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Das Prinzip Hoffnung
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Das Prinzip Hoffnung

Berlin, 1954
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1985 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Eine konkrete Utopie für eine bessere Welt

Viele sehnten sich im 20. Jahrhundert nach einer besseren, gerechteren Welt. Doch keiner hat sie so beredt in Worte gefasst und ihre Bedingungen und Möglichkeiten so systematisch erarbeitet wie Ernst Bloch in seinem Hauptwerk Das Prinzip Hoffnung. Als Bloch während des Zweiten Weltkriegs im US-amerikanischen Exil an dem Werk arbeitete, sollte der Titel zunächst „Dreams of a better life“ lauten: Hoffnung soll in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Bloch spricht deshalb von der Hoffnung als einer „konkreten Utopie“. Er geht von den Wünschen und Tagträumen der Menschen aus, dem Ausdruck vielfältigster Hoffnungen. Die Hoffnung ist das den Menschen in seinen täglichen Geschäften leitende Prinzip, der individuelle Antrieb und das Wissen um das Potenzial, ein erfülltes, besseres Leben führen zu können, frei von Demütigung und Entfremdung. Dafür muss sich der Mensch noch nicht ausgeschöpfter Möglichkeiten bewusst werden, um diese schließlich realisieren zu können. Bloch hatte als Beispiel die Sowjetunion vor Augen, später dann die DDR und andere Staaten, in denen der Sozialismus Einzug gehalten hatte. Der zeitweise überzeugte Stalinist kritisierte aber bald die neuen Machthaber und entwickelte sich vom Staatsphilosophen zur Persona non grata. Das Prinzip Hoffnung ist der in der Philosophie des 20. Jahrhunderts einzigartige Versuch, die Hoffnung als Prinzip menschlichen Zusammenlebens aufzuzeigen und zugleich den Beweis zu erbringen, dass die Utopie keine Schimäre, sondern eine reale Möglichkeit ist.

Zusammenfassung

Die Hoffnung als lebenserhaltender Trieb

Die Nahrungssuche mit dem Ziel, den physischen Hunger zu stillen, ist der Grundtrieb der menschlichen Existenz. Der Hunger ist eine Metapher des Lebenstriebs, der Kraft des Einzelnen, sich selbst nicht nur am Leben zu halten, sondern auch an seinen Lebensbedingungen zu arbeiten und sie permanent zu verbessern. Diese Kraft findet ihren Ausdruck im Wunschdenken, in Tagräumen und Fantasien, die wiederum in Projekten künstlerischer, philosophischer und technischer Natur hervorscheinen: In diesen Projekten kommt das „Noch-Nicht-Bewusste“ zum Ausdruck. Damit ist das Potenzial des menschlichen Intellekts gemeint, über die Zukunft nachzudenken, sie zu gestalten und mit planerischer Kraft auf sie einzuwirken – zuerst auf das unmittelbare Umfeld des Einzelnen und später dann im Kollektiv auf die Welt als Ganze. Sigmund Freuds Traumdeutung und seine Schriften über das Unbewusste bilden hier einen Ausgangspunkt: Nach Freud ist das Unbewusste Vehikel verborgener Wünsche und Hoffnungen. Eine besondere Rolle kommt dabei den Tagträumen zu: Im Unterschied zu den Nachtträumen, in denen Verdrängtes in verschlüsselter Form wieder auftaucht, ...

Über den Autor

Ernst Bloch wird am 18. Juli 1885 in Ludwigshafen geboren. Er entstammt einer Familie jüdischen Glaubens und wächst in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Schon früh ist er von den Schriften Schellings fasziniert. Er studiert in München und Würzburg Philosophie und schließt 1908 mit einer Promotion über Heinrich Rickerts ab. In den folgenden Jahren gehört Bloch in Heidelberg zum Kreis um Max Weber. Von 1917 bis 1919 lebt der Pazifist aus Protest gegen den Ersten Weltkrieg als Emigrant in der Schweiz. Dort schließt Bloch sein 1918 veröffentlichtes erstes großes Werk Geist der Utopie ab, worin er sich zum ersten Mal als undogmatischer Marxist profiliert, der sich auch an Themen der religiösen Offenbarung orientiert. In den 20er Jahren arbeitet er als freier Publizist in Berlin, von wo aus er nach der Machtergreifung der Nazis emigriert, zuerst wieder in die Schweiz, dann nach Wien und Prag. In jener Zeit entsteht ein dunkler Fleck in Blochs Biografie: Gegenüber seinen Freunden Georg Lukács und Theodor W. Adorno verteidigt er vehement Stalins Schauprozesse, eine Position, die Bloch erst 1956 im Zuge der Entstalinisierung der Sowjetunion aufgeben wird. 1938 emigriert er in die USA und beginnt dort die Arbeit an Das Prinzip Hoffnung. Mit hohen Erwartungen an den sozialistischen Neuaufbau kehrt Bloch 1949 in die DDR zurück, wo er eine Professur in Leipzig erhält. Das Prinzip Hoffnung erscheint in drei Bänden zwischen 1954 und 1959 in der DDR. Dort wird Bloch wie ein Staatsphilosoph behandelt – bis er die Staatsführung wegen der Unterdrückung des Ungarnaufstandes 1956 offen kritisiert. Das wird zum äußeren Anlass des Bruches. 1957 wird er zwangsemeritiert. Als Walter Ulbricht 1961 die Mauer errichten lässt, entschließt sich Bloch, der DDR den Rücken zu kehren, und nimmt eine Gastprofessur in Tübingen an. Dort stirbt er am 4. August 1977.


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