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Der Kurier des Zaren
Buch

Der Kurier des Zaren

Paris, 1876
Diese Ausgabe: Reclam, 2015 Mehr

Literatur­klassiker


Worum es geht

Abenteuerliche Jagd durch Sibirien

Das Szenario scheint in Zeiten globaler Hyperkommunikation völlig aus der Zeit gefallen: Im fernen Sibirien ist ein Aufstand ausgebrochen, die Telegrafenleitungen sind gekappt. Die letzte Hoffnung auf Rettung der russischen Zivilisation ruht auf einem heldenhaften Kurier, der sich zu Pferd und zu Fuß, durch Gebirge und eisige Flüsse, über Bären-, Wolfs- und Tatarenkadaver hinweg nach Irkutsk durchschlägt. Ein halbes Jahrhundert vor der goldenen Ära des Hollywood-Westerns nahm Jules Verne dessen Erfolgsformel vorweg: Ein Bleichgesicht schießt seelenlose Schlitzaugen wie Pappfiguren nieder, und zum Abspann reitet der siegreiche Held mit seiner Angebeteten dem Sonnenuntergang entgegen. Von der Tendenz vieler Kritiker, das Werk durch die politisch korrekte Brille von heute zu betrachten, lassen sich Fans des Romans nicht anfechten. Doch genau diese Perspektive macht das Werk so faszinierend: Als Zeitzeuge vermittelt Jules Verne uns einen wertvollen Einblick in die Ursprünge vieler Konflikte, mit deren Folgen wir bis heute zu kämpfen haben. 

Take-aways

  • Der Kurier des Zaren gilt vielen heute als Jules Vernes bestes Werk.
  • Inhalt: Sibirien wird von Tatarenhorden bedroht. Der Zar schickt seinen Kurier Michael Strogoff mit einem Brief ins ferne Irkutsk, um seinen Bruder vor einem Verräter zu warnen. Auf dem abenteuerlichen Ritt übersteht der Held gefährliche Prüfungen und entkommt tödlichen Gefahren. Schließlich rettet ihn die Liebe zu seiner Mutter.  
  • Die Geschichte spielt um 1860 während der Regentschaft Zar Alexanders II.

Über den Autor

Jules Verne wird am 8. Februar 1828 im französischen Nantes geboren. Sein Vater ist Rechtsanwalt und verlangt von seinem Sohn, nach der Schulausbildung ebenfalls Jura zu studieren. Zu diesem Zeitpunkt verliert sich der junge Verne bereits in seiner abenteuerlichen Fantasie, sehr zum Ärgernis des ernsten Vaters. Nach dem Wechsel von der Universität in Nantes nach Paris 1848 knüpft Verne Kontakte zu künstlerischen Kreisen. Er schreibt ein Theaterstück, das sogar zur Aufführung kommt und zum Entsetzen des Vaters von der Treulosigkeit flatterhafter Frauen handelt. Spätestens als er 1857 die Witwe Honorine Morel heiratet, die zwei Töchter mit in die Ehe bringt, muss ein soliderer Broterwerb her: Verne wird Börsenmakler. Nebenher schreibt er weiter und unternimmt größere Reisen durch Europa. Als aufmerksamer Beobachter der Erfindungen seiner Zeit – er führt eine Kartei mit Tausenden Notizen über neueste Entwicklungen – weiß Verne genau, was seine Zeitgenossen umtreibt und fasziniert. Er ist ein großer Anhänger der Luftschifffahrt und verarbeitet dies in dem Roman Fünf Wochen im Ballon (Cinq semaines en ballon, 1863). Das Buch löst eine Sensation aus. Verleger Hetzel konzipiert eine ganze Serie von „abenteuerlichen Reisen“ und gibt Verne einen festen Vertrag. In rascher Folge erscheinen Reise zum Mittelpunkt der Erde (Voyage au centre de la terre, 1864), Von der Erde zum Mond (De la terre à la lune, 1865) und Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer (Vingt mille lieues sous les mers, 1869/70). 1871 zieht Verne mit seiner Familie nach Amiens, wird Vorsitzender der dortigen Académie, kauft sich Jachten und frönt seiner Reiselust. Weitere Erfolgsromane erscheinen, unter anderem Reise um die Erde in achtzig Tagen (Le tour du monde en quatre-vingts jours, 1873) und Die geheimnisvolle Insel (L’Ile mystérieuse, 1874). Mit Auszeichnungen überhäuft und ein riesiges Werk hinterlassend, stirbt Verne am 24. März 1905.


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