Navigation überspringen
Der gute Mensch von Sezuan
Buch

Der gute Mensch von Sezuan

Berlin, 1953
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2013 Mehr

Buch oder Hörbuch kaufen

Offline lesen



Literatur­klassiker

  • Parabel
  • Deutsche Exilliteratur

Worum es geht

Gut und glücklich geht nicht

Der gute Mensch von Sezuan ist Bertolt Brechts meistgespieltes Drama und ein Stück wie aus dem Lehrbuch. Dass es in einer ausbeuterischen Gesellschaft keine Menschen geben kann, die zugleich gut und glücklich sind, wird dem Zuschauer sonnenklar vor Augen geführt – nur die auf ganzer Linie versagenden Götter wollen das weder einsehen noch etwas daran ändern. Um die Gedanken seines Publikums anzukurbeln, fährt Brecht ein ganzes Arsenal von Verfremdungseffekten auf: Lieder, Lachnummern, Komplizenschaft mit den Zuschauern, sogar ein Ende, das keines ist und das sich der Zuschauer gefälligst selbst ausdenken soll. Dergestalt mit didaktischen Pfeilen beworfen zu werden, ist womöglich nicht jedermanns Sache, und man muss einen gewissen Schematismus, eine Eindimensionalität der Handlung in Kauf nehmen. Das allerdings liegt in der Natur der Parabel, und die ist im Übrigen gewitzt, elegant und kurzweilig – und sie stellt die richtigen Fragen.

Zusammenfassung

Vorspiel

Der Wasserverkäufer Wang stellt sich dem Publikum vor. Er berichtet erfreut, dass einige der höchsten Götter in die chinesische Provinz Sezuan unterwegs sein sollen. Endlich, denn die Armut in Sezuan sei so groß, dass nur noch Götter helfen könnten. Wang identifiziert schließlich drei Männer, die ihm sagen, sie bräuchten ein Quartier für die Nacht, als Götter. Wang, der selbst in einem Kanalrohr lebt, versucht, eine Unterkunft zu finden, aber mehrere Leute weisen ihn ab. Die Götter sind auf die Erde gekommen, um gute Menschen zu finden, die ein menschwürdiges Dasein leben – wenn sie solche Menschen finden, so meinen sie, kann die Welt so bleiben, wie sie ist. In zwei Provinzen haben sie schon vergeblich gesucht. Auch Wang scheidet leider aus, er ist kein guter Mensch: Die Götter finden heraus, dass sein Wassermessbecher einen doppelten Boden hat. Immer mehr Leute weisen Wang ab. Der sagt schließlich, nun bleibe nur noch die Prostituierte Shen Te übrig, die könne nie Nein sagen. Und tatsächlich: Shen Te heißt die Götter willkommen.

Ein Geschenk der Götter

Die Götter haben vernommen, dass Shen Te ihre...

Über den Autor

Bertolt Brecht wird am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1917 beginnt er mit einem Medizinstudium, das er jedoch wegen des Kriegsdiensts als Sanitätssoldat abbrechen muss. 1918 verfasst er Baal, sein erstes Theaterstück. Von 1924 an arbeitet er als Dramaturg bei Max Reinhardt in Berlin. Hier setzt sich Brecht mit der Philosophie des Marxismus auseinander. 1928 gelingt ihm mit der Dreigroschenoper ein grandioser Erfolg. In diesem Stück probiert er seine Technik des epischen Theaters aus, das sich erheblich von den traditionellen Theaterformen unterscheidet. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten werden Brechts Stücke verboten, ihm selbst wird die Staatsbürgerschaft entzogen. Er flieht ins Exil. Nach vielen Zwischenstationen, darunter Prag, Paris, Schweden, Finnland und die Sowjetunion, siedelt er sich mit seiner Frau, der Schauspielerin Helene Weigel, in Kalifornien an. Während des Exils entstehen seine berühmtesten Dramen, unter anderem Leben des Galilei (1938/39), Mutter Courage und ihre Kinder (1939) und Der kaukasische Kreidekreis (1944/45). Auch mit Gedichtzyklen tritt Brecht immer wieder hervor. Zwei Jahre nach dem Krieg, als in den USA die Jagd auf Kommunisten beginnt (McCarthy-Ära), kehrt Brecht den Vereinigten Staaten den Rücken. Die deutschen Westzonen verweigern ihm die Einreise, sodass er, nach einer Zwischenstation in der Schweiz, nach Ostberlin zieht. Gemeinsam mit seiner Frau gründet er hier 1949 das Berliner Ensemble. Im Theater am Schiffbauerdamm findet er eine geeignete Experimentierbühne für seine Stücke, die er dort höchstpersönlich zur Uraufführung bringt. Bertolt Brecht stirbt am 14. August 1956 in Berlin.


Kommentar abgeben