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Der Diener zweier Herren
Buch

Der Diener zweier Herren

Florenz, 1753
Diese Ausgabe: Reclam, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Renaissance

Worum es geht

Ein Wendepunkt im italienischen Theater

Die Figuren im Diener zweier Herren irren durch eine verworrene Geschichte, die von Verkleidungen und Verwechslungen bestimmt ist. Im Mittelpunkt steht Truffaldino – eine Art Harlekinfigur –, der bei zwei Herren gleichzeitig in Dienst tritt, sich in allerlei Schwierigkeiten verstrickt und durch immer neue Ausflüchte von einer prekären Situation in eine noch vertracktere gerät. Mit Goldonis Stück löste sich die italienische Komödie aus der 200-jährigen Tradition der Commedia dell’Arte, die in reinen Rollenschemata und abgedroschenen Gags erstarrt war. Goldoni nahm zwar die Figuren der Commedia als Vorlage, gab ihnen aber individuellere Züge und eine Alltagssprache, wodurch sie realistischer wirkten. Damit wurde eine Form des Lustspiels eingeläutet, die bis heute fortbesteht – etwa in Sitcoms und anderen Unterhaltungsserien. Das Vorbild für Goldoni war Molière. Anders als dieser widmete er sich aber nicht der Frage, was gutes oder verwerfliches Verhalten ausmacht. Statt eine moralische Botschaft zu vermitteln, konzentrierte er sich auf gute Unterhaltung. Und die bietet das Stück auch heute noch, mehr als 250 Jahre nach seiner Entstehung.

Zusammenfassung

Der Hochzeitspakt

Im Haus des venezianischen Kaufmanns Pandolfo beschließen dieser und der Advokat Lombardi die Vermählung ihrer beiden Kinder: Pandolfos Tochter Rosaura und Lombardis Sohn Silvio sind heftig ineinander verliebt. Bereits am folgenden Tag soll Hochzeit gefeiert werden. Der zufällig anwesende Gastwirt Tebaldo wird gebeten, Trauzeuge zu sein und das Hochzeitsmahl auszurichten. Bis vor Kurzem sah es noch nicht danach aus, als könnten die beiden Liebenden zusammenkommen. Denn Pandolfo hatte Rosaura bereits dem vermögenden, aber ungeliebten Turiner Rasponi versprochen. Nun hat der Kaufmann aber erfahren, dass Rasponi bei einem Degengefecht tödlich verletzt worden sei. Die Todesnachricht macht den Weg frei für eine Liebeshochzeit zwischen Rosaura und Silvio.

Rosauras Zofe Blandina meldet, dass der Diener eines fremden Herrn darum bittet, vorsprechen zu dürfen. Der Diener – Truffaldino – tritt ein, doch statt sein Anliegen vorzubringen, erkundigt er sich in dreister Manier bei den anwesenden Herren, wer die freundliche Blandina...

Über den Autor

Carlo Goldoni kommt am 25. Februar 1707 in Venedig zur Welt, im Palazzo Centani, der heute ein Theatermuseum ist. Goldonis Vater ist Arzt, er selbst studiert Jura. In Venedig und an einigen anderen Orten Italiens arbeitet er als Gesandtensekretär und Anwalt. In Genua lernt er seine spätere Frau kennen. 1746 wird sein Stück Il servitore di due padroni (Der Diener zweier Herren) in Mailand uraufgeführt. Die Aufführung wird ein großer Erfolg und Goldoni geht 1748 ein festes Arbeitsverhältnis mit einem Ensemble in Venedig ein. Er schreibt auch Opernlibretti und beeinflusst mit seinem Stil Lorenzo da Ponte, den Librettisten Mozarts. In der damaligen italienischen Kultur- und Amüsierhauptstadt Venedig tobt ein Kampf um die Reform der Commedia dell’Arte. Goldonis Rivale, der ebenfalls bedeutende Theaterautor Carlo Gozzi, will die Commedia durch Feenfiguren, Prinzessinnen sowie traditionelle Mythenhelden und Götter des Barocktheaters neu beleben. Er wirft den Neuerern um Goldoni vor, in ihren Stücken den Adel herabzuwürdigen, einfaches Volk und ordinäre Sprache auf die Bühne zu bringen und den Pöbel aufzuwiegeln. Gozzi intrigiert jahrelang so massiv gegen Goldoni, dass dieser im Alter von 55 Jahren Venedig verlässt. Sein Ruhm hat ihm einen Ruf nach Frankreich eingebracht, dem er 1762 folgt. In Paris wird er Autor und Direktor des dortigen Italienischen Theaters, später sogar der Comédie-Française, in Frankreich eine Institution. Goldoni schreibt seine Theaterstücke – insgesamt verfasst er rund 200 – nun auch auf Französisch. Er ist später dem Königshof als Sprachlehrer eng verbunden. In Frankreich pflegt Goldoni Umgang mit Aufklärern wie Diderot und Voltaire, die zu den angesehensten Intellektuellen Europas zählen. Durch die Revolution verliert er kurz vor seinem Lebensende seine königliche Apanage. Sie wird ihm am Tag seines Todes vom französischen Nationalkonvent wieder zuerkannt. Er stirbt am 6. Februar 1793 in Paris.


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