Navigation überspringen
Der Idiot
Buch

Der Idiot

St. Petersburg, 1868
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 1996 Mehr

Buch oder Hörbuch kaufen

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Realismus

Worum es geht

Der Idiot: Don Quijote und Christus zugleich

Mit dem Fürsten Myschkin, dem "Idioten", präsentiert Dostojewski einen im christlichen Sinne guten, aber auch tragischen Helden. Myschkin erinnert in seiner grenzenlosen Naivität und Vertrauensseligkeit an Don Quijote. Er ist eine Gegenfigur zu den arroganten, skrupellosen Menschen der St. Petersburger Gesellschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Myschkin steht für die Niederlage von Tugend und Moral in einer Zeit, da in Russland das wohlhabende Bürgertum und der Land besitzende Adel um ihre wirtschaftlichen Privilegien kämpfen. 1861 wurde in Russland die Leibeigenschaft aufgehoben und das Land näherte sich immer mehr dem Westen an. Dostojewski lässt den Fürsten Myschkin indirekt ein Opfer dieses gesellschaftlichen Umbruchs werden. Er scheitert an seiner Unfähigkeit, die Menschen, die ihre Lebensbeziehungen verstärkt dem Prinzip von Käuflichkeit und Kommerz unterordnen, richtig einzuschätzen. Die psychologische Tiefenschärfe, die der Dichter in diesem Roman erreicht, ist in der damaligen Romanliteratur einzigartig und hat mit dazu beigetragen, dass der Autor zu den zehn meistgenannten Namen der Weltliteratur zählt. Aufgrund der vielen Dialoge eignete sich der Roman Der Idiot auch sehr gut für mehrere Dramen- und Filmfassungen.

Zusammenfassung

Rückkehr nach Russland

Der 27-jährige Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin, letzter Spross eines verarmten russischen Adelsgeschlechts, ist nach dem Tod seines Vaters von Nikolaj Andrejewitsch Pawlistschew aufgenommen worden. Da Myschkin an Epilepsie leidet, hat der Ziehvater ihn in eine Schweizer Heilanstalt geschickt. Nach fünf Jahren - Pawlistschew ist inzwischen gestorben - kehrt Myschkin nach Russland zurück. Sein Zustand hat sich zwar gebessert, er hat in der Schweiz aber auch die Gewissheit erlangt, dass seine Krankheit unheilbar ist.

Während der Zugfahrt aus der Schweiz zurück nach St. Petersburg lernt Myschkin Parfen Semjonowitsch Rogoschin kennen, der einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie entstammt. Rogoschin erzählt Myschkin von der schönen Nastasja Filippowna Baraschkowa. Den schüchternen Fürsten irritiert, wie impulsiv und gefühllos Rogoschin von Nastasja spricht. Sie scheint für ihn ein seit langem begehrtes Objekt zu sein. Die undurchsichtige Vergangenheit der jungen Frau bleibt für Myschkin noch rätselhaft, in Rogoschin aber hat sie bereits eine wahre Hassliebe hervorgerufen.

Zu Besuch bei den Jepantschins

Nach seiner Ankunft in St. Petersburg...

Über den Autor

Fjodor M. Dostojewski wird am 11. November 1821 als zweites von insgesamt acht Kindern in einem Moskauer Armenhospital geboren. Nach einer Jugendzeit in mehr als bescheidenen Verhältnissen tritt er gemeinsam mit seinem Bruder im Jahr 1838 in die Petersburger Militärakademie ein. Nach Beendigung des Studiums erhält Dostojewski 1843 eine Anstellung im Kriegsministerium. Dort hält es ihn aber nicht lange: Er quittiert den Dienst, trotz massiver finanzieller Probleme, bereits ein Jahr später. Sein Ziel: Er will Schriftsteller werden. Sein Erstling, der Briefroman Arme Leute (1846), macht ihn schlagartig berühmt. Die intensive Arbeit an weiteren Werken und die Versagensangst führen zu ersten epileptischen Anfällen. 1849 wird er wegen Mitgliedschaft im revolutionären Petraschewski-Kreis, einer Art Geheimbund, zum Tode verurteilt. Buchstäblich in letzter Sekunde, bereits auf dem Richtplatz, wird er jedoch vom Zaren begnadigt und mit vier Jahren Zwangsarbeit und vier Jahren Militärdienst bestraft. Während der Zeit in Sibirien tritt er zum christlichen Glauben über. 1854 lernt er Marja Dimitrijewna kennen, die er 1857 heiratet. Nach Beendigung des Militärdienstes kehrt er 1859 nach Moskau zurück. Die Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, eine Beschreibung seiner Verbannung in Sibirien, erscheinen 1861 in der von Dostojewski gegründeten Zeitschrift Vremja. Im nächsten Jahr unternimmt er seine erste Europareise und ein Jahr darauf eine zweite. Dostojewski ist ein Spieler, der wegen seiner Sucht hohe Schulden macht. Nach der dritten Europareise erscheinen 1866 die Romane Schuld und Sühne und Der Spieler. Bis 1871 reist er auf der Flucht vor seinen Gläubigern durch Europa und hält sich unter anderem in Florenz auf, wo er Der Idiot beendet. Der Roman Die Dämonen (1871) wird ein großer Erfolg, ebenso Die Brüder Karamasow (1879). Am 9. Februar 1881 stirbt Dostojewski in St. Petersburg an den Folgen seiner Epilepsie und einem Lungenleiden.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen