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Der Geheimagent
Buch

Der Geheimagent

Eine einfache Geschichte

London, 1907
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2007 Mehr

Literatur­klassiker

  • Kriminalroman
  • Moderne

Worum es geht

Terrorismus damals und heute

Eine internationale Sicherheitskonferenz soll abgehalten werden. Im Ausland macht man sich Sorgen, denn die englische Gesetzgebung erscheint viel zu liberal. Was also tun? Ganz einfach: Man beauftragt einen Agenten damit, ein Bombenattentat in London durchzuführen. Sobald die Stadt unter Schock steht, werden auch die Briten ihre Gesetze verschärfen, so das Kalkül. Was wie die neueste Intrige aus dem Kampf gegen den Terrorismus des 21. Jahrhunderts klingt, ist tatsächlich die Handlung von Joseph Conrads Roman Der Geheimagent, der vor 100 Jahren verfasst wurde. Nicht nur erfand der polnisch-englische Autor mit diesem Buch das später so erfolgreiche Genre des Agententhrillers, seine Weltsicht erwies sich auch als geradezu visionär. Noch heute ist die genaue psychologische Zeichnung der Romanfiguren beeindruckend und aufschlussreich. Dass Conrads Schreibstil mit dem Abstand von 100 Jahren etwas gemächlich erscheint, mindert das Lesevergnügen kaum.

Take-aways

  • Joseph Conrads Der Geheimagent gilt als erster Agententhriller überhaupt.
  • Der Roman beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Hintergründen des Terrorismus und ist auch 100 Jahre nach seiner Entstehung noch verblüffend aktuell.
  • Inhalt: Der Geheimagent Adolf Verloc wird von einer ausländischen Regierung beauftragt, ein Bombenattentat auf die Sternwarte in Greenwich auszuüben. Er lässt den Anschlag von seinem geistig behinderten Schwager Stevie ausführen, der die Bombe versehentlich zu früh zündet und ums Leben kommt. Verlocs Frau Winnie ist außer sich über den Tod ihres Bruders und ersticht ihren Mann. Anschließend begeht sie Selbstmord.

Über den Autor

Joseph Conrad wird als Józef Teodor Konrad Korzeniowski am 3. Dezember 1857 im polnischen Berdyczew geboren. Zu dieser Zeit ist Polen kein eigenständiger Staat, sondern aufgeteilt unter Russland, Österreich und Preußen. Josephs Vater, der dem Adel angehört, engagiert sich im Kampf gegen die russische Herrschaft; deshalb wird die Familie nach Russland verbannt. Die Mutter stirbt an den gesundheitlichen Folgen der Verbannung. Als auch der Vater 1869 stirbt, kommt Joseph in die Obhut seines Onkels. Dieser ist entsetzt, als der Junge den Wunsch äußert, zur See fahren zu wollen. Er unternimmt alles, um ihn davon abzubringen, muss aber schließlich doch nachgeben. 1874 beginnt Joseph seinen Dienst in der französischen Handelsmarine. Bald lässt er sich in Schmuggelgeschäfte verwickeln und verliert so sein ganzes Geld. Hoch verschuldet unternimmt er einen Selbstmordversuch. Danach entschließt er sich, in die englische Handelsmarine einzutreten und die Offizierslaufbahn einzuschlagen. 1886 erhält er sein Kapitänspatent und die britische Staatsbürgerschaft. 1889 beginnt er seinen ersten Roman, Almayer´s Folly (Almayers Wahn) – bemerkenswerterweise in Englisch, seiner dritten Sprache. Eine Fahrt in den Kongo 1890 wird zu einem traumatischen Erlebnis: Der grausame Umgang der Weißen mit den Einheimischen schockiert Conrad. Außerdem wird seine Gesundheit so schwer angegriffen, dass er vorzeitig nach England zurückkehren muss. Als er, auch wegen anhaltender gesundheitlicher und psychischer Probleme, keine Arbeit mehr findet, beendet er 1894 seinen ersten Roman und veröffentlicht ihn unter dem Namen Joseph Conrad, den er von da an beibehält. Das Werk wird von der Kritik positiv aufgenommen, und Conrad beschließt, sich in Kent niederzulassen und als Schriftsteller zu leben. Viele seiner Texte greifen seine Erlebnisse als Seemann auf. Ein wichtiges Werk ist die Erzählung Heart of Darkness (Herz der Finsternis, 1899), in der er seine Erlebnisse im Kongo verarbeitet. Conrad stirbt am 3. August 1924 an Herzversagen.


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