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Das unbekannte Meisterwerk
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Das unbekannte Meisterwerk

Paris, 1831
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1987 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Novelle
  • Realismus

Worum es geht

Die Kunst im Wettstreit mit der Natur

Kein anderer Text von Balzac hat bildende Künstler und Kunsttheoretiker so inspiriert wie Das unbekannte Meisterwerk. Dabei ist die knappe, parabelhafte Novelle kein typisches Werk des französischen Romanciers, der sich ansonsten als epischer Sittenmaler seiner Zeit hervortat. Balzac gewährt Einblick in die Kunstdiskurse an der Schwelle zwischen Klassik und Romantik. Mit Repräsentanten unterschiedlicher Künstlertypen – von Dürer und Holbein über Mabuse und Veronese, Rubens und Rembrandt bis hin zu Porbus und Poussin – bietet die Novelle bis heute eine Fülle an Diskussionsstoff. Wie in allen Teilen von Balzacs Menschlicher Komödie sind die Figuren auch im Unbekannten Meisterwerk weniger Individuen als Typen, die eine soziale Rolle oder kunsttheoretische Position abbilden. Die Novelle ist eine der kürzesten und prägnantesten Erzählungen Balzacs, und sie entfacht bis heute Diskussionen über die Darstellbarkeit des Undarstellbaren.

Zusammenfassung

Besuch bei einem Meister

An einem kalten Dezembertag des Jahres 1612 steigt in Paris ein junger, dürftig gekleideter Mann die Treppe zu einem Künstleratelier hoch. Er ist verschüchtert und ängstlich; schon das bloße Fragen nach dem Meister François Porbus kostet ihn Überwindung, derart bewundert der junge Mann den Maler Heinrichs IV., den Maria von Medici allerdings entlassen und durch Rubens ersetzt hatte. Der junge Mann sieht in Porbus ein Genie, den Schöpfer eines Meisterwerks. Dass er schließlich die Wohnung des Malers betritt, verdankt er einem Zufall, denn es trifft sich, dass ein selbstsicherer und gut gekleideter alter Mann Porbus ebenfalls besuchen will. In dem Glauben, dass der Junge und der Alte zusammengehören, lässt der Maler Porbus, ein kränklicher 40-Jähriger, die beiden eintreten.

Ein wunderlicher Alter

Der alte Mann hat ein welkes Gesicht und einen hinfälligen Körper. Alter und Mühsal scheinen ihm zugesetzt zu haben. Zugleich trägt er eine schwere Goldkette, die auf seinen Reichtum hindeutet. In seinem Gesicht erkennt der junge Mann etwas Diabolisches, etwas, was auf Künstler sehr verführerisch wirkt. Porbus verneigt sich respektvoll...

Über den Autor

Honoré de Balzac wird am 20. Mai 1799 in Tours geboren. Sein Vater, der Sohn eines Bauern, hat sich zum leitenden Beamten hochgearbeitet, seine Mutter stammt aus gutbürgerlicher Familie. 1814 zieht die Familie Balzac nach Paris. Ein Jurastudium bricht der junge Balzac ab, um Schriftsteller zu werden. Lange Jahre ist er erfolglos. Er macht Schulden, die ihn für den Rest seines Lebens drücken werden, als er sich 1826 als Verleger versucht und eine Druckerei kauft, die zwei Jahre später Konkurs anmelden muss. 1829 stellt sich erster schriftstellerischer Erfolg ein, der ihm Zutritt zu Adelskreisen verschafft. Er führt ein Leben über seine Verhältnisse und hat viele Liebschaften mit zumeist verheirateten Damen. 1832 tritt die ukrainische Gräfin Eva Hanska mit ihm in Briefkontakt. Die beiden schreiben sich 18 Jahre lang und sehen sich gelegentlich auf Reisen, bis sie ihn wenige Monate vor seinem Tod schließlich heiratet. Balzac schreibt einen Roman nach dem anderen. Er fasst seine Werke bereits früh in Gruppen zusammen. Während der Entstehung eines seiner bekanntesten Texte, Le père Goriot (Vater Goriot, 1834/35), hat er die Idee, dieselben Romanfiguren in verschiedenen Werken auftreten zu lassen und so ein überschaubares, vielfältig verwobenes Romanuniversum zu schaffen. Das Projekt der Comédie humaine, der Menschlichen Komödie, entsteht mit seinen Großgruppen und Untergruppen und dem Ziel, ein umfassendes Sittengemälde von Balzacs Zeit zu entwerfen. Dafür erlegt sich der Schriftsteller ein unglaubliches Arbeitspensum auf, schreibt oft bis zu 17 Stunden am Tag. 91 der 137 geplanten Romane und Erzählungen kann er fertigstellen. Zu den bekanntesten zählen Illusions perdues (Verlorene Illusionen), Eugénie Grandet, Splendeurs et misères des courtisanes (Glanz und Elend der Kurtisanen) und La peau de chagrin (Das Chagrinleder). Balzac gilt zusammen mit Stendhal und Flaubert als der Begründer des literarischen Realismus in Frankreich. Die ständige Überanstrengung ruiniert seine Gesundheit, er stirbt am 18. August 1850 in Paris.


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