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Der arme Heinrich
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Der arme Heinrich

in: Gregorius, Der arme Heinrich, Iwein

unbekannter Ort, um 1195
Diese Ausgabe: Deutscher Klassiker Verlag, 2016 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Versepos
  • Mittelalter

Worum es geht

Zwischen Weltflucht und Daseinsfreude

Die Wege des Herrn sind unergründlich. Das muss der Ritter Heinrich von Aue am eigenen Leib erfahren, denn obwohl er ein vorbildliches Leben führt, wird er von Gott mit Aussatz geschlagen. Ist das eine Prüfung oder eine Strafe? Und soll er sich dem Willen Gottes durch das Angebot einer tiefgläubigen Jungfrau, sich für ihn zu opfern, entziehen? Mit Der arme Heinrich hat Hartmann von Aue einen Klassiker der mittelhochdeutschen Literatur geschaffen, der um 1200 seinesgleichen suchte. Das Versepos ist gleichzeitig theologische Legende und rhetorisch geschultes Traktat der höfischen Kultur seiner Zeit. Die christliche Suche nach dem Seelenheil im Jenseits steht einer daseinsbejahenden ritterlichen Ethik gegenüber. Auf dem Höhepunkt prallen religiöse Argumentation und weltliche Erotik in einer packenden Opferungsszene aufeinander. Nicht zuletzt dieser Gegensatz ließ den Text besonders im 19. Jahrhundert äußerst populär werden und sorgte mit dafür, dass Der arme Heinrich bis heute einer der meistgelesenen Texte der mittelalterlichen Literatur geblieben ist.

Zusammenfassung

Der Fall des Ritters von Aue

In Schwaben lebt ein junger Ritter, der weit und breit für seinen vorbildlichen Lebensstil bekannt ist. Das gute Elternhaus war ihm Grundlage für ein wohlhabendes und sorgenfreies Leben. Mit unfehlbarer Tugend und hart erarbeiteter Bildung baut er diese zu einer nahezu idealen höfischen Existenz aus. Seine Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit werden im ganzen Land geschätzt. Er besticht durch moralische Integrität ebenso wie durch ausnehmende Schönheit. Dieser beneidenswerte Mann heißt Heinrich von Aue. Doch wie zerbrechlich und vergänglich selbst die glücklichsten weltlichen Zustände sind, erfährt er drastisch am eigenen Leib.

Heinrich wird vom Aussatz befallen. Plötzlich wenden sich die zuvor so verehrungsvollen Mitmenschen von ihm ab. Wie einst Hiob wird er von Gott geprüft. Doch während Hiob sein Schicksal annahm und aushielt, um Gottes Lohn dafür zu erhalten, verzweifelt Heinrich an dem schweren Schlag. Zu tief ist sein Fall, zu groß die Wonnen, die er aufgeben muss. Hoffnung schöpft er nur aus Berichten, wonach die Krankheit sehr unterschiedlich verlaufe und in einigen Fällen sogar ganz geheilt werden könne.

Er...

Über den Autor

Die genauen Lebensdaten Hartmann von Aues sind nicht überliefert. Auch über seine Lebensumstände ist kaum etwas bekannt. Ebenso wenig lassen sich seine Werke präzise datieren. Immerhin gilt als sicher, dass Hartmanns literarisch aktive Zeit etwa in die Jahre zwischen 1180 und 1210 fällt. Wahrscheinlich stammt er aus der Nähe von Freiburg im Breisgau, jedenfalls aus dem Gebiet des alten Herzogtums Schwaben. Über seinen Stand und seine Bildung äußert sich Hartmann unter anderem im Prolog seiner Verserzählung Der arme Heinrich. Dort nennt er sich einerseits einen „gelehrten Ritter“, rechnet sich andererseits aber dem unfreien Stand der Ministerialen zu, einer sozialen Schicht am unteren Ende der Feudalhierarchie, deren Mitglieder für einen Dienstherrn verschiedenste Aufgaben in der Verwaltung wahrnehmen konnten. Eine Ausbildung zum Gelehrten konnten Menschen seines Standes am ehesten in einer Domschule erhalten. Seine Werke lassen auf Grundkenntnisse in Philosophie, Theologie und Rhetorik schließen. Die Selbstdarstellung als Ritter bezieht sich wohl weniger auf den eigenen Stand als vielmehr auf eine Geisteshaltung, die an das Idealbild der höfischen Gesellschaft anknüpft. Hartmann kannte sich gut mit ritterlichen Kampftechniken aus. Seine Teilnahme an einem Kreuzzug gilt allerdings als umstritten. Als Hartmanns erstes literarisches Werk wird das Klagebüchlein angesehen, ein allegorisches Zwiegespräch in Versen über die Minne. Nach dem Artusroman Erec (um 1180) sowie den höfischen Legenden Gregorius und Der arme Heinrich, die auf die Motive göttlicher Gnade und persönlicher Schuld Bezug nehmen, verfasste Hartmann Iwein (um 1200), ein weiteres Epos aus dem Artusumfeld.


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