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Der Fürst
Buch

Der Fürst

Florenz, 1532
Diese Ausgabe: Reclam, 2014 Mehr

Literatur­klassiker

  • Politik
  • Renaissance

Worum es geht

Das Buch der Machtausübung

Der Zweck heiligt die Mittel. So lautet die einfache und pragmatische Maxime, auf die sich Niccolò Machiavellis Hauptwerk Der Fürst (Il Principe) komprimieren lässt. Bereits im Jahre 1513 verfasste der Kanzleibeamte in Florenz sein Handbuch der politischen Macht, das wie kaum ein zweites die Gemüter spalten sollte. Wie muss ein idealer Herrscher der Renaissance aussehen? Das ist die zentrale Fragestellung, die Machiavelli erörtert. Grundvoraussetzung für einen starken Staat ist nach Machiavellis Auffassung die Fähigkeit des Herrschers, seine Macht mit allen Mitteln zu verteidigen – koste es, was es wolle. Einem Fürsten sei es daher erlaubt, seine Gegner zu belügen, zu betrügen, zu unterdrücken und sogar zu ermorden, solange nur die Stabilität des Staates gewährleistet sei. Fraglos bietet die kurze Abhandlung genügend Angriffsfläche, um ihren Autor zu verteufeln. Machiavelli plädiert jedoch nicht uneingeschränkt für Rücksichtslosigkeit und Gewalt. Er rechtfertigt die Ziele auch nicht, die nach Gewalt zu verlangen scheinen. Andererseits richtet er seine Maximen auch nicht am christlichen Moralkodex aus, sondern schlicht an der Praxis der Herrschaft. Und die entsprach (und entspricht) dem Ideal ohnehin viel zu selten. Im 16. Jahrhundert wurde der Begriff „Machiavellismus“ geprägt: Ein Machiavellist – das ist ein durch und durch verschlagener und grausamer Tyrann, dem jedes Mittel recht ist, um seine Ziele zu erreichen. Dass Diktatoren wie Hitler und Mussolini das Buch heiß und innig geliebt haben, tat ein Übriges, um das Werk und den Autor bis in die heutige Zeit in Verruf zu bringen.

Take-aways

  • Nach Art eines Lehrbuches gibt Der Fürst praktische Tipps zur Eroberung und Sicherung einer Alleinherrschaft.
  • Inhalt: Ein Herrscher sollte alles tun, um sein Regiment zu sichern, auch wenn er dafür Gewalt anwenden muss. Er kann seine Macht durch Verbrechen erhalten oder aber sich durch gute Taten die Loyalität des Volkes sichern. Es ist für einen Fürsten besser, gefürchtet zu sein als geliebt. Er muss jedoch seine Untertanen zufriedenstellen, den Handel fördern und unter allen Umständen vermeiden, beim Volk verhasst zu sein. Der Herrscher darf die Kriegskunst auf keinen Fall gering schätzen.
  • Machiavellis berühmt-berüchtigtes Buch entstand im Jahre 1513, wurde jedoch erst nach seinem Tod veröffentlicht.

Über den Autor

Niccolò Machiavelli wird 1469 in Florenz geboren. Seine Familie hat einen guten Namen, ist jedoch nicht sehr einflussreich. Niccolòs Vater ist ein angesehener Jurist. Mit knapp 30 Jahren beginnt Machiavellis politische Karriere im Dienst der Regierung. 1498 wird er zum zweiten Staatssekretär der Republik Florenz berufen. Sein Arbeitsgebiet sind diplomatische Beziehungen und – im Kriegsfall – die Oberaufsicht über militärische Operationen. Er besucht die italienischen Höfe, den Heiligen Stuhl, aber auch den deutschen Kaiser und den französischen König. Machiavelli studiert dabei die Handlungsweisen der Herrscher sehr genau. Er setzt sich für die Einrichtung einer Bürgermiliz in Florenz ein und erhält 1503 den Auftrag, ein Heer aufzustellen, das allerdings 1512 von der spanischen Armee überrannt wird. Die mächtige Familie Medici kommt in Florenz im gleichen Jahr erneut an die Macht, nachdem sie mehrere Jahre im Exil leben musste. Die Republik wird gestürzt. Da Machiavelli die Miliz geleitet hat, zieht er sich das Misstrauen der neuen Herren zu: Von einem Tag auf den anderen wird er entlassen und sogar gefoltert, weil er einer Verschwörung verdächtigt wird. Nach seiner Entlassung zieht er sich auf sein Gut in der Nähe von Florenz zurück. Hier beginnt seine Schaffensperiode als Autor mit den politischen Schriften Der Fürst, Discorsi und Die Kunst des Krieges sowie einer Geschichte von Florenz. Außerdem entstehen ein historischer Roman über den italienischen Politiker Castruccio Castracani, Gedichte und Dramen. Machiavelli gelingt es nicht, sich der Gunst der Familie Medici erneut zu versichern: Er stirbt verarmt am 21. Juni 1527 in Florenz.


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