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Der Begriff des Politischen
Buch

Der Begriff des Politischen

Text von 1932 mit einem Vorwort und drei Corollarien

Berlin, 1932
Diese Ausgabe: Duncker & Humblot, 2015 Mehr

Literatur­klassiker

  • Politik
  • Moderne

Worum es geht

Die Unterscheidung von Freund und Feind und das Opfer des Lebens

Carl Schmitt war ein scheußlicher Mensch: opportunistisch, antisemitisch und sich niemals für eine Intrige zu schade. Als „Kronjurist“ des Dritten Reichs lieferte er kurzerhand die rechtliche Begründung nach, als Hitler seine Konkurrenten ermorden ließ, und die Nürnberger Rassengesetze nannte er eine „Verfassung der Freiheit“. Warum sollte man sich mit so einem Menschen intellektuell auseinandersetzen? Nach der Lektüre von Der Begriff des Politischen weiß man es. Denn trotz allem zeigt sich Schmitt hier nicht nur als begnadeter Stilist, sondern entwickelt auch auf wenigen Seiten eine historisch-begriffliche Analyse des Politischen in unserer Welt, die es noch immer in sich hat. Die politische Welt existiert demnach nur, wenn Menschen die Unterscheidung von Freund und Feind treffen und diese Entscheidung Grund genug ist, ihr Leben im Kampf gegen den Feind zu opfern. Ob man Schmitts Diktum Glauben schenkt oder nicht: Es ist faszinierend und unheimlich, wie einfach seine Definition ist, wie viele Phänomene er damit schlüssig deuten kann und welche Konsequenzen er daraus zieht. Wir müssen Schmitt lesen, weil seine politische Theorie Realität nicht nur beschreiben, sondern auch erzeugen kann.

Zusammenfassung

Die Unterscheidung von Freund und Feind als Definition des Politischen

Eine klare Definition des Begriffs des Politischen ist selten. Noch seltener kommt sie ohne Bezugnahme auf den Begriff des Staates aus. Im allgemeinen Sprachgebrauch fallen beide Begriffe mitunter ganz zusammen, sodass staatliche Angelegenheiten als per se politisch erscheinen und politische Angelegenheiten wiederum in erster Linie als staatlich gelten. Offensichtlich führt diese Gleichsetzung zu keiner befriedigenden Begriffsbestimmung des Politischen selbst, zumal die Bezugnahme auf den Staat einen real existierenden Staat ja bereits als gegeben voraussetzt. Tatsächlich kann der Staat – in welcher Form er auch immer erscheint – nur als eine konkrete historische Verwirklichung des politischen Status eines Volks begriffen werden. So wie das Politische selbst eine Voraussetzung des Staates darstellt, geht auch sein Begriff dem des Staates voraus.

Der Versuch, das Politische zu definieren, muss daher an einer anderen Stelle ansetzen: bei den Kriterien, die politisches Denken und Handeln letztlich begründen. In anderen Bereichen sind uns diese Kriterien geläufig: etwa...

Über den Autor

Carl Schmitt wird am 11. Juli 1888 im sauerländischen Plettenberg geboren und katholisch erzogen. Er studiert Jura in Berlin, München und Straßburg und wird 1910 promoviert. 1916 heiratet er eine angebliche spanische Tänzerin, die sich später als Hochstaplerin herausstellt; die Ehe wird 1924 zivilrechtlich annulliert. Seine zweite Ehe schließt er 1925. Schmitt verfasst einige literarische Texte und hat Kontakt zu mehreren Dichtern. Nach seiner Habilitation lehrt er an verschiedenen Universitäten und veröffentlicht Schriften wie Politische Romantik (1919) oder Die Diktatur (1921), die ihn aufgrund ihrer sprachlichen Brillanz berühmt machen. 1927 erscheint in einer Zeitschrift die staatstheoretische Abhandlung Der Begriff des Politischen. Während der Weimarer Republik sucht Schmitt nach einer Macht, die in den chaotischen Verhältnissen Ordnung schaffen könnte. Ab 1930 baut er Kontakte zu dem späteren Kanzler Kurt von Schleicher auf und ist mit anderen Bekannten Schleichers in geheime Pläne für eine veränderte Verfassung involviert. Die Reichsregierung unter Franz von Papen vertritt er erfolgreich in einem Prozess gegen das Land Preußen. 1933 tritt er in die NSDAP ein – ob aus Opportunismus oder aus Überzeugung, ist bis heute umstritten. Jedenfalls verteidigt Schmitt das Führerprinzip und die Nürnberger Rassengesetze von 1935 und unterstützt es, dass jüdische Kollegen ihre Arbeit verlieren. Seine Professur in Berlin erhält er aus staatspolitischen Gründen. 1936 wendet sich plötzlich das Blatt: Schmitt wird von einem SS-nahen Blatt als Opportunist gebrandmarkt und fällt in Ungnade, behält aber seine Professur. Nach der deutschen Kapitulation 1945 wird er verhaftet, in den Nürnberger Prozessen aber nicht verurteilt, weil kein Straftatbestand festgestellt werden kann. Er wird aus dem Staatsdienst entlassen, zieht sich in seine Heimatstadt zurück und veröffentlicht teilweise unter einem Pseudonym. Vom Nationalsozialismus distanziert er sich nie. Schmitt stirbt am 7. April 1985 in Plettenberg.


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