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Der Kaufmann von Venedig
Buch

Der Kaufmann von Venedig

London, 1600
Diese Ausgabe: dtv, 2007 Mehr

Literatur­klassiker

  • Tragikomödie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Zwischen Heiterkeit und Ernst

Der Kaufmann von Venedig gehört zu Shakespeares bekanntesten, aber auch zu seinen problematischsten Stücken. Wie kein anderes provoziert es heutige Leser unmittelbar zu einer kritischen Reaktion. Denn die Figur Shylock entspricht ohne Zweifel dem antisemitischen Klischee eines Juden. Er ist ein hartherziger und hasserfüllter Wucherer, der skrupellos darauf spekuliert, dem Kaufmann Antonio ein Pfund Fleisch aus der Brust schneiden zu können, als dieser ihm einen Kredit schuldig bleibt. Shakespeare bedient sich zwar in unerhörtem Maß antisemitischer Vorurteile, diese werden aber zugleich infrage gestellt. Shylocks wiederholte Klage über die christliche Doppelmoral und den Judenhass haben es modernen Interpreten erlaubt, die Figur als tragischen Antihelden aufzufassen. Was den Umgang mit dem Stück zusätzlich erschwert, ist seine merkwürdige Verknüpfung von erotisiertem Lustspiel und ergreifendem Drama. Der heiteren und romantischen Rahmenhandlung wegen gilt es nach wie vor als Komödie. Doch die gegenläufigen Tonlagen des Stücks, seine doppelbödigen Charaktere, die Mischung verschiedenster Themen und Motive, die vielseitige Sprache und nicht zuletzt das abgründige Monster Shylock machen den Kaufmann von Venedig zu einem schillernden Werk, das sich keinem Genre eindeutig zuordnen lässt.

Take-aways

  • Shakespeares Der Kaufmann von Venedig fasziniert bis heute durch seinen Spagat zwischen Spaß und Ernst.
  • Inhalt: Um seinem Freund Bassanio bei der Brautwerbung zu helfen, leiht der venezianische Kaufmann Antonio beim Juden Shylock Geld. Antonio geht überraschend pleite, worauf der böse Shylock Anspruch auf ein Pfund Fleisch aus seiner Brust hat. Vor Gericht hilft ihm aber Bassanios Braut Portia, die sich als Mann verkleidet hat und Shylock mit juristischen Schlichen ausschaltet.
  • Das Stück gilt als Komödie, hat allerdings auch viele tragische Momente.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.


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