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Das Wesen des Christentums
Buch

Das Wesen des Christentums

Leipzig, 1841
Diese Ausgabe: Reclam, 2008 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Religion
  • Moderne

Worum es geht

Gott, unsere Erfindung?

Gibt es einen Gott oder nicht? Und wenn ja, welche Religion ist die richtige? Seit Jahrhunderten schlagen sich die Menschen mit diesen Fragen herum und haben ihretwegen blutige Kriege geführt. Gott ist nur eine Vorstellung, eine Projektion des Menschen, sagte dagegen der Philosoph Ludwig Feuerbach Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Mensch stellt sich Gott seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen entsprechend vor. Weil diese Vorstellungen kulturabhängig sind, haben sich unterschiedliche Religionen entwickelt. Darum sah Feuerbach auch keinen Grund, Menschen wegen ihres Glaubens oder Unglaubens auszugrenzen oder zu bekämpfen. Ihm selbst aber brachte sein kritischer Blick auf das Phänomen Religion eine Menge Ärger ein: In einer politisch unruhigen Zeit galt er bald als verdächtiger Umstürzler, seine Karriere fand ein rasches Ende. Zugleich aber wurde er zum Vorbild für viele Denker nach ihm. Seine provokative und dennoch profunde Analyse bleibt bis heute aktuell und kontrovers.

Zusammenfassung

Das Wesen der Religion

Die Religion ist etwas spezifisch Menschliches; Tiere kennen keinen Glauben. Der Grund dafür ist, dass nur der Mensch ein tieferes Bewusstsein seiner selbst besitzt und über sich selbst nachdenken kann. Tiere werden vom Instinkt getrieben. Nur der Mensch ist in der Lage, sich so etwas wie Unendlichkeit vorzustellen. Deshalb ist auch nur er für religiöse Gedanken empfänglich. Der Mensch braucht etwas, womit er sich beschäftigen kann, er braucht eine Bestimmung. Wenn der Mensch sich einer Sache bewusst ist, ist er sich damit auch seiner selbst bewusst, ganz gleich, was er tut. Das heißt, alles Denken des Menschen führt ihn auf sich selbst zurück und sagt etwas über ihn aus. Das gilt auch für das Denken über Gott: Es ist im Menschen selbst begründet. Darum ist der Gott des Menschen eigentlich der Mensch selbst.

Religiöse Gefühle

Viele Menschen glauben, Gott über das Gefühl wahrzunehmen. Aber nüchtern betrachtet nehmen sie nur eines wahr: das Gefühl selbst. Dieses Gefühl wird ihnen heilig, es wird letztlich zu ihrem Gott. Der Mensch empfindet Gott nur in sich selbst. Dieser Gott, den wir denken und empfinden können, ist uns logischerweise...

Über den Autor

Ludwig Feuerbach wird am 28. Juli 1804 in Landshut geboren. Sein Vater ist ein renommierter Jurist. Die Familie ist protestantisch, aber nicht streng religiös. 1823 beginnt Feuerbach in Heidelberg ein Theologiestudium, das er jedoch schon nach einem Jahr wieder abbricht, um in Berlin bei G. W. F. Hegel Philosophie zu studieren. 1828 schließt er seine Promotion ab und habilitiert sich schon wenige Monate später. Ab 1829 lehrt er als Privatdozent an der Universität Erlangen. Als 1830 seine religionskritische Schrift Gedanken über Tod und Unsterblichkeit erscheint, gilt er in den politisch unruhigen Zeiten als Revolutionär und gerät in das Visier der Obrigkeit. Damit hat er auch keine Chancen mehr, seine Universitätslaufbahn fortzusetzen. Feuerbach beendet seine Tätigkeit in Erlangen und heiratet 1837 Bertha Löw. Sie ist Mitinhaberin einer Porzellanmanufaktur, und ihre Einkünfte reichen aus, um eine Familie zu ernähren. Er zieht sich auf den Landsitz seiner Frau zurück und veröffentlicht als Privatgelehrter philosophische Schriften. Sein Hauptwerk Das Wesen des Christentums (1841) macht ihn schlagartig berühmt. Als 1848 die Revolution ausbricht, steht Feuerbach auf der Seite der liberalen Kräfte. Er kandidiert sogar für das Paulskirchen-Parlament, unterliegt aber knapp einem anderen Kandidaten. So nimmt er als Beobachter an den Versammlungen des Parlaments teil. Als die Revolution schließlich scheitert, ist auch das Gedankengut Ludwig Feuerbachs nicht mehr gefragt; seine letzten Werke haben nur noch wenig Erfolg. Nur die Obrigkeit hat weiter ein Auge auf den revolutionären Philosophen. 1859 geht die Porzellanmanufaktur bankrott, und die Familie steht nun ohne Einkünfte da. Doch Feuerbachs Freunde sammeln Spenden, und einige reiche Gönner unterstützen ihn und seine Frau, mit der er nach Rechenberg bei Nürnberg zieht, von nun an finanziell. 1867 erleidet Feuerbach einen ersten Schlaganfall. 1869 tritt er in die gerade gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei ein. Nach einem zweiten, schweren Schlaganfall 1870 ist Ludwig Feuerbach gesundheitlich stark beeinträchtigt und stirbt schließlich am 13. September 1872.


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