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Der gefesselte Prometheus
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Der gefesselte Prometheus

Griechenland, um 470 v. Chr.
Diese Ausgabe: Reclam, 2010 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Tragödie
  • Griechische Antike

Worum es geht

Ein tragischer Revolutionär

Die Geschichte um Prometheus hat über die Jahrhunderte hinweg wie kaum ein zweiter Mythos die Fantasie der Dichter angeregt. Prometheus lehnt sich gegen Zeus auf, den übermächtigen neuen Herrscher der Götter, und stellt sich auf die Seite der Menschen. Wie ein antiker Robin Hood stiehlt er den Göttern das Feuer, um es den Sterblichen zu geben, zusammen mit wissenschaftlichen Kenntnissen, die ihnen das harte Dasein erleichtern. Die Möglichkeit, die Prometheus-Geschichte immer neu auszudeuten, zu erweitern und zu verändern, ist wohl der Grund für die bis heute ungebrochene Faszination, die der Stoff ausübt. Um einen zeitlosen Kern herum schafft sich jede Epoche ihren eigenen Prometheus. Die Deutungsvielfalt des Stoffes zeichnet sich bereits in Aischylos’ Fassung ab. Ist Prometheus ein aufsässiger Revolutionär, der sich Zeus aus Trotz widersetzt, oder ein aufopfernder Menschenfreund, der bereit ist, im Dienst der Schwachen eine schreckliche Strafe zu ertragen? Wie die Figuren im Stück kann auch das Publikum hier geteilter Meinung sein – und, zu welcher Auffassung es auch neigt, Aischylos’ formvollendete Verse genießen.

Zusammenfassung

Prometheus’ Strafe

Der Gott Hephaistos bringt mit seinen beiden Gehilfen Obmacht und Zwang den gefesselten Prometheus zu einem abgelegenen Felsen. Obmacht erklärt, wie Zeus’ Auftrag lautet: Hephaistos soll Prometheus an den Felsen ketten – zur Strafe, weil er den Göttern das Feuer gestohlen und es den Menschen gegeben hat. Hephaistos zögert, er hält die Strafe für zu hart: Die Sonne wird Prometheus verbrennen und er wird jeden Tag leiden müssen. Niemand wird die Ketten, die Hephaistos geschmiedet hat, lösen können. Doch Hephaistos’ Mitgefühl ist nicht stark genug, um sich dem mächtigen Zeus zu widersetzen. Seiner Meinung nach hat sich Prometheus sein Schicksal selbst zuzuschreiben: Er hat sich Zeus’ Willen widersetzt, obwohl er wusste, dass Zeus seine Gegner hart bestraft. Hephaistos wäre lieber nicht derjenige, der Prometheus ankettet, doch er hat als Einziger die notwendigen Fähigkeiten. Schweren Herzens macht er sich ans Werk und schmiedet die Ketten – an die Handgelenke, die Arme, die Füße und mitten durch den Brustkorb. Obmacht ist zufrieden. Die drei lassen Prometheus allein.

Über den Autor

Aischylos zählt mit Sophokles und Euripides zu den drei großen antiken Tragödiendichtern. Wie bei vielen antiken Persönlichkeiten ist über sein Leben nur wenig Verlässliches bekannt. Einige Details sind aus den Komödien des Aristophanes bekannt, dessen Anekdoten höchstwahrscheinlich aber überzogen oder gar frei erfunden sind. Aischylos wird 525 v. Chr. als Sohn des Adligen Euphorion in Eleusis geboren. Im Alter von 25 Jahren nimmt er erstmals mit einer Tragödie an den Großen Dionysien teil. Insgesamt verfasst er rund 90 Stücke für den Dichterwettstreit, den er mindestens fünfmal gewinnt. Die Arbeit des Tragödiendichters geht weit über die eines Autors hinaus: Aischylos ist Dichter, Regisseur, Choreograf und nicht selten auch selbst Schauspieler. Sieben seiner Stücke sind vollständig erhalten: Die Perser, Sieben gegen Theben, Die Schutzsuchenden, Der gefesselte Prometheus, Agamemnon, Die Choephoren und Die Eumeniden. Aischylos wird häufig als der erste wahre Tragödiendichter angesehen. Laut Aristoteles hat er das Theater revolutioniert, indem er zwei Schauspieler statt wie zuvor nur einen einsetzte, wodurch er dynamischere Dialoge ermöglichte. Neben seiner Arbeit als Dramatiker bringt sich Aischylos auch in staatlichen Belangen ein: Er nimmt 490 v. Chr. an der Schlacht bei Marathon und 480 v. Chr. an der Seeschlacht von Salamis teil. In beiden Schlachten kämpfen die Griechen gegen die Perser. Ab 468 v. Chr. tritt in Athen Aischylos’ wichtigster Konkurrent Sophokles auf den Plan, der ihm einige Niederlagen bereitet. Aischylos bringt seine Stücke auch außerhalb von Athen zur Aufführung. Bei einer solchen Reise stirbt er 456 v. Chr. in Gela in Sizilien – der Legende zufolge wird er von einer Schildkröte erschlagen, die ein Raubvogel fallen lässt, um sie auf seinem kahlen Schädel zu zerschmettern.


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