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Der Hessische Landbote
Buch

Der Hessische Landbote

Offenbach, 1834
Diese Ausgabe: Reclam, 2006 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Politik
  • Vormärz

Worum es geht

Auf die Barrikaden!

Nach einem längeren Aufenthalt in Straßburg und der Beschäftigung mit der Französischen Revolution verfasste Georg Büchner 1834 eine Flugschrift, in der er die armen Bauern und Handwerker seiner hessischen Heimat zum Aufstand aufrief. Im Hessischen Landboten zieht er alle Register der Revolutionsrhetorik, beruft sich auf Gott und die Bibel, auf Vernunft und Naturrecht. In drastischen Bildern führt er den Lesern vor, wie sie von den Reichen und Regierenden ausgebeutet werden, und ruft sie auf, das Wohl des Staates selbst in die Hand zu nehmen. Denn der Staat, so erklärt er in der Tradition Rousseaus und der französischen Jakobiner, das sind wir alle. Detailliert rechnet er den Bauern, die er am ehesten bei ihren materiellen Interessen zu packen hofft, vor, wie ihre hart erwirtschafteten Steuern von der Regierung verschwendet werden. Obwohl sein Mitstreiter Friedrich Ludwig Weidig einiges in Büchners Manuskript abmilderte, zählt die Flugschrift auch heute noch zu den radikalsten deutschsprachigen Texten ihrer Art. Kein Wunder, dass Der Hessische Landbote gerade in Zeiten des Umbruchs immer wieder eine Hochkonjunktur erlebt.

Zusammenfassung

Arm gegen Reich

Im Jahr 1834 sieht es fast so aus, als stünden in der Bibel lauter Lügen. Wenn man unsere Gegenwart betrachtet, könnte man meinen, Gott habe die Bauern und Handwerker am fünften Tag erschaffen, die Fürsten und vornehmen Leute dagegen am sechsten Tag und diese aufgefordert, über alle Lebewesen – inklusive der Bauern und Bürger – zu herrschen. Während die Bauern täglich schuften, schwitzen und hungern, gleicht das Leben der Vornehmen einem ewigen Sonntag. Sie leben in schönen Häusern und sind wohlgenährt, tragen feine Kleidung und sprechen eine eigene Sprache. Sie treiben den Bauern hinter dem Pflug an und behalten die Ernte ein, sodass er am Ende leer ausgeht.

Der größte Teil der über 6 Millionen Gulden Abgaben, die die rund 700 000 Einwohner des Großherzogtums Hessen im Jahr leisten, setzt sich aus den direkten und indirekten Steuern zusammen. Hinzu kommen weitere Einnahmequellen der Herrschenden in Form von Domänen, Regalien und Geldstrafen. Die Regierung behauptet, das alles sei nötig, um die staatliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Was aber ist der Staat? Der Staat – das sind alle. Die staatliche Ordnung wird durch...

Über die Autoren

Georg Büchner wird am 17. Oktober 1813 in Goddelau bei Darmstadt als Sohn eines Arztes geboren. 1831 nimmt er in Straßburg ein Medizinstudium auf. Das Kleinstadtklima behagt ihm nicht. Er wird melancholisch und erkrankt häufig. Erst die Beschäftigung mit der Geschichte der Französischen Revolution holt ihn aus seiner Lethargie heraus. 1832 verlobt er sich in Straßburg heimlich mit Wilhelmine (Minna) Jaeglé. Im selben Jahr nimmt er am Hambacher Fest teil, dem Höhepunkt bürgerlich-liberaler Opposition gegen die Restauration. Auf der Flucht vor den Behörden, die ihn wegen seiner Mitautorschaft des revolutionären Flugblattes Der Hessische Landbote verfolgen, flieht er 1835 nach Straßburg und 1836 nach Zürich, wo er sein Studium beendet und Privatdozent für Anatomie wird. Nebenbei schreibt er Dantons Tod (1835), ein Drama über die Französische Revolution, und die Erzählung Lenz (1835). Das Theaterstück Woyzeck, das er Ende 1836 beginnt, kann er wegen einer schweren Typhuserkrankung nicht fortsetzen. Am 19. Februar 1837 stirbt Büchner im Alter von nur 23 Jahren in Zürich. Friedrich Ludwig Weidig wird am 15. Februar 1791 in Oberkleen geboren. Nach seinem Studium der Theologie erhält er 1812 den Posten des Konrektors, ab 1822 den des Rektors an einer Butzbacher Schule. Nach dem Vorbild des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn gründet er 1814 in Butzbach einen Turnplatz und zusammen mit seiner Frau Amalie Hofmann eine Mädchenschule. Ab 1818 wird der Liberaldemokrat, der für einen einheitlichen Nationalstaat eintritt, wegen seiner politischen Tätigkeiten überwacht. Von 1830 an ist er zunehmend an konspirativen Aktionen beteiligt. 1833 wird er inhaftiert, 1834 vom Dienst suspendiert und als Pfarrer in das abgelegene Dorf Ober-Gleen strafversetzt. Als Mitverfasser des Hessischen Landboten, dessen Druck und Verbreitung er maßgeblich organisiert, gerät er unter Verdacht des Hochverrats. Anders als Büchner flieht er nicht, sondern wird im April 1835 erneut inhaftiert. Nach schweren Misshandlungen stirbt Weidig (vermutlich durch Selbstmord) am 23. Februar 1837 in einem Darmstädter Gefängnis.


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