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Der Geisterseher
Buch

Der Geisterseher

aus den Papieren des Grafen von O.

Leipzig, 1787–1789
Diese Ausgabe: dtv, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Schauerliteratur
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Ein Mysterythriller im 18. Jahrhundert

Verworrene Intrigen, korrupte Kardinäle, eine düstere Geheimgesellschaft im dekadenten Venedig und eine Zaubershow, wie sie David Copperfield nicht besser hätte inszenieren können: Wer Friedrich Schillers Geisterseher gelesen hat, dem werden die Donna Leons und Dan Browns unserer Zeit wie ein billiger Abklatsch des Meisters erscheinen. Der große Volksdichter der Deutschen zeigte sich mit diesem brillanten Thriller von seiner modernsten Seite: als Berufsschriftsteller, der sein zahlendes Publikum nicht nur erbauen, sondern vor allem gut unterhalten musste. Von wegen moralisierend, humorlos und pathetisch: Der Roman ist ein virtuoses Spiel um Schein und Sein und so fesselnd geschrieben, dass man rückblickend fast Mitleid mit Schillers Zeitgenossen hat – die spannte er nämlich immer am Ende der dramatischsten Szenen mit der süffisanten Ankündigung auf die Folter: „Fortsetzung folgt im nächsten Heft.“ Zwei Jahre ging das so, bis der Autor entnervt das Handtuch warf. Er wollte und konnte nicht mehr weitererzählen. Für ihn war das Projekt zur „Farce“ geworden. Selten hat Schiller mit einer Einschätzung so danebengelegen.

Zusammenfassung

Maskerade in Venedig

Der Graf von O. besucht zum Karneval einen Kameraden aus Kriegszeiten in Venedig. Der Prinz von * führt in der Lagunenstadt unerkannt ein bescheidenes und genügsames Leben. Als dritter Erbprinz hat er kaum Aussicht darauf, die Regierungsverantwortung zu übernehmen, und die geringen Zuwendungen des Hofes verunmöglichen ihm ein standesgemäßes Auftreten. Eines Tages folgt den Freunden ein Mann, der eine Maske trägt und gekleidet ist wie ein Armenier. „Wünschen Sie sich Glück“, sagt dieser unvermittelt zum Prinzen, „um neun Uhr ist er gestorben.“ Sechs Tage später erreicht den Prinzen die Nachricht, dass sein Cousin, der Erbprinz, vor sechs Tagen, abends um neun Uhr verstorben sei. Kurz darauf nähert sich der Armenier dem Prinzen wieder. Er sei erkannt, flüstert er ihm zu, drei Adlige der Republik erwarteten ihn, um ihn in allen Ehren zu empfangen. Am folgenden Abend gerät der Prinz in einem Kaffeehaus mit einem reichen Venezianer aneinander. Es kommt zur Schlägerei. Die Ausländer im Saal sind sich einig, dass das Leben des Prinzen in Gefahr ist und er schleunigst die Stadt verlassen sollte...

Über den Autor

Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar als Sohn eines Offiziers geboren. Auf Befehl des württembergischen Landesherrn Karl Eugen wird er in dessen Eliteschule in Stuttgart aufgenommen. Schiller behagt der militärische Drill im Internat überhaupt nicht, wenngleich die Lehrkräfte und die Ausbildung hervorragend sind. Er studiert zunächst Jura und dann Medizin. Viel stärker lockt den jungen Mann aber die Schriftstellerei. Mehr oder weniger heimlich schreibt er sein erstes Drama Die Räuber, das 1782 in Mannheim uraufgeführt wird. Als er gegen den Willen Karl Eugens die Landesgrenzen überschreitet, wird er mit Haft und Schreibverbot bestraft. Schiller entzieht sich dem Zwang durch neuerliche Flucht und setzt seine schriftstellerische Arbeit fort. Die frühen Dramen erscheinen: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783) und Kabale und Liebe (1784). Unter ständiger Geldnot leidend, zieht er 1785 zu seinem Freund und Gönner Christian Gottfried Körner nach Sachsen, wo er u. a. die durch Beethovens Vertonung bekannt gewordene Ode An die Freude sowie den Dom Karlos (1787) schreibt. Aufgrund seiner viel beachteten Studie Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande schlägt Goethe ihn 1788 für den Lehrstuhl für Geschichte in Jena vor. Hier verfasst Schiller seine ästhetischen und historischen Schriften und heiratet 1790 Charlotte von Lengefeld. Nach seinem Umzug nach Weimar im Jahr 1799 schließt Schiller Freundschaft mit Goethe. Daraus ergibt sich eine der fruchtbarsten Dichterbekanntschaften aller Zeiten: In der Nähe Goethes beendet Schiller sein erstes klassisches Geschichtsdrama, die Wallenstein-Trilogie. Es folgen Maria Stuart und Die Jungfrau von Orleans (beide 1801), Die Braut von Messina (1803) und Wilhelm Tell (1804), aber auch ein umfangreiches lyrisches Werk. 1802 erhält er den Adelstitel. Seine schlechte körperliche Konstitution zwingt ihn immer wieder aufs Krankenlager. Am 9. Mai 1805 stirbt Schiller in Weimar.


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