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Der menschliche Faktor
Buch

Der menschliche Faktor

London, 1978
Diese Ausgabe: dtv, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Spionageroman
  • Moderne

Worum es geht

Ein Spion wie du und ich

Graham Greenes Der menschliche Faktor wird vielleicht so manchen Spionagethriller-Fan enttäuschen: Es gibt hier weder furchtlose Agenten à la James Bond noch als Kugelschreiber getarnte Schusswaffen oder langbeinige Verführerinnen. Im Gegenteil: Der Geheimagent Maurice Castle hat einen ziemlich langweiligen Bürojob. Er ist 62 Jahre alt, ein heimlicher Trinker und wünscht sich nichts sehnlicher als die Pensionierung. Doch Castle ist auch wieder nicht so gewöhnlich, wie es zu Beginn den Anschein hat ... Wie mit einem Seziermesser dringt der Autor Schicht für Schicht in die Psyche seiner Figuren ein und gibt Einblick in ihre verwüsteten Seelen. Sie leiden an dem strikten Schweigegebot in "der Firma", an der rücksichtslosen Politik während des Kalten Krieges und an einem Mangel an zwischenmenschlicher Wärme. Greene wollte den Geheimdienst nach eigener Aussage so unromantisch darstellen, wie er ihn selbst als Agent während des Zweiten Weltkriegs erlebt hatte. Der graue Dienstalltag und die menschlichen Schwächen seiner Protagonisten erzeugen eine ganz eigene Atmosphäre. Sie führen dem Leser brutal vor Augen, was so manche Geheimdienst-Opfer schmerzhaft erfahren mussten: Der beste Spion ist meist der unscheinbare Typ von nebenan.

Zusammenfassung

An einem Tag wie jeder andere

Maurice Castle, ein einfacher Beamter in der Afrika-Sektion des britischen Geheimdienstes MI6, isst Tag für Tag in derselben Londoner Kneipe zu Mittag. Es stört ihn nicht gerade wenig, als eines Tages ein interner Sicherheitscheck seine Mittagspause verkürzt: Colonel Daintry behauptet zwar, dass es sich um eine Routineuntersuchung handele. Doch Castle traut ihm nicht. Sein Kollege Arthur Davis wurde dabei erwischt, wie er einen Bericht mitnehmen wollte, um ihn beim Mittagessen zu lesen - eine Schlamperei, die ebenso streng verboten wie allgemein üblich ist. Als Castle am Abend nach Hause kommt, sind seine Nerven angespannt. Weshalb steht die Whiskyflasche nicht wie gewohnt auf dem Seitentisch? Wo ist seine Frau Sarah? Doch da kommt sie schon die Treppe herunter. Ihr Sohn Sam ist krank, deshalb hat sie Maurice nicht wie gewohnt begrüßt. Sie reicht ihrem Mann einen vierfachen Whisky. Nur sie weiß, wie viel er wirklich trinkt. Verdacht auf Alkoholismus ist in seinem Beruf gefährlich.

Vor dem Abendessen geht Castle noch kurz zu seinem schlafenden Sohn hinauf. Sams Hautfarbe ist noch dunkler als die seiner Mutter. Tatsächlich ist der 62-jährige...

Über den Autor

Graham Greene wird am 2. Oktober 1904 in Berkhamsted (Hertfordshire) in England geboren. Als Kind ist Greene ein schüchterner Junge, der sich schnell einigelt und von Gleichaltrigen abwendet. Dass sein Vater Schuldirektor ist, macht ihm den Kontakt zu anderen Kindern nicht einfacher. So wird Greene zum Einzelgänger und Außenseiter, der sich immer öfter in die fantastische Welt der Literatur flüchtet. Die Schule wird für ihn zur Qual: Sein Hass darauf wird so stark, dass er sogar Selbstmordversuche unternimmt und seine Eltern mit 15 Jahren mit dem Entschluss konfrontiert, die Schule nicht mehr zu besuchen. Die Eltern schicken ihn zu einem Therapeuten nach London, der Greene dazu ermutigt, zu schreiben. Greene beginnt ein Geschichtsstudium am Balliol College in Oxford, das er nach eigenen Angaben „betrunken und schuldengeplagt“ 1925 beendet. Es folgen mehrere Anstellungen bei unterschiedlichen Redaktionen, unter anderem beim Nottingham Journal, wo er seine spätere Frau Vivien Dayrell-Browning kennenlernt. In diese Zeit fällt auch seine Konversion zur katholischen Kirche, die sein weiteres Werk entscheidend beeinflussen wird. Eine Anstellung bei der Times führt ihn nach London. Sein erster veröffentlichter Roman Zwiespalt der Seele (The Man Within, 1929) wird so erfolgreich, dass sich Greene fortan ganz auf die Schriftstellerei konzentriert. Um neues Material zu finden und seine Abenteuerlust zu befriedigen, begibt er sich auf größere Reisen: Seinen Aufenthalt in Schweden verarbeitet er in dem Buch Ein Sohn Englands (England Made Me, 1935); Der Weg nach Afrika (Journey Without Maps, 1936) resultiert aus seiner Reise durch Liberia; seine Arbeit für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 in Sierra Leone findet Niederschlag in Das Herz aller Dinge (The Heart of the Matter, 1948); und die Erlebnisse in Mexiko fließen in Die Kraft und die Herrlichkeit (The Power and the Glory, 1940) ein. Viele von Greenes Romanen werden verfilmt, Der dritte Mann (The Third Man, 1950) wird sogar direkt für die Verfilmung geschrieben. Greene stirbt am 3. April 1991 in Vevey in der Schweiz.


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