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Der Baum der Erkenntnis
Buch

Der Baum der Erkenntnis

Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens

Santiago de Chile, 1984
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2015 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Die Biologie der Erkenntnis

Es gibt eine unabhängig von unserem Denken existierende, objektive Welt, die wir durch unsere Sinne wahrnehmen, und Evolution bedeutet, dass alle Lebewesen einem Zwang unterliegen, sich an diese Welt anzupassen – die meisten würden diesen beiden Sätzen wohl zustimmen. Nicht so die chilenischen Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela. In ihrem 1984 erschienenen Hauptwerk Der Baum der Erkenntnis legen sie Schritt für Schritt anhand der Evolution biologischer Systeme dar, dass diese keineswegs von einer objektiven Außenwelt abhängig sind, sondern dass sie vielmehr sowohl ihre Umwelt als auch sich selbst eigenständig hervorbringen. Diese radikal neue Weltsicht fassen die Autoren im Begriff der „Autopoiesis“ zusammen und stützen sie durch die Ergebnisse ihrer jahrzehntelangen neurobiologischen Forschung. Der Baum der Erkenntnis wirft die uralten Fragen der Philosophie nach dem Wesen von Erkenntnis, Sprache, Bewusstsein und dem Menschen neu auf und beantwortet sie neu, nämlich naturwissenschaftlich. Das Werk weist uns allen die Verantwortung für unsere Welt zu, indem es daran erinnert, dass wir selbst es sind, die durch unser Tun die Welt, in der wir leben, so wie sie ist, hervorbringen.

Zusammenfassung

Das Erkennen erkennen

Es ist verführerisch einfach, unsere unmittelbare Erfahrung der Welt nicht weiter zu hinterfragen: Die Dinge existieren außerhalb von uns und wir spiegeln sie in unserem Gehirn wider. Mit dieser scheinbaren Gewissheit sollten wir uns jedoch nicht zufriedengeben. Wir sollten stattdessen untersuchen, wie unsere Erkenntnis der Welt tatsächlich funktioniert. Diese Reflexion, durch die wir uns selbst zu erforschen versuchen, ist in der westlichen Kultur verpönt – doch ist das Nichtwissen über uns selbst nicht viel verwerflicher?

Wenn wir uns mit den biologischen Grundlagen unserer Erkenntnis auseinandersetzen, sehen wir, dass die Phänomene, wie wir sie erkennen, nicht wirklich außerhalb von uns existieren, sondern dass wir sie durch unsere spezifische Art des Erkennens erst zu dem machen, als was sie uns erscheinen. Die Welt zu erkennen, bedeutet also vor allem, die Welt hervorzubringen, zu konstruieren. Man könnte sagen: „Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist ein Tun.“ Auch ein Buch, das helfen will, das Erkennen zu erkennen, ist ein solches Tun. Es findet, wie alle Reflexion, in der Sprache statt. Die Sprache macht unser...

Über die Autoren

Humberto Maturana wird am 14. September 1928 in Santiago de Chile geboren. Er studiert Medizin an der Universidad de Chile und Biologie und Anatomie in London am University College. 1958 erwirbt er sein Doktorat der Biologie an der amerikanischen Harvard University. Danach arbeitet er am MIT in Cambridge, Massachusetts, bis er 1960 einen Lehrstuhl für Biologie an der medizinischen Fakultät seiner Heimatuniversität in Santiago de Chile erhält. Hier führt er seine bereits in den USA begonnenen Forschungen zur visuellen Wahrnehmung fort und beschäftigt sich intensiv mit der neurophysiologischen Erforschung der biologischen Grundlagen menschlicher Erkenntnis. Dabei entwickelt Maturana einen interdisziplinären Ansatz, der Natur- und Geisteswissenschaften verbindet und den er am gemeinsam mit Ximena Dávila Yañez gegründeten Instituto Matriztico in Santiago de Chile umsetzt. 2009 erhält er das Ehrendoktorat der Universidad de Santiago de Chile.Francisco Varela wird am 7. September 1946 ebenfalls in Santiago de Chile geboren. Er studiert Biologie an der Universidad de Santiago de Chile und schließt sein Doktorat 1970 an der Harvard University ab. Varela arbeitet eng mit seinem früheren Universitätslehrer Humberto Maturana zusammen. Die beiden setzen sich intensiv mit der biologischen Systemtheorie auseinander und entwickeln das berühmt gewordene Konzept der Autopoiesis. Ihre bahnbrechenden Theorien stellen sie in ihrem gemeinsamen Buch Der Baum der Erkenntnis (El árbol del conocimiento, 1984) vor. Varela erhält diverse internationale Lehr- und Forschungsaufträge, etwa in Paris, New York, Zürich oder Santiago de Chile. Von 1988 bis 2001 arbeitet er als Forschungsdirektor für Neurodynamik am Centre national de la recherche scientifique in Paris, einem der größten Forschungszentren Europas. Varela stirbt am 28. Mai 2001 an Krebs.


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