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Der Antichrist
Buch

Der Antichrist

Versuch einer Kritik des Christentums

Leipzig, 1894
Diese Ausgabe: Nikol Verlag, 2000 Mehr

Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Nietzsches Kampf gegen das Christentum tritt in die letzte Phase

Nietzsches Antichrist spiegelt die Radikalisierung in Nietzsches Denkens während der späten 1880er-Jahre und offenbart ein enorm gewachsenes Sendungsbewusstsein. Hier wird nicht gelehrtenhaft doziert, hier wird unter Einsatz aller geistigen Kräfte ein historischer Kampf ausgetragen, voll Angriffslust und Pathos. Kritik am Christentum hatte Nietzsche sein gesamtes philosophisches Leben lang formuliert, hier bündelte er sie noch einmal in ungewöhnlicher Schärfe, bevor er kurz darauf endgültig dem Wahnsinn verfiel. Ob der Leser sich selbst als christlich versteht oder nicht – Nietzsche fordert ihn durch die ungeheure Leidenschaft seines Denkens wie kaum ein anderer Philosoph dazu auf, das eigene Denken zu überprüfen und in existenziellen Fragen Stellung zu beziehen. Aktualität wird diese Forderung gewiss nie einbüßen.

Zusammenfassung

Das Christentum ist die lebensfeindliche Religion par excellence

Die Vorstellung, die Menschheit werde sich geschichtlich zum Besseren entwickeln, ist ein moderner Irrglaube. Das Gegenteil ist der Fall: Der moderne europäische Mensch ist ein jahrtausendelang gezüchtetes Haus- und Herdentier, das seine natürlichen Instinkte verloren hat – ein Christ. Jeder natürliche Instinkt zielt auf Lebenserhaltung, auf Vermehrung der Kräfte, auf Wachstum, kurz gesagt: auf den Willen zur Macht. Wo dieser Wille gehemmt wird, verdirbt der Mensch. Was ihn hemmt? Die heutigen Werte und Ideale. Sie klagen die Instinkte als verwerflich an und wollen sie verbannen. Ist der Wille zur Macht aber der einzig wahre Lebensinstinkt, dann sind alle Werte, die die Menschheit heute beherrschen, dekadent. Und sie alle haben ihren Ursprung im Christentum.

Das Christentum ist eine lebensfeindliche Religion. Die gesunden und kräftigen Instinkte des starken, unabhängigen Menschen gelten dem Christentum als böse. Für alles Niedrige, Schwache und Missratene hingegen ergreift es Partei, indem es das Mitleid zur Tugend erklärt. Das Mitleid aber widerspricht...

Über den Autor

Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken geboren. Seine Kindheit ist vom strengen Protestantismus des Elternhauses sowie vom frühen Tod des Vaters geprägt. 1864 beginnt er in Bonn ein Studium der klassischen Philologie und wechselt später nach Leipzig. Mit 24 Jahren wird der begabte Student auf eine Professur in Basel berufen. Mit seinem unkonventionellen Werk Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) brüskiert er seine Fachkollegen und wendet sich der Philosophie zu. Seine Unzeitgemäßen Betrachtungen (1873–1876) stehen unter dem Einfluss Arthur Schopenhauers. Mit dem Text Richard Wagner in Bayreuth (1876) setzt Nietzsche seiner Freundschaft mit dem Komponisten ein Denkmal. Kurz darauf bricht er jedoch mit ihm, unter anderem wegen Wagners Hinwendung zum Christentum. Mit Menschliches, Allzumenschliches (1878) wendet Nietzsche sich auch von Schopenhauer ab. 1879 gibt er wegen einer dramatischen Verschlechterung seines Gesundheitszustands das Lehramt in Basel auf. Er leidet unter schweren migräneartigen Kopf- und Augenschmerzen. Die folgenden zehn Jahre sind von gesundheitlichen Krisen geprägt, denen er mit Aufenthalten in der Schweiz, in Italien und in Frankreich zu entgehen versucht. In diesen Jahren erscheinen Nietzsches Hauptwerke: Morgenröte (1881), Die fröhliche Wissenschaft (1882), Also sprach Zarathustra (1883–1885), Jenseits von Gut und Böse (1886) und Zur Genealogie der Moral (1887). Im Januar 1889 erleidet er in Turin einen geistigen Zusammenbruch: Aus Mitleid mit einem geschlagenen Droschkengaul umarmt er weinend das Tier und fällt später in eine vollständige geistige Umnachtung; möglicherweise ist Syphilis die Ursache. Er stirbt am 25. August 1900 in Weimar. Nach Nietzsches Tod erscheint auf Betreiben seiner Schwester das Buch Der Wille zur Macht, eine unabgeschlossene Sammlung von Aphorismen, die lange als Nietzsches Hauptwerk gelten. Heute stuft die Forschung diesen Text aufgrund vieler Verfälschungen durch die Schwester als sehr unzuverlässig ein. Zeugnis der letzten Schaffensphase Nietzsches und des zunehmenden Größenwahns legt Ecce homo ab, Nietzsches eigenwillige Autobiografie, die 1908 erscheint.


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