Richard Sennett
Der flexible Mensch
Die Kultur des neuen Kapitalismus
Berlin Verlag, 2002
Was ist drin?
Flexibilität ist „in“ – sie macht aber auch einsam und orientierungslos: Wer allzeit bereit ist, kann keine langfristigen Beziehungen aufbauen und driftet ziellos dahin, wie ein Blatt im Wind.
Rezension
"Karriere" bedeutete ursprünglich: Straße für Kutschen, und "Job" galt im Englischen des 14. Jahrhunderts als Klumpen oder Stückgut, das man herumschieben konnte. Beide Wörter entfalten vor dem Hintergrund der heutigen Ökonomie eine Bedeutung, die fast zynisch ist: Wir leben für die Karriere, können dabei aber beliebig hin und her geschoben werden, wie es den Auftrag- oder Arbeitgebern gerade passt. Das Zauberwort, dass diesen eigentlich menschenunwürdigen Zustand treffend charakterisiert und gleichzeitig beschönigt, ist: Flexibilität. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett zeigt in seinem langen, aber keinesfalls langweiligen Essay, wie die Doktrin der Flexibilität das menschliche Zusammenleben und die menschliche Lebensplanung immer weiter zersetzt. Diese Zersetzung nennt er "Drift": Wir treiben durch unser Arbeitsleben wie Tagelöhner, heute hier, morgen da, und wissen nicht, was die Zukunft bringt. Auf Lösungen kommt es Sennett nicht so sehr an: Er ist nur Beobachter, aber ein eindringlicher, brillanter und auch unterhaltsamer. An einigen Stellen geht der Soziologe mit ihm durch, aber ansonsten ist das Buch wunderbar leicht und flüssig zu lesen. getAbstract.com empfiehlt es jedem, der sich für die sozialen Auswirkungen des heutigen Kapitalismus interessiert.
Zusammenfassung
Über den Autor
Richard Sennett, geboren 1943, lehrt Soziologie und Geschichte in New York und London. Er hat eine Reihe kulturhistorischer Bücher verfasst und ist auch Mitautor des Buches Die Wirtschaft in der Gesellschaft.
Kommentar abgeben