Wer kennt ihn nicht, den Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen hochtrabender Managementprosa und dem alltäglichen Krisenmanagement? Als Organisationswissenschaftler pflegt Stefan Kühl den analytischen Blick. Unter 111 Stichworten von A wie Agilität bis Z wie Zynismus liefert er Klartext, bürstet Gewissheiten gegen den Strich und erklärt, wie Unternehmen wirklich funktionieren. Insbesondere Absolventen und junge Fach- und Führungskräfte dürften von diesem Handbuch profitieren. Die Frage „Wie tickt dieser Laden?“ wird ein Leser dieses Buchs schneller beantworten können.
Organisationen haben stets eine formale Seite, die Konformität und Berechenbarkeit gewährleistet.
Wer von außen auf eine Organisation schaut, wird eine gewisse Konformität und Berechenbarkeit feststellen. Der Grund dafür ist ein kleiner, aber äußerst wirksamer Hebel der Verhaltenssteuerung – die Formalität. Wenn die Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft an die Bedingung geknüpft ist, dass bestimmte Erwartungen erfüllt werden müssen, ist ein relativ gleichförmiges Verhalten der Mitglieder die Folge.
Stark vereinfacht lautet die Regel: Wer spurt, kann bleiben – wer zu stark ausschert, muss gehen. Diese formale Seite gibt es in jedem Unternehmen. Sie basiert auf verbindlichen, schriftlich fixierten Regeln oder auf mündlich mitgeteilten formalen Anweisungen der Vorgesetzten.
Neben ihrer formalen Seite bilden Organisationen eine informale Seite aus.
Neben dieser formalen Seite bildet jede Organisation eine informale Seite aus, die sich von außen nicht auf den ersten Blick erschließt. Arbeitsprozesse folgen nicht immer den vorgegebenen Wegen. Entscheidungen fallen nicht streng nach Vorschrift. Erfahrene Praktiker und Praktikerinnen wissen, dass gerade...
Stefan Kühl ist Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. Außerdem arbeitet er als Organisationsberater der Firma Metaplan. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter Brauchbare Illegalität, Sisyphos im Management und Das Regenmacher-Phänomen.
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