- Bildungsroman
- Moderne
Worum es geht
Werde, der du bist
Als Hermann Hesse seinen Roman Demian 1919 unter dem Pseudonym Emil Sinclair veröffentlichte, waren Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert. Die Geschichte vom Jungen, der unter dem Einfluss seines Freundes Demian lernt, sich mit all seinen dunklen Seiten zu akzeptieren und seinen Weg zu finden, traf nach den Erschütterungen des Ersten Weltkriegs den Nerv der Zeit. Auch Jugendliche späterer Jahrzehnte waren von dem Buch, das in fast 30 Sprachen übersetzt wurde, hingerissen – ungeachtet allen Spottes von Kritikern, die Demian als kitschigen Schmachtfetzen abtaten. Von dem zeitlos wirkenden Werk, das sich gegen äußere Ge- und Verbote wendet und Selbstverwirklichung zur heiligen Pflicht des Menschen erklärt, geht bis heute eine große Faszination aus. Mit der an C. G. Jung angelehnten Psychologie des Unbewussten, dem neoromantischen Irrationalismus und dem Hang zum Esoterischen bietet es Menschen bei ihrer Selbstsuche spirituelle Wegweisung. Wer für die Botschaft des Romans weniger empfänglich ist, kann Demian auch als interessantes Psychogramm eines Heranwachsenden vor dem Ersten Weltkrieg lesen.
Zusammenfassung
Über den Autor
Hermann Hesse wird am 2. Juli 1877 im Schwarzwaldstädtchen Calw als Sohn des Missionars Johannes Hesse und der ebenfalls missionarisch tätigen Marie Gundert geboren. 1881 zieht die Familie nach Basel, wo der Vater die Schweizer Staatsangehörigkeit annimmt. Nach der Rückkehr nach Calw im Jahr 1883 besucht Hesse die Lateinschule in Göppingen. 1891 tritt er in das evangelische Klosterseminar in Maulbronn ein. Ein Jahr später flüchtet er jedoch von dort, um Dichter zu werden. Nach einem Selbstmordversuch besteht er 1893 das Einjährig-Freiwilligen-Examen (mittlere Reife) am Gymnasium in Cannstatt. Im gleichen Jahr beginnt er eine Buchhändlerlehre, die er jedoch nach nur drei Tagen hinwirft. Nach einer Ausbildung zum Mechaniker fühlt er sich wieder bereit für Geistiges und beendet die zweite begonnene Buchhändlerlehre erfolgreich. Nach den Gedichtsammlungen Das deutsche Dichterheim und Romantische Lieder bringt der Roman Peter Camenzind (1904) Hesse den Durchbruch als Autor. In diesem Werk und im zwei Jahre später fertiggestellten Unterm Rad (1906) verarbeitet er seine schlechten Erfahrungen aus der Schulzeit. 1911 unternimmt er die einzige große Reise seines Lebens, die ihn nach Ceylon und Sumatra führt. Die dort empfangenen Eindrücke werden für sein weiteres Werk sehr wichtig. 1916 erleidet er einen Nervenzusammenbruch. Der Grund ist der Tod seines Vaters und die voranschreitende Schizophrenie seiner Frau Maria Bernoulli. Hesse begibt sich in die psychotherapeutische Behandlung eines Schülers von C. G. Jung. Die Beschäftigung mit der Jung’schen Archetypenlehre findet ihren literarischen Niederschlag in der 1919 veröffentlichten Erzählung Demian und im Roman Narziß und Goldmund (1929/30). Hesses Bücher bekommen einen fernöstlich beeinflussten, meditativen Charakter, besonders Siddhartha (1922). 1927, zwischen seiner zweiten und seiner dritten Heirat, erscheint der Roman Der Steppenwolf. Während der NS-Herrschaft werden viele Bücher Hermann Hesses in Deutschland verboten. In dieser Zeit schreibt er sehr lange (1930 bis 1943) an seinem großen Spätwerk Das Glasperlenspiel. 1946 erhält Hesse den Nobelpreis für Literatur, 1955 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Am 9. August 1962 stirbt Hermann Hesse in Montagnola in seiner Wahlheimat, der Schweiz.
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