Navigation überspringen
Der globale Minotaurus
Buch

Der globale Minotaurus

Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft

Kunstmann, 2012 Mehr


Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Innovativ

Rezension

Eines muss man Yanis Varoufakis lassen: Um starke Bilder ist er nicht verlegen. Amerika als fürchterliches Monster, das Kapital und Waren aus aller Welt verschlingt wie einst der kretische Minotaurus die unschuldigen Jungfrauen und Jünglinge seiner Nachbarn. Investmentbanker und neoliberale Ökonomen als Zombies, die den Staat erst aussaugen, um ihm danach die helfenden Hände zu fesseln. Und Deutschland als europäisches Gegenstück zum großen Ungeheuer – ein rüpelhafter Minitaurus, der den Rest von Europa zur Stagnation im eigenen Hinterhof verdammt. Krass, denkt man da als Leser und würde das Werk gern als substanzlose, linke Polemik abtun. Doch der Athener Professor ist nicht nur ein begnadeter Mythenerzähler, sondern auch ein erfahrener Ökonom und ein überzeugter Keynesianer. Sein Vorschlag, die gegenwärtig herrschende „Bankrottokratie“ durch eine globale Transferunion zu ersetzen, mag idealistisch erscheinen. Die Frage ist nur: Wie lebenswert und krisenresistent sind realistischere Alternativen? getAbstract legt das Buch allen ans Herz, die von der Krise als Chance zum Neuanfang nicht nur reden, sondern auch daran glauben.

Zusammenfassung

Das alles und noch viel mehr

Seit dem Crash von 2008 befinden sich Wirtschaftsexperten und Politiker in einem Schockzustand und überbieten einander mit Erklärungsversuchen: Handelte es sich um einen verhängnisvollen Irrtum der Marktteilnehmer? Ein Versagen der Regulatoren? Unbezähmbare Gier? Die gerechte Strafe für ein rücksichtsloses Globalisierungsmodell? Die toxischen Theorien betrügerischer Ökonomen? Oder gar um das von Karl Mark prognostizierte Systemversagen des Kapitalismus? Die Antwort lautet ja, ja und nochmals ja. Doch etwas fehlt: die Rolle des globalen Minotaurus Amerika und seiner lebensgefährlichen Verwundung. Die griechische Sage vom Minotaurus erzählt davon, wie die Nachbarn Kretas jahrelang einige ihrer Jünglinge und Jungfrauen opfern mussten, um sie dem Ungeheuer – halb Mensch, halb Stier – zum Fraß vorzuwerfen. Bis ein junger athenischer Held das Ungeheuer besiegte und eine neue, bessere Ära einläutete.

Der „globale Plan“

Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die USA vor der Herausforderung, den noch nicht kommunistisch gewordenen Teil der Welt vom Segen des Kapitalismus zu überzeugen. Sie wussten, dass dieses System einen weiteren Schock...

Über den Autor

Yanis Varoufakis ist Professor für Wirtschaftswissenschaften und ökonomische Theorie an der Universität Athen. Er hat 20 Jahre in England und Australien gelehrt und zahlreiche wissenschaftliche Werke veröffentlicht.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen