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Der Ekel
Buch

Der Ekel

Paris, 1938
Diese Ausgabe: Rowohlt, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Der Würgereiz des Daseins

Antoine Roquentin widerfährt etwas Unglaubliches: Sein normales, belangloses Leben plätschert plötzlich nicht mehr so dahin wie vorher, sondern wird für ihn zur Belastung, zur Qual. Ein Stück Papier, ein Kieselstein, selbst seine eigene Hand erregen in ihm ein diffuses Unbehagen: den Ekel. Dieser Zustand verschlimmert sich zusehends. Die Menschen in der Bibliothek, seine verflossene Geliebte, seine Tischgenossen – alle rufen in ihm den Ekel hervor. Es braucht knapp 300 Seiten minutiöser Selbstbeobachtung, bis Roquentin herausfindet, was bei all diesen Gelegenheiten das Ekelgefühl in ihm ausgelöst hat: Es ist die schiere Existenz – und ihre Sinnlosigkeit. Angesichts einer Welt, in der alles ziel- und sinnlos existiert, muss sich der Mensch selbst sinnlos vorkommen. Mit Der Ekel stellte Sartre schon Jahre vor seinem philosophischen Hauptwerk Das Sein und das Nichts die Kernfragen des Existenzialismus vor. Das Buch ist schwierig, gerade weil es einen mühsamen Erkenntnisprozess beschreibt und weil Sartre unterschiedliche Darstellungsformen verwendet, um Roquentins Ekel zu schildern. Der Roman machte Sartre schlagartig bekannt und stellt die wichtigste literarische Verarbeitung seiner existenzialistischen Philosophie dar.

Zusammenfassung

Erstes Auftauchen des Ekels

Nach einer mehrjährigen Forschungsreise durch Europa und den Fernen Osten logiert der Historiker Antoine Roquentin nunmehr seit drei Jahren im Hôtel Printania in der Stadt Bouville. Er hat dort historische Forschungen über einen französischen Adligen namens Marquis de Rollebon aufgenommen und schreibt nun seine Erkenntnisse nieder. Eines Tages beginnt er außerdem ein Tagebuch, um bestimmte Ereignisse und Veränderungen festzuhalten, die ihn aufs Äußerste verstören. Eine Gruppe Jungen hat flache Steine über das Wasser springen lassen. Roquentin nahm selbst einen Kiesel in die Hand und hielt ihn am äußeren Rand, um sich nicht schmutzig zu machen. Ganz plötzlich empfand er eine unbestimmte Art von Angst und ließ den Stein fallen. Die Jungen lachten und Roquentin ging weg.

Zweites Auftauchen des Ekels

Roquentins Leben ist gleichförmig und ereignislos. Er hat weder Freunde noch Verwandte. In der Bibliothek, wo er sich seinen Studien widmet, wechselt er manchmal ein paar Worte mit dem Autodidakten, einem Herrn, der ebenfalls häufig dort ist. Seine Mahlzeiten nimmt er in Gasthäusern zu sich und fragt hin...

Über den Autor

Jean-Paul Sartre wird am 21. Juni 1905 in Paris als Sohn eines Marineoffiziers geboren. Seine Mutter heiratet nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes wieder und zieht nach La Rochelle. Sartre besucht, nachdem er am Atlantik sehr unglücklich war, das Pariser Lycée Henri IV als Internatsschüler und studiert anschließend Psychologie, Philosophie und Soziologie an der École normale supérieure in Paris. Er erhält die Lehrerlaubnis für die Hochschule im Fach Philosophie und lernt Simone de Beauvoir kennen, mit der er eine Lebensgemeinschaft eingeht. 1933 erhält er ein Stipendium in Berlin. Dort befasst er sich vor allem mit den Philosophien Husserls und Heideggers. Über Letzteren urteilt er bald vernichtend: „Es schien, als sei mit Heidegger die Philosophie wieder in die Kindheit zurückgefallen.“ 1938 erscheint sein Roman La Nausée (Der Ekel), mit dem Sartre schlagartig berühmt wird. 1939 wird er zum Militär eingezogen, gerät in deutsche Gefangenschaft, wird aber 1941 wieder freigelassen. 1943 veröffentlicht er sein erstes philosophisches Werk L’Être et le Néant (Das Sein und das Nichts), in dem er die totale Freiheit und Verantwortung des Menschen verkündet, und verfasst sein Theaterstück Huis clos (Geschlossene Gesellschaft). Für einige Monate ist er in der französischen Résistance gegen die deut-sche Besatzung aktiv. Ab 1945 lässt er sich als freier Schriftsteller in Paris nieder. Er ist eine zentrale Figur der dortigen Intellektuellenszene und wird Herausgeber der politisch-literarischen Zeitschrift Les Temps modernes. Er lebt, arbeitet, schreibt und empfängt Gäste in den Pariser Straßencafés. 1952 tritt Sartre in die Kommunistische Partei Frankreichs ein, verlässt sie aber aus Protest gegen die blutige Zerschlagung des Ungarnaufstands 1956 wieder. 1960 erscheint sein zweites philosophisches Hauptwerk: Critique de la raison dialectique (Kritik der dialektischen Vernunft). Als ihm 1964 der Nobelpreis für Literatur verliehen werden soll, lehnt Sartre die Auszeichnung ab, da er hiermit seine Unabhängigkeit gefährdet sieht. Der Autor, der schon lange ein Augenleiden hat, ist ab 1973 praktisch blind. Er stirbt am 15. April 1980 nach langer Krankheit in Paris. Seinem Sarg folgen 50 000 Menschen.


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