwachtmeister, genannt Sargento, fest. Dennoch: Die Gruppe entscheidet sich, an Land zu gehen und auf die Bewohner des Dorfes zu warten. Schließlich kommen sechs Aguaruna in einem Kanu angefahren. Die Madres begrüßen sie, die Guardias verstecken sich, die Aguaruna sind misstrauisch. Eine der Madres verteilt Geschenke. Und dann geht alles ganz schnell: Die Guardias und Madres entreißen den Aguaruna ihre Kinder, zerren zwei Mädchen aufs Boot und fahren davon.

Auch Bonifacia hat früher in einem Indianerdorf gelebt. Der Kautschukschmuggler und Gouverneur Julio Reátegui hat sie als kleines Mädchen zu den Nonnen nach Santa María de Nieva gebracht, um sie zu christianisieren. Die Stadt im Dschungel liegt eingebettet zwischen zwei großen Flüssen, auf den Hügeln steht die Mission. Die grünäugige Bonifacia wird von den Nonnen...

Über den Autor

Mario Vargas Llosa kommt am 28. März 1936 in Arequipa im Süden Perus zur Welt. Man sagt dem kleinen Mario, sein Vater sei gestorben – in Wahrheit haben sich seine Eltern vor seiner Geburt getrennt. Der Junge wächst erst in Bolivien und dann bei seinen Großeltern in Piura im Norden Perus auf. Als sein totgesagter Vater plötzlich auftaucht, ist das für den Zehnjährigen ein traumatisches Erlebnis. Von nun an lebt er bei seinen wieder vereinten Eltern in Lima und besucht dort die Kadettenschule. Sein Vater ist sehr autoritär. Lesen und Schreiben bieten dem Jungen Zuflucht. Bereits als Jugendlicher schreibt er Artikel für Zeitungen und Zeitschriften. Nach dem Literatur- und Jurastudium widmet er sich dann vorwiegend dem Journalismus. Bereits mit wenig mehr als 20 Jahren gewinnt er Preise. 1958 bekommt er ein Stipendium, um in Madrid eine Doktorarbeit zu schreiben. In den folgenden Jahren lebt er vorwiegend in Europa: in Madrid, Barcelona und Paris. Er arbeitet als Journalist, Spanischlehrer, Übersetzer und Schriftsteller. Mit seinem Roman Die Stadt und die Hunde (La ciudad y los perros, 1963) wird er erstmals einem größeren Publikum bekannt, und mit Das grüne Haus (La casa verde, 1965) schafft der gut 30-Jährige den Durchbruch. 1966 erhält er einen Lehrauftrag an der Universität in London, später auch an Universitäten in den USA und in Puerto Rico. 1974 zieht er wieder nach Peru, doch Auslandsaufenthalte und Reisen gehören weiterhin zu seinem Leben. Vargas Llosas politische Überzeugungen wandeln sich über die Jahre stark. Anfangs gefallen ihm revolutionäre Ideen, er ist fasziniert von Kuba und Fidel Castro. Mit der Zeit wird aus dem Kommunisten allerdings ein liberaler Demokrat, wie er sich selbst nennt. Er lehnt sowohl extrem linke als auch extrem rechte Ideologien entschieden ab und wird zum Verfechter bürgerlicher Werte und kapitalistischer Prinzipien. 1990 kandidiert er für die peruanischen Präsidentschaftswahlen. Als Kandidat der konservativen Frente Democrático unterliegt er in der Stichwahl seinem Gegner Alberto Fujimori. Vargas Llosa wendet sich wieder der Literatur zu. 2010 erhält er den Nobelpreis für „seine Analyse der Machtstrukturen mit messerscharfen Bildern“.


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