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Der goldne Topf
Buch

Der goldne Topf

Dresden, 1814
Diese Ausgabe: Reclam, 2016 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Kunstmärchen
  • Romantik

Worum es geht

Die Verzauberung der Welt

Der goldne Topf war E. T. A. Hoffmanns erster großer Publikumserfolg. Zugleich ist er ein Paradebeispiel für das literarische Projekt der deutschen Romantik. Der bekannte Romantiker Novalis beschrieb dieses Projekt als die Aufgabe, „dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein“ zu geben. Hoffmann wählte dafür die Form des Märchens. Sein poetisch veranlagter Protagonist, der Student Anselmus, gelangt unverhofft über die Grenzen des gesunden Menschenverstands hinaus in eine fantastische Zauberwelt, wo er nicht nur ekstatische Glückszustände erlebt, sondern auch albtraumhafte Erfahrungen im Kampf gegen dunkle Mächte und den Wahnsinn macht. Darin erweist sich Hoffmann als Vertreter der abgründigen „schwarzen Romantik“. Mit bildstarker Sprache, witzigem Stil und ausgeprägtem Sinn für Dynamik verwebt er geschickt Realität und Fiktion und weicht die Grenze zwischen beiden allmählich auf. Die verzauberte Welt wird dadurch zu mehr als nur einer fernen Utopie, nämlich zu einer realen Möglichkeit im Hier und Jetzt.

Zusammenfassung

Ein Fluch

Der tollpatschige Student Anselmus rennt unter dem Schwarzen Tor in Dresden aus Versehen ein altes Äpfelweib um, wobei dessen Waren durch die Gegend fliegen. Obwohl er ihr gleich all sein Geld zur Entschädigung gibt, ist die Alte außer sich vor Zorn und verflucht ihn lauthals. Er versteht zwar ihre Anwürfe nicht vollständig, aber etwas in ihrer Stimme beunruhigt den zerknirschten Anselmus. Es ist Himmelfahrt und er ist in bester Feierlaune von zu Hause aufgebrochen, um sich im Linkischen Bad bei Bier und Musik zu vergnügen und sich womöglich dem schönen Geschlecht zu nähern. Doch nun hat er sowohl die Laune als auch das nötige Kleingeld zum Feiern verloren. Niedergeschlagen lässt er sich auf einem einsamen Fleck am Elbufer unter einem Holunderbaum nieder und grübelt: Wie soll das bloß etwas werden mit dem ersehnten Beruf als Geheimrat und mit den Frauen, wenn er doch seit jeher dermaßen ungeschickt und glücklos ist?

Wie er so missmutig unter dem Holunder sitzt und Pfeife raucht, beginnt es im Baum zu rascheln und Anselmus hört ein zischelndes Flüstern sowie einen Wohlklang wie von Kristallglocken. Das Zischen steigert sich...

Über den Autor

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann wird am 24. Januar 1776 in Königsberg geboren. Die Eltern trennen sich bereits zwei Jahre später; der Junge lebt mit seiner Mutter fortan im Haus der Großmutter. Sein Onkel und Vormund sieht für den künstlerisch begabten Jungen eine Laufbahn als Rechtsanwalt vor. Hoffmann studiert also Jura, wagt nebenbei aber erste literarische Versuche, zeichnet und komponiert. 1798 verlobt er sich mit seiner Cousine, aber offensichtlich ohne große Zuneigung: Nachdem er zwei Jahre später eine Anstellung am Gericht in Posen erhalten hat, das damals wie der gesamte westliche Teil Polens zu Preußen gehört, lebt er bald mit einer Polin zusammen. 1802 heiratet er seine Lebensgefährtin. Kurz darauf wird ihm sein Zeichentalent zum Verhängnis: Er fertigt Karikaturen örtlicher Würdenträger an und fällt dadurch in Ungnade. Hoffmann, der kurz vor seiner Ernennung zum Regierungsrat steht, wird strafversetzt. Als Komponist und Zeichner relativ erfolglos, verfällt er mehr und mehr dem Alkohol. 1804 wird er als Regierungsrat nach Warschau geschickt; zwei Jahre später ziehen Napoleons Truppen in die Stadt ein und schaffen den preußischen Beamtenapparat ab. Hoffmann ist stellungslos und hält sich mit Mühe als Künstler über Wasser. Schließlich erhält er 1808 eine Anstellung am Theater in Bamberg. Endlich hat er auch als Komponist, Musikkritiker und Schriftsteller Erfolg. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Romane Die Elixiere des Teufels (1815/16) und Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819 bis 1821) sowie die Erzählsammlungen Nachtstücke (1816/17) und Die Serapions-Brüder (1819 bis 1821). 1816 tritt er wieder in den Staatsdienst ein, 1819 wird er Mitglied einer Kommission, die staatsfeindliche Umtriebe untersucht. Da Hoffmann die staatliche Unterdrückung liberaler Strömungen als ungerecht empfindet, gibt er das Amt bald auf, kann es aber nicht lassen, seine Erfahrungen aus dieser Zeit in der Erzählung Meister Floh satirisch zu verarbeiten. Prompt wird ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Aber noch vor dessen Abschluss stirbt der von Alkohol und Krankheit gezeichnete Hoffmann am 25. Juni 1822 in Berlin.


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