Der grüne Heinrich
- Entwicklungsroman
- Realismus
Worum es geht
Roman eines gescheiterten Künstlers
Der Schweizer Autor Gottfried Keller verfasste mit seinem Grünen Heinrich (1854/55) einen weitgehend autobiographisch geprägten Künstler- und Entwicklungsroman. Genau wie die Titelfigur Heinrich ("grün" wird er wegen der Farbe seiner Kleidung genannt) wurde der vaterlos aufgewachsene Keller wegen eines Lausbubenstreichs von der Schule ausgeschlossen und musste seinen Berufswunsch, Maler zu werden, mit eigenen Mitteln verwirklichen. Lange lebte er in der Angst vor Armut und Schulden. Während sich Keller jedoch mangels Talent von der Malerei abwandte, verfügt der grüne Heinrich nicht über diese Einsicht: Geradlinig, ja störrisch verfolgt er seinen Weg. Er vermag selten zwischen Realität und eigener poetisch-romantischer Weltsicht zu unterscheiden. So lässt er sich auch die Liebe zweier Frauen entgehen, treibt die Mutter in den Ruin und scheitert schließlich an seinen Idealen. In der zweiten Fassung des Romans (1879/80), auf der dieses Abstract beruht, milderte Keller jedoch Heinrichs Geschick: Er kann der sterbenden Mutter noch ein letztes Mal die Hand reichen, und statt aus Gram zu sterben, führt er mit seiner Jugendfreundin ein bescheidenes Beamtenleben. Kellers Roman stellt den Höhepunkt des so genannten "poetischen Realismus" im 19. Jahrhundert dar und reiht sich unter die bedeutendsten deutschen Bildungsromane ein.
Take-aways
Über den Autor
Gottfried Keller wird am 19. Juli 1819 in Zürich geboren. Als er fünf Jahre alt ist, stirbt sein Vater, ein Drechslermeister. Die Mutter Elisabeth ist mit Gottfried und seiner jüngeren Schwester auf sich allein gestellt; sie heiratet kaum zwei Jahre später erneut, doch die Ehe steht unter keinem guten Stern: Die Scheidung erfolgt 1834 und der Familie fehlt es an Geld. In der Folge muss Gottfried die Armenschule besuchen. Später entschließt er sich, Maler zu werden, und absolviert eine Lehre bei einem Lithografen. Danach besucht er die Kunstschule in München, kehrt aber schon nach zwei Jahren wieder in die Schweiz zurück, wo er sich politisch betätigt (er tritt den Freischärlern bei) und Gedichte verfasst. 1848 erhält er von der Schweizer Regierung wegen des Erfolgs seines Gedichtbands ein Stipendium und reist nach Heidelberg und Berlin, wo er u. a. den Philosophen Ludwig Feuerbach kennen lernt, der ihn stark beeinflusst. Keller beginnt mit der Arbeit an seinem wohl wichtigsten Werk, Der grüne Heinrich (1854/55). Der Dichter hat zeitlebens wenig Erfolg bei den Frauen: Mehrmals verliebt er sich unglücklich, seine Verlobte Luise Scheidegger bringt sich 1865 um. Doch trotz seines ständigen Kummers wegen der Frauen wäre Keller ohne deren Unterstützung kaum zu einem solch gefeierten Schriftsteller geworden: Seine Mutter, bei der er lebt, bis er 31 ist, kommt jahrelang für seinen Unterhalt auf, seine Schwester Regula unterstützt ihn ebenfalls. So kann Keller neben dem Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla (1856) weitere literarische Werke verfassen, u. a. die Züricher Novellen (1877) und sein Spätwerk Martin Salander (1886). Gottfried Keller stirbt am 15. Juli 1890, er ist auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich begraben.
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